In Hollywood scheint es inzwischen einen regelrechten Wettbewerb darum zu geben, welcher Star sich am extremsten auf seine Rolle vorbereitet. Ein kleiner Blick in die Filmgeschichte.
Manchmal reicht es Schauspielern nicht, ihre Rolle ganz einfach nur – nun ja: – zu spielen. In solchen Fällen entwickeln sie den Ehrgeiz, sich regelrecht in jemand ganz anderen zu verwandeln. Dann essen sie monatelang nur Kalorienbomben oder ernähren sich nur noch von Haferflocken und gefiltertem Leitungswasser, um ihre Filmfigur überzeugend darstellen zu können.
Besonders aufreibend wird das Schauspielerleben allerdings, wenn ein Star glühender Anhänger des so genannten „Method Acting“ ist. Es war der russische Schauspieler und Regisseur Konstantin Stanislawski, der diese Theorie schon Ende des 19. Jahrhunderts in die Welt setzte. Er vertrat die Ansicht, dass sich ein Darsteller ganz besonders intensiv mit seiner Rolle auseinandersetzen sollte. Stanislawski regte an, dass ein Schauspieler auf eigene Erfahrungen zurückgreifen solle, um Emotionen wirklich angemessen darstellen zu können. Problem: Was, wenn man einen psychisch instabilen Baggerfahrer darstellen soll, man aber noch nie im Leben einen Bagger gefahren ist? Da bleibt nur eines: Baggerfahr-Praktikum! Am besten ein Jahr lang!
In den 30er-Jahren wurde Stanislawskis System von den Schauspiellehrern Lee Strasberg und Stella Adler in den USA verbreitet. Marlon Brando lernte sein Handwerk bei ihnen und machte die Methode mit seinen Auftritten in „Endstation Sehnsucht“ und „Der Wilde“ weltberühmt. Die russische Lehre schien zum größten Erfolgen zu führen.Christian Bale wird 50 6:13
Hollywood und die PR-Maschine
Seitdem scheint es in bestimmten Kreisen in Hollywood einen regelrechten Wettbewerb darum zu geben, wer die extremsten Wege findet, sich mit seiner Rolle zu identifizieren und seiner Figur nahe zu kommen. Und man muss ja auch zugeben: Ein PR-Termin ist einfach interessanter, wenn ein Schauspieler irgendeine verrückte Geschichte zu erzählen hat, statt nur davon zu schwärmen, wie wunderbar die Zusammenarbeit mit Regisseur XYZ war.
Man könnte es mit dem Method Acting und all seinem Pathos der Authentizität allerdings auch halten wie Sandra Hüller, die dem ultrarealistischen System neulich ganz nebenbei den Todesstoß versetzte. Auf die Frage einer Reporterin, welche speziellen Vorbereitungen sie denn für eine ganz besonders intensive und gelungene Szene getroffen habe, antwortete sie: „Da muss ich sie enttäuschen. Da ist nicht viel. Ich habe einfach meinen Text auswendig gelernt.“