Tierseuche: Schweinepest in drei neuen Betrieben – Krisenstab

Für betroffene Bauern ist es eine Katastrophe: Die Afrikanische Schweinepest hat sich in Hessen weiter ausgeweitet. Zu ihrer Eindämmung können auch Urlauber beitragen.

Nach dem Ausbruch der Afrikanischen Schweinepest im Juni im Kreis Groß-Gerau ist die Tierseuche hier nun in drei weiteren Betrieben festgestellt worden. Derweil haben sich Bund und Länder über die weitere Eindämmung der Seuche ausgetauscht. Zugleich sind in Südhessen auch die Jäger massiv gefordert.

Die neu im Kreis Groß-Gerau betroffenen Landwirte halten jeweils 9, 33 und 158 Hausschweine, einer von ihnen zudem etwa 50 Wildschweine in einem Gehege, wie das hessische Landwirtschaftsministerium in Wiesbaden mitteilte. 

Alle schweinehaltenden Betriebe in der Region würden gegenwärtig von den Behörden aufgefordert, ihre Bestände täglich auf Krankheiten zu untersuchen und diese dem Veterinäramt des Kreises zu melden. Dies sei auch in den drei neuen Fällen geschehen. Das Landeslabor bestätigte laut Ministerium alle Verdachtsfälle. 

Schusswaffeneinsatz bei betroffenen Wildschweinen

„Darüber, wie das Virus in die Bestände eingetragen wurde, kann aktuell noch keine Aussage getroffen werden. Die Untersuchungen der Tierseuchenexperten des Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI) dauern noch an“, hieß es weiter. Neben den Hausschweinen würden auch die Wildschweine der neu betroffenen Betriebe von einem Spezialunternehmen getötet: „Anders als bei Hausschweinen wird hier allerdings auf die Erlegung unter Einsatz einer Schusswaffe zurückgegriffen.“ 

Eine großangelegte Kadaversuche mit Hunden und Drohnen dient laut dem Landwirtschaftsministerium dazu, ein sogenanntes Kerngebiet des Geschehens sowie eine Restriktionszone festzulegen. Elektrozäune um das Kerngebiet sollen die Wanderung infizierter oder erkrankter Tiere nach außen verhindern. „In absehbarer Zukunft wird auch eine feste Umzäunung um das Kerngebiet herum aufgestellt“, teilte das Ministerium weiter mit. Rund 17 000 Hektar wurden bereits abgesucht und vorerst 64 positive Fälle entdeckt. 

Infokampagne für Urlauber

Nach den Bund-Länder-Beratungen im „Zentralen Krisenstab Tierseuchen“ kündigte die Staatssekretärin im Bundesagrarministerium, Silvia Bender, auch den Start einer Infokampagne im Sommerreiseverkehr etwa an Autobahnraststätten an, um Menschen für das Thema zu sensibilisieren. „Im Zweifel reicht schon ein achtlos weggeworfenes Wurstbrot, denn das Virus kann auch über infizierte Lebensmittel eingeschleppt werden“, betonte Bender. 

Der Bund und das Friedrich-Loeffler-Institut unterstützten die Länder bei Untersuchungen oder der Abstimmung von Maßnahmen mit der EU. Der Zentrale Krisenstab sei am Donnerstag einberufen worden, um Erkenntnisse zu teilen und das weitere Vorgehen zu besprechen, teilte das Bundesministerium mit. Dem Gremium gehören die Amtschefs der Ministerien von Bund und Ländern an. Für Wild- und Hausschweine ist die Viruserkrankung nicht heilbar und verläuft fast immer tödlich. Für Menschen und andere Tierarten ist sie laut Bundesagrarministerium ungefährlich – auch, wenn man Fleisch infizierter Tiere verzehre.

Kadaversuchhunde im Einsatz

Der Sprecher des hessischen Landesjagdverbandes, Markus Stifter, sagte der Deutschen Presse-Agentur, mit Wildkameras werde die Population der Wildschweine überwacht und mit rund 50 ausgebildeten Kadaversuchhund-Gespannen nach toten Tieren gesucht. Zudem würden weiter Bauern bei der Ernte unterstützt – hier gehe die Hauptzeit aber dem Ende zu.

„Derzeit sind noch rund 20 Drohnen täglich im Ernteeinsatz unterwegs, da die abzuerntenden Flächen am selben Tag vor der Ernte mit einer Wärmebilddrohne überflogen werden müssen“, erklärte Stifter. „So soll möglichst ausgeschlossen werden, dass sich lebende oder auch tote Wildschweine in den Ackerflächen befinden.“ Schwarzwildkadaver könnten ansonsten etwa das Getreide mit dem Virus kontaminieren, möglicherweise infizierte Tiere könnten vertrieben werden und die Krankheit verbreiten. 

Qualvoller Tiertod

„Wir sind auf verschiedenen Ebenen aktiv, um diese fürchterliche Seuche mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln zu bekämpfen und lokal zu begrenzen“, bekräftigte der Sprecher des Landesjagdverbandes. „Es ist nahezu unerträglich zu sehen, wie die Wildschweine so qualvoll verenden.“ Auch die Landwirte mit Schweinehaltung litten massiv, einige Betriebe dürften wirtschaftlich vor dem Aus stehen. Stifter warb bei den Bürgerinnen und Bürgern für Verständnis etwa für die Leinenpflicht. Diese sei wichtig im Kampf gegen das Virus, auch wenn die Schweinepest für Menschen und Haustiere keine Gefahr darstelle.