Die Nachfrage nach E-Autos bricht zusammen, und das ist nur folgerichtig. Die meisten Fahrer sollten sich jetzt auf keinen Fall ein E-Auto kaufen.
Der Verkauf von E-Autos stockt – und wer ist schuld? Der verstockte Bürger, der sentimental an seinem Verbrenner hängt und so die Klimaziele seiner Regierung unterläuft? Oder der verunsicherte Konsument, der die Segnungen der neuen Technik noch nicht verstanden hat? Man muss dabei gar nicht ins Gefühlige gehen, um zu erfahren, warum E-Autos nicht oder wenig gekauft werden.
Zuerst fehlt ein überzeugender Grund, es gerade jetzt zu tun. Diesen Impuls setzen Subventionen. Mit dem Argument „ein Drittel zahlt der Staat!“ sollen heute Wärmepumpen an den Mann gebracht werden. Bei Subventionen kann man nicht ewig abwägen, irgendwann laufen sie aus. Also muss man zuschlagen. Ob es vernünftig ist oder nicht, bei Steuersparmodellen und extra Staatsgeld setzt in Deutschland schnell der Verstand aus. Den Kaufanreiz durch pralle Subventionen gibt es bei E-Autos nicht mehr.
E-Autos sind für die Masse der Kunden viel zu teuer
Also muss sich das Produkt beweisen. Und da tut sich das E-Auto schwer. Die Fans der Stromer trumpfen bei diesem Argument mit all dem auf, was E-Autos alles können. Batterien, die 1000 Kilometer Reichweite ermöglichen und länger halten, als man lebt. Beschleunigungen wie ein Supersportwagen und Ähnliches.
Das ist alles richtig, die Apologeten vergessen nur eine Kleinigkeit dabei: das Preisschild. E-Autos liegen beim Preis weit über dem, was der Standard-Kunde für ein Auto investieren kann oder will.
Es ist nicht so, als würde sich der Normalbürger sonst nur zwischen Mercedes-AMG und Porsche 911 entscheiden. Wie sah der klassische Verbrennermarkt aus? Den größten Anteil hatte das Segment um Opel Corsa, Ford Fiesta und VW Polo inklusive der Varianten aus diesen Baureihen. In der Masse haben diese Wagen unter 16.000 Euro gekostet. Besser ausgestattet als Tageszulassung oder Jahreswagen. Oder der Klassiker: Einstiegsmotor plus Händlerausstattung für um die 12.000 Euro.
STERN E-Auto-Bashing-Meinung 15.30
Für diese Käuferschicht gibt es schlicht keine E-Autos. Die günstigsten Modelle wie Fiat 500e (mit mickrigen 23,8 kWh Akku) oder Opel Corsa Electric Yes (immerhin 50 kWh) laufen sich bei 30.000 Euro warm. Dummerweise haben sich die Löhne aber nicht verdoppelt, also bleiben die Wagen stehen. Auch das Argument, es gebe günstige E-Autos, die als Zweitwagen taugen, kann man sich auf der Zunge zergehen lassen. Ja, im Multi-Car-Haushalt der Top-Verdiener ist neben Roadster und Full-Size-SUV sicher Platz für einen kleinen Stromer.
In anderen Teilen der Welt hat man das Preisproblem erkannt und bietet brauchbare E-Fahrzeuge unter 14.000 oder gar 10.000 Euro an. In Deutschland wird das nicht passieren. Im Gegenteil, mit Auflagen und Strafzöllen sperrt die Kommission preiswerte E-Autos dauerhaft aus der EU aus.
Leihen ist besser als kaufen
Ist das Geld so üppig, dass man sich ein E-Auto leisten kann, heißt das noch lange nicht, dass man diesen erheblichen Mehrpreis fürs individuelle Fortkommen auch bezahlen will. Man könnte das Geld in Reisen oder eine Wärmepumpe investieren. Angenommen, es sollte auf jeden Fall ein E-Auto sein, dann spricht nichts dagegen, ein E-Auto zu fahren. Nur sollte man es nicht kaufen. Im Leasing und in der Langzeitmiete sind die Fahrzeuge weit aggressiver bepreist als im Verkauf. Man kommt billiger zum E-Auto. Nach Ablauf des Vertrages kann man es einfach abgeben und trägt nicht das finanzielle Risiko des Wiederverkaufes. Da sieht es nämlich schlecht aus, gebrauchte E-Autos sind abgesehen von wenigen Typen kaum zu verkaufen und wenn, dann zu sehr schlechten Preisen. Die aktuellen Modelle stellen die vorhergehende Generation in den Schatten, darum werden die Gebrauchten zu Ladenhütern.
E-Autos werden immer besser, warten lohnt sich
Das größte Problem des Marktes lässt sich mit einem Paradox beschreiben: Gerade dann, wenn man an die Zukunft des E-Mobils glaubt, sollte man heute keines kaufen. Denn eines ist sicher: Die E-Autos, die in vier oder fünf Jahren auf den Markt kommen, werden die Modelle von heute deklassieren. Man wird für weniger Geld ein weit besseres Fahrzeug bekommen. Das hört sich gut an, doch Otto-Normalverbraucher übersetzt das so: „Gut, dann warte ich noch einmal.“
Jemand, der den Kauf eines Neu- oder Jahreswagens erwägt, fährt meist kein Auto, das am nächsten TÜV scheitern wird. So wie der Verfasser. Bete ich unseren Familien-Verbrenner an? Nein. Das ist ein stinknormaler, ganz gut ausgestatteter Seat Alhambra. 100.000 Kilometer auf der Uhr und zwei kleine Schrammen an der Seite. Fährt sogar über 200 km/h und kommt ohne die neuen Nerv-Assistenten aus.
Man könnte ihn austauschen, wenn man denn unbedingt was Neues fahren will. Muss ich aber nicht. Auch keinen Verbrenner. Ich kann auch einmal zum Lackdoktor fahren und dann „Innenraumaufbereitung komplett“ buchen und den Alhambra noch vier, fünf oder sechs Jahre fahren. Das ist die rationale Lösung. Und die Planungsziele der Regierung? Die sind mir bei einer Entscheidung von 30.000 Euro aufwärts vollkommen egal.