Im Vergleich zu Joe Biden wirkte Donald Trump oft agil. Doch der US-Präsident ist raus aus dem Wahlkampf. Nun muss sich der 78-jährige Trump Fragen zu seiner Fitness gefallen lassen.
Joe Biden, 81 Jahre, ältester US-Präsident aller Zeiten, ist nicht länger ältester Präsidentschaftskandidat aller Zeiten. Dieser Titel geht ab sofort an Donald Trump, 78 Jahre, zwischen 2017 und 2021 ältester US-Präsident aller Zeiten. Von der unerwarteten Verjüngungskur durch den Kandidaturverzicht Bidens wird aber nicht der jüngere der beiden Alten profitieren, denn nun werden Trumps Gesundheit und Fitness zum Wahlkampfthema.
CT-Check nach Attentat auf Donald Trump
Es ist gerade einmal zwei Wochen her, als der 20-jährige Thomas Matthew Crooks ein Gewehr auf den Republikaner richtete und ihn beinahe getötet hätte. Trump überlebte vielleicht nur, weil er in der entscheidenden Sekunde seinen Kopf leicht gedreht hatte. Eine Kugel traf sein Ohr, weitere Geschosse töteten einen hinter dem Ex-Präsidenten sitzenden Feuerwehrmann, und verletzten zwei weitere. Trump selbst blieb ansonsten unversehrt – zumindest nach allem, was man weiß.
Älteste Staatsoberhäupter der Welt 15:07
Tatsächlich aber ist das nicht allzu viel. Eine Woche nach dem Attentat hat der Mediziner Ronny Jackson einen Brief zu Trumps Zustand veröffentlicht. Danach sei eine rund zwei Zentimeter kleine Schusswunde am Ohr versorgt und eine Computertomografie des Kopfes gemacht worden. Ergebnis der Untersuchung: unklar, Details wurden nicht bekanntgegeben. Jackson fügt noch an, dass er Trump noch am Abend des Attentats habe Golf spielen sehen.
„Krankheit als unentschuldbare Schwäche“
In den zahlreichen Biografien über die Trumps wird immer wieder beschrieben, wie Großvater und Vater Härte gegen sich und andere zum Maß aller Dinge erkoren haben. „Meine Familie betrachtet Krankheit als unentschuldbare Schwäche“, erzählte Mary Trump, Donalds Nichte, einmal in einem Interview. Ihre Oma Mary Anne habe unter Osteoporose gelitten, Pflege und Physiotherapie aber seien von Fred Trump, Donalds Vater abgelehnt worden. „Immer wenn sie Schmerzen hatte, sagte er in ihrem Namen: ‚Alles ist großartig‘ und verließ den Raum“, so Mary Trump.
Joe Biden Kommentar Wähler 0845
Wie besessen Donald Trump von der eigenen Unverwundbarkeit ist, zeigte sich im Herbst 2020. Damals hatte er sich Corona eingefangen, verschwand im Krankenhaus, präsentierte sich aber bereits drei Tage später wieder auf dem Balkon des Weißen Hauses. Trotzig riss er sich dabei die Maske vom Gesicht. Später stellte sich heraus, dass seine Lungen entzündet waren und die Sauerstoffsättigung seines Blutes einen kritischen Wert unterschritten hatte.
Wie groß ist Donald Trump genau?
Für Erheiterung dagegen sorgte noch der erste Medizincheck Trumps als US-Präsident zwei Jahre zuvor. Darin attestierte Arzt Ronny Jackson dem damals 72-Jährigen eine weitgehend gute Gesundheit, nur auf das Thema Gewicht müsse der Patient etwas achten. Ein paar Kilo zu viele habe Trump, schrieb Jackson damals. Der errechnete Body-Mass-Index von 29,9 aber teilte etwas anderes mit: Der mächtigste Mann der Welt steht kurz vor der Fettleibigkeit.
Zweifel an der Aussagekraft dieser Daten keimten damals schon auf, denn offiziell wurden Größe und Gewicht mit 1,90 Meter und 108 Kilo angegeben. Auf manchen Bildern aber ist Trump neben Barack Obama zu sehen, auf denen beide gleich groß zu sein scheinen. Der Amtsvorgänger misst aber „nur“ 1,87 Meter. Bei dieser Größe würde Trumps BMI über den kritischen Wert von 30 steigen. Doch: nichts Genaues weiß man nicht.
Kognitiven Test gemeistert
Das gilt für fast alle Untersuchungen, die der Präsidentschaftskandidat der Republikaner seitdem absolviert hat. Vor dem Attentat wurde Donald Trump laut der „Washington Post“ im Herbst 2023 bei einem Arzt vorstellig. In drei Absätzen erklärte der Mediziner Bruce Aronwald danach, dass der frühere Präsident in „exzellenter körperlicher und geistiger Verfassung“ sei und es daher keinen Grund gebe, weitere Details zu veröffentlichen. Ebenfalls unbekannt ist das genaue Ergebnis eines kognitiven Tests, den Trump noch als US-Präsident „gemeistert“ habe, wie Ronny Jackson sagte.
In letzter Zeit mehren sich zudem die Fragen, ob der Ex-Präsident tatsächlich noch frisch und dynamisch ist, oder ihn der Vergleich mit dem tattrigen Joe Biden nur so wirken ließ. Während des Schweigegeld-Prozesses gegen Trump im Frühjahr schien es öfter so, als würde der Angeklagte einfach mal wegdämmern. Auf Wahlkampfveranstaltungen neigt der Präsidentschaftskandidat zu ausschweifenden, wirren Monologen. Auch ist nicht immer klar, ob er sich überhaupt noch im Gestrüpp seiner eigenen Lügen und Halbwahrheiten zurecht findet.
Plötzlich sieht der Ex-Präsident sehr alt aus
Wenige Tage vor Bidens Rückzug fanden mehr als zwei Drittel aller Amerikaner, dass er zu alt für eine zweite Amtszeit sei. Bei Trump waren knapp 40 Prozent dieser Ansicht. Nun aber, wo der Republikaner gegen eine deutlich jüngere Kontrahentin wird antreten müssen, dürfte er bald so alt aussehen, wie er nun mal ist: 78 Jahre.
Quellen:Statista, „Washington Post“, DPA, AFP, Reuters, Ärzteblatt, Data for Progress