Alexander Rosen sieht bei Hoffenheim in über einem Jahrzehnt zahlreiche Trainer kommen und gehen. Nun ist für ihn bei der TSG selbst Schluss. Der Hopp-Club macht Tabula rasa.
Der abrupte Schlusspunkt für die Ära Alexander Rosen und das Ende für zwei weitere Geschäftsführer bei der TSG 1899 Hoffenheim: Gut drei Wochen vor dem Saisonstart in der Fußball-Bundesliga hat der Hopp-Club zu einem personellen Rundumschlag in der Führungsebene ausgeholt. Nach über zwölf Jahren muss Manager Rosen, der bei der TSG immer weiter aufgestiegen war, seinen Posten mit sofortiger Wirkung räumen. Der 45-Jährige hatte noch einen Vertrag bis Sommer 2025.
Auffassungen „zu unterschiedlich“
Die Gesellschafter der Fußball-Spielbetriebs GmbH haben demnach „einstimmig beschlossen“, Rosen in seinem Amt abzuberufen, hieß es in einer Vereinsmitteilung. Während sich die Profis um den kroatischen WM-Dritten Andrej Kramaric derzeit in den Kitzbüheler Alpen auf die neue Spielzeit mit dem Pokalauftakt bei den Würzburger Kickers am 16. August vorbereiten, steht der Klub von Dietmar Hopp sportlich erst einmal führungslos da. Der mächtige Mäzen und Milliardär selbst äußerte sich zunächst nicht.
Als Grund für die Trennung von Rosen nannte Simone Engelhardt, die als Interims-Vorsitzende des eingetragenen Vereins den Mehrheitsgesellschafter vertritt, die Planung der näheren Zukunft. „Unsere Auffassungen über die künftige Ausrichtung waren am Ende zu unterschiedlich, auch mit Blick auf die anstehende Saison, in der die TSG wieder international spielt und in der Europa League antritt“, sagte Engelhardt. Rosen wurde in der Mitteilung nicht zitiert.
Noch keine Verpflichtungen
Doch der 45 Jahre alte Rosen ist nicht der einzige Geschäftsführer, der seinen Posten nicht behalten wird. Auch für Denni Strich und Jan Mayer geht es in dieser Position nicht weiter. Strich habe die Gesellschafter um die Auflösung seines Vertrags zum 31. Oktober dieses Jahres gebeten, hieß es. Mayer soll sich künftig stärker um die Arbeit im TSG ResearchLab kümmern.
Vor einem Jahr bezeichnete es der Klub noch als „überfälligen Schritt, die sportliche Verantwortung direkt in der Vereinsspitze zu verankern“ – nun sind alle drei damals zu Geschäftsführern ernannte Funktionäre wieder weg. Übrig bleibt der Jurist Markus Schütz, der erst in diesem Sommer zum Verein stieß.
„Der Klub ist so breit und stark aufgestellt, dass die anstehenden Aufgaben zunächst intern gut aufgefangen und erfolgreich bewältigt werden können“, sagte Engelhardt. Die anstehenden Aufgaben nach dem Wegfall von gleich drei Geschäftsführern sind riesig. Sie beinhalten unter anderem die Kader- und Transferplanung eines Clubs, der in diesem Sommer noch keine einzige Verpflichtung getätigt hat.
Rosen hielt an Matarazzo fest
Die Lücke, die Branchenkenner Rosen hinterlassen wird, ist groß. Der Ex-Profi wurde zu einem Gesicht des Bundesligisten im Kraichgau. Er beförderte unter anderem den heutigen Bundestrainer Julian Nagelsmann als absoluten Branchenneuling zum Chefcoach.
Am aktuellen Trainer Pellegrino Matarazzo hielt Rosen in einer schwierigen Phase im Abstiegskampf fest. Der Lohn war in der darauffolgenden Saison der Einzug in die Europa League.
Schicker schaffte früh Klarheit
Die Bewertungen über Rosen gingen im Klub in der jüngeren Vergangenheit deutlich auseinander. Die TSG gilt als exzellenter Ausbildungsverein, der verlässlich herausragende Talente wie EM-Teilnehmer Maximilian Beier hervorbringt und dann gewinnbringend verkauft. Andererseits hatte sich der Sportchef nach immer wieder hohen Einnahmen durch Verkäufe zuletzt auch einige teure Transfer-Flops geleistet.
Rosen wurde erst vor einem Jahr zum Geschäftsführer befördert, doch es gab immer wieder Gerüchte um seine Ablösung. Im Mai warb die TSG so lange offensiv um Andreas Schicker von Sturm Graz, bis sich der Sportchef öffentlich erklärte und sich zu einer Zukunft bei Österreichs Meister bekannte. Er wolle frühzeitig Klarheit schaffen, sagte Schicker. Genau das hat die TSG in den vergangenen Wochen und Monaten verpasst.