Kriminalität hin oder her: Viele Fußgänger und Radfahrer durchqueren den „Görli“, um von nach A nach B zu kommen. Mit der geplanten nächtlichen Schließung wird das komplizierter.
Die beabsichtigte nächtliche Schließung des Görlitzer Parks wird auch zum Thema für Radler und Fußgänger: Wegen der Bedeutung als Verkehrsachse sollte die Anlage aus Sicht des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs wirklich nur in den Nachtstunden geschlossen sein. „Keine Lösung wäre es, die Parköffnung ausschließlich an das Tageslicht zu koppeln“, sagte ADFC-Sprecher Karl Grünberg auf Anfrage.
„Gerade in den Abend- und Morgenstunden nutzen viele Fahrradfahrerinnen und Fahrradfahrer die Wege durch den Park, um zur Arbeit oder nach Hause zu gelangen.“ Mit der Schließung des Parks entstünden Umwege von bis zu 1,2 Kilometer für Fußgänger und Radfahrer, um vom Wrangelkiez in den Reichensbergerkiez zu kommen.
Fußgänger-Verein: Licht und weiteinsehbare Wege nötig
Auch der Verein Fuss e.V., der sich für die Rechte von Fußgängern im Straßenverkehr engagiert, sieht bei einer Schließung Nachteile durch Umwege. Allerdings nehmen diese aus Sicht von Vorstand Roland Stimpel bereits viele Menschen aus Sicherheitsgründen in Kauf. „Es ist letztlich egal, ob Menschen wegen eines Zauns nicht durch den Park gehen können oder weil sie Angst haben“, so Stimpel. „Wirklich offen ist der Park nur, wenn den Menschen die Angst genommen wird.“ Nötig seien Licht, weithin einsehbare Wege – und die Gewissheit, dass man nicht behelligt werde beispielsweise von Drogenhändlern.
Drehkreuze und neue Beleuchtung für Park
Der Berliner Senat will mit Eingangstoren und einer nächtlichen Schließung des Parks in Kreuzberg Drogenkriminalität und Auseinandersetzungen eindämmen. Dieser Tage hatte die Senatsverwaltung für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt Details zum Zaunbau genannt. Demnach sollen dauerhaft barrierefreie Drehkreuze an bis zu 19 Standorten im Park errichtet werden, die entweder in die Bestandsmauer oder den neuen Zaun integriert werden sollen. An der Görlitzer Straße soll ein Teil der Mauer entfernt und durch „hochwertige Zaunelemente“ ersetzt werden, wie es in der Antwort auf eine parlamentarische Anfrage der Linken-Abgeordneten Elif Eralp und Katalin Gennburg hieß.
Die Kosten dafür werden demnach weiterhin auf 1,2 Millionen Euro geschätzt. Hinzu kommen 900.000 Euro für eine neue Beleuchtung und jährlich mindestens 800.000 Euro für Personal, das die nächtliche Schließung umsetzt. Umgesetzt wird das Projekt von der landeseigenen Grün Berlin GmbH. Dies habe derzeit 140.000 Euro eingeplant für „Unvorhergesehenes“. Die Vergabeunterlagen für den Bau sollen im August veröffentlicht werden.
Bezirk wehrt sich weiter juristische gegen Senatspläne
Der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg wehrt sich unterdessen weiter gegen die Senatspläne und geht gerichtlich dagegen vor – bislang ohne Erfolg. Das Verwaltungsgericht Berlin hatte im Eilverfahren entschieden, der von den Grünen geführte Bezirk habe „kein Abwehrrecht“ gegen den Eingriff und die Entscheidung des Senats. Er sei keine eigenständige Gemeinde, sondern nehme Aufgaben als nachgeordneter Teil der Einheitsgemeinde Berlin wahr.
Das Bezirksamt gibt sich mit dieser Entscheidung nicht zufrieden und hat Beschwerde dagegen beim Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg eingelegt. Wann sich die Richter dort der Sache annehmen, ist nach Angaben einer Gerichtssprecherin noch offen.