Für Tech-Milliardär Elon Musk ist der Rückzug von Joe Biden gleich ein doppeltes Fest: Erstens feiert er sich selbst für seine Plattform X, zweitens sieht er seinen Favoriten Donald Trump damit noch weiter vorne.
Als Inhaber der Social-Media-Plattform X, vormals Twitter, hat Elon Musk eine laute Stimme. Nicht nur folgen dem Milliardär dort mehr als 190 Millionen Profile, auch bei Menschen, die seine Beiträge nicht abonniert haben, taucht er auf den Startseiten auf. Das macht es schwer, seine Ambitionen im US-Wahlkampf zu übersehen. Diesmal ist er besonders engagiert, denn geht es nach ihm, muss Trump um jeden Preis gewinnen.
Das betonte Musk insbesondere nach dem Rückzug von Joe Biden aus dem Wahlkampf. Musk und Biden gelten als verkracht, groß war die Freude des Tesla-Chefs über die Entscheidung des US-Präsidenten. Den Anfang machte Musk mit einer bloßen Zustimmung. Doch der Beitrag, den er seinem Millionenpublikum servierte, hatte es bereits in sich.
Eine Person schrieb: „Joe hat gerade aufgegeben. Die demokratische Elite, die Medienkonzerne und die milliardenschweren Geldgeber haben erfolgreich Druck auf den von den demokratischen Wählern gewählten Kandidaten ausgeübt, damit er aufgibt, weil er in den Umfragen zurückliegt und verliert. Die Demokraten zerstören die Demokratie in ihrem Streben nach Macht.“ Musk verbreitete den Beitrag und schrieb dazu „Exakt.“
„Sie fürchten Trump, weil er keine Marionette ist.“
Dem beinahe verschwörungstheoretischen Posting gab Musk anschließend noch mehr Zündstoff: „Ich habe letzte Woche gehört, dass er genau zu diesem Zeitpunkt zurücktreten würde. Das war in DC allgemein bekannt. Die wirklichen Mächte, die an der Macht sind, entledigen sich der alten Marionette zugunsten einer, die eine bessere Chance hat, die Öffentlichkeit zu täuschen. Sie fürchten Trump, weil er keine Marionette ist.“ Von wem oder woher er diese Information angeblich hatte, führte er nicht aus.
Im Anschluss machte Musk erneut sehr deutlich, in welchem Lager er sich bei dieser Wahl sieht – falls das durch die angeblichen monatlichen Spenden in Höhe von 45 Millionen US-Dollar an Trump noch nicht klar genug wurde. Musk schrieb: „Meine klügsten Freunde, einschließlich derer, die in der San Francisco Bay Area leben und ihr Leben lang Demokraten waren, sind begeistert von Trump/Vance. Ich glaube an ein Amerika, das die Freiheit des Einzelnen und seine Verdienste maximiert. Das war früher die Demokratische Partei, aber jetzt ist das Pendel auf die Republikanische Partei übergesprungen.“
Im weiteren Verlauf seiner Beiträge zelebrierte Musk, dass die Nachricht über Bidens Rückzug nicht zuerst in den klassischen Medien erschien, sondern auf seiner Plattform. Tatsächlich hatte Joe Biden den Brief, in dem er sich erklärt, zuerst auf X veröffentlicht. Das ist sowohl mit Blick auf die Beziehung zwischen Musk und ihm als auch unter Berücksichtigung der Wahlwerbung, die Musk für Trump fährt, durchaus kurios.
Egal ob Joe Biden oder Kamala Harris – Musk will Trump
Was Musk von Vizepräsidentin Kamala Harris hält, teilte er ebenfalls zeitnah mit der Welt. Dafür zitierte er ein Video von Harris, in dem sie sich einer Gruppe von Menschen in ungewohnter Weise mit Pronomen und Definition ihrer Kleidung vorstellt und schrieb dazu nur: „Stellt euch vier Jahre davon vor…“. Was Musk ausließ, war – wie oft – Kontext. Das kritisierte Video von Harris aus dem Juli 2022 entstand während eines Treffens mit leitenden Persönlichkeiten für Behindertenrechte. Harris sprach vor diesem Hintergrund so inklusiv wie möglich und gab blinden Zuhörern eine Beschreibung ihrer Kleidung. Das kann man krisitieren und ins Lächerliche ziehen, es macht aber keinen Sinn und lässt keinerlei Wertung der Arbeit von Harris zu.
Einen vorerst letzten geschmacklosen Witz über Biden ließ er sich nicht nehmen. Bereits am 18. Juli veröffentlichte Musk ein Bild eines Fischers mit den Worten: „Sie fahren mit Biden bald zum Fischen raus“. Nun zitierte er sich selbst und fügte an: „Armer Fredo“. Die Kombination aus Bild und Kommentar sind mutmaßlich eine Anspielung auf den Film „Der Pate – Teil II“, in dem Fredo Corleone während eines angeblichen Angelausflugs ermordet wird. Auch das greift die Theorie auf, dass jemand anders die Entscheidung für Joe Biden getroffen haben könnte.
Elon Musk, der vor wenigen Jahren zwar auch schon Schwierigkeiten mit Biden hatte, sich bei der zurückliegenden Wahl aber nicht für Trump aussprach, fiel in jüngerer Vergangenheit immer wieder mit einer sehr rechtskonservativen Einstellung auf. Noch 2022 erklärte er, traditionell immer für die Demokraten gewählt zu haben, sich bei der kommenden Wahl aber vermutlich umentscheiden zu wollen. Spätestens seit seiner Übernahme von Twitter, welches er in X umbenannte, lässt sich bei dem Tech-Milliardär ein merklicher Rechtsruck feststellen.