Das leichte Wirtschaftswachstum im ersten Quartal ist von einem höheren Investitionsvolumen und steigenden Exporten getragen worden. Das Statistische Bundesamt in Wiesbaden bestätigte am Freitag seine erste Schätzung eines Anstiegs des Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 0,2 Prozent im Vergleich zum Vorquartal. Schwach entwickelten sich hingegen die privaten Konsumausgaben. Ökonomen sehen Licht am Ende des Tunnels.
Vor allem die Bauinvestitionen legten den Angaben zufolge deutlich zu. Die Steigerung um 2,7 Prozent geht allerdings auch maßgeblich auf die schwache zweite Jahreshälfte 2023 zurück. Bei den Exporten kamen von den Warenausfuhren positive Impulse, sie legten um 2,1 Prozent zu. Trotz einer Abnahme der Dienstleistungsexporte blieb am Ende ein Plus von 1,1 Prozent zum Vorquartal.
„Der private Konsum in Deutschland bremst noch eine durchgreifende Konjunkturwende aus, während zunehmend Impulse aus dem Ausland kommen“, erklärte der wissenschaftliche Direktor des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der Hans-Böckler-Stiftung, Sebastian Dullien. Die Verbraucherinnen und Verbraucher seien nach dem „massiven Inflationsschock“ noch „deutlich verunsichert“. Auch der Dauerstreit der Ampel-Regierung helfe hier nicht.
Verbesserte Perspektiven für die privaten Konsumausgaben liefern jedoch die steigenden Einkommen. Die durchschnittlichen Bruttolöhne stiegen den Statistikern zufolge im ersten Quartal um 6,1 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. „Netto fiel die Zunahme mit plus 7,1 Prozent noch etwas deutlicher aus, wozu vor allem Zahlungen von steuer- und abgabenfreien Inflationsausgleichsprämien beitrugen.“
„Nachdem das BIP zum Jahresende 2023 zurückgegangen war, startete die deutsche Wirtschaft mit einem positiven Vorzeichen ins Jahr 2024“, erklärte Ruth Brand, Präsidentin des Statistischen Bundesamtes. „Der Optimismus ist in die deutsche Wirtschaft zurückgekehrt“, erklärte auch der ING-Analyst Carsten Brzeski. „Der Zyklus hat definitiv begonnen, sich zum Besseren zu wenden.“
Der bisherige Anstieg der Wirtschaftsleistung fiel aber auch im internationalen Vergleich verhalten aus. In den anderen großen EU-Staaten lag Spanien mit plus 0,7 Prozent vorne, Italiens Wirtschaft wuchs um 0,3 Prozent und Frankreich entwickelte sich ähnlich wie Deutschland (0,2 Prozent). Das Wirtschaftswachstum in den USA lag mit 0,4 Prozent leicht über dem EU-Schnitt von 0,3 Prozent.