Martin Kind ist ein kritischer Geist im deutschen Profifußball. Und so hat er der langjährige Chef des Zweitligisten Hannover 96 auch an der Arbeit der DFL-Führung einiges auszusetzen.
Martin Kind hat die Führung der Deutschen Fußball-Liga (DFL) und dessen Aufsichtsratsvorsitzenden Hans-Joachim Watzke massiv kritisiert. „Was hat sich unter Watzke in den letzten Jahren verändert? Da finde ich wenig bis gar nichts“, sagte der vor Kurzem als Profifußball-Chef des Zweitligisten Hannover 96 abgesetzte Unternehmer im Interview der „Sport Bild“. Kind befindet sich seit Jahren mit der DFL im Streit über die Auslegung der 50+1-Regel, die im Kern besagt, dass Investoren keine Stimmmehrheit in den Vereinen haben dürfen.
Vor allem der nach Fan-Protesten abgesagte Einstieg eines Investors bei der DFL stößt dem 80-Jährigen noch immer auf. „Die Verhandlungen mit den Investoren wurden ohne Vorinformationen abgebrochen. Das ist nicht professionell, dadurch verliert man am Kapitalmarkt viel Vertrauen“, sagte er. „Und noch schlimmer: Durch den Abbruch wurde der Ultras-Szene vermittelt: „Ihr müsst nur Tennisbälle werfen, dann werden wir unsere Entscheidung nicht durchsetzen.““
Nach Fan-Aktionen, die auch zu zahlreichen Spiel-Unterbrechungen von Liga-Spielen führten, hatte das DFL-Präsidium im vergangenen Februar den geplanten Investoren-Einstieg gestoppt. „Der deutsche Profifußball steht inmitten einer Zerreißprobe“, hatte Watzke festgestellt, der auch Geschäftsführer von Borussia Dortmund ist.
Kritik auch an Bundesliga-Funktionäre
Kind sieht generell in der Bundesliga wenig Bereitschaft für langfristiges Denken. „Die Verantwortlichen in den Vereinen konzentrieren sich im Wesentlichen auf die Ist-Situation. Die Bereitschaft zu Veränderung und Weiterentwicklung ist wenig ausgeprägt“, sagte er in dem „Sport Bild“-Interview. „Es entsteht der Eindruck, dass Macht, Privilegien und Einkommen das Denken überwiegend prägen.“
Auf die Frage, ob sich eine negative Funktionärs-Blase in der Bundesliga entwickelt habe, sagte er: „Aus meiner Sicht ja.“