Nach fast zwei Wochen gewaltsamer Unruhen im französischen Überseegebiet Neukaledonien sind am Samstag die ersten französischen Touristen evakuiert worden. Wie ein AFP-Reporter berichtete, wurden die Menschen am Samstag von einem Flugplatz in der Hauptstadt Nouméa an Bord von Militärmaschinen nach Australien und Neuseeland gebracht. Von dort fliegen sie mit kommerziellen Flügen zurück nach Frankreich.
„Die Maßnahmen zur Rückführung von Ausländern und französischen Touristen werden fortgesetzt“, hieß es in einer Erklärung des Hochkommissariats von Neukaledonien, das den französischen Staat auf der Inselgruppe im Südpazifik vertritt. Australien und Neuseeland hatten bereits am Dienstag damit begonnen, ihre Staatsbürger auszufliegen. Neukaledoniens internationaler Flughafen La Tontouta bleibt angesichts der angespannten Lage noch bis mindestens Dienstag geschlossen.
Frankreichs Ministerin für Überseegebiete, Marie Guévenoux, die sich aktuell vor Ort befindet, sagte dem Radiosender Franceinfo, die Situation vor Ort bleibe „schwierig“. Jedoch gewännen die Ordnungskräfte „nach und nach wieder an Boden“.
In der Nacht zum Samstag mussten in der Hauptstadt Nouméa 35 Menschen über das Meer evakuiert werden, nachdem ein Haus im Stadtteil Kaméré in Brand gesteckt worden war und es weitere Plünderungen gegeben hatte.
Die Ausschreitungen in dem französischen Überseegebiet hatten am 13. Mai begonnen. Auslöser ist eine von Frankreich geplante Änderung des Wahlrechtes für die Provinzwahlen. Diese sieht vor, dass Festlandfranzosen, die sich in Neukaledonien niedergelassen haben, früher als bisher an den Wahlen teilnehmen dürfen.
Die ursprüngliche Bevölkerung der Inselgruppe, die Kanaken genannt werden und etwa 40 Prozent der Bevölkerung ausmachen, befürchten dadurch eine Verringerung ihres Einflusses gegenüber den Festlandfranzosen.
Angesichts der Proteste, die bislang sieben Todesopfer forderten, reiste Frankreichs Präsident Emmanuel Macron am Donnerstag in das rund 17.000 Kilometer vom französischen Festland entfernte Überseegebiet. Bei seinem Kurzbesuch rief er zur Besonnenheit auf und zeigte sich auch mit Blick auf die Reform des Wahlrechts kompromissbereit. Er habe sich dazu verpflichtet „die Reform nicht durchzuboxen“, betonte der französische Staatschef.
Nach einem Treffen mit Macron wiederholte die größte Unabhängigkeitsbewegung FLNKS ihre Forderung nach einer Rücknahme der Reform. Dies sei „eine Voraussetzung für die Beendigung der Krise“, hieß es am Samstag in einer Erklärung.
Frankreich hatte die Inselgruppe Neukaledonien östlich von Australien, wo es unter anderem bedeutende Nickel-Vorkommen gibt, Mitte des 19. Jahrhunderts kolonisiert.