Mit ihrer Forderung, bei den Bayreuther Festspielen mehr aufzuführen als Opern von Richard Wagner, erntet Claudia Roth Kritik – und scharfen Gegenwind aus Bayern.
Bayerns Kunstminister Markus Blume (CSU) hat den Vorschlag von Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) zurückgewiesen, bei den Bayreuther Festspielen auch andere Musik zu spielen als die von Richard Wagner. Der Freistaat werde einer dafür nötigen Satzungsänderung im Stiftungsrat der Festspiele nicht zustimmen, sagte Blume den Zeitungen der Mediengruppe Bayern: „Die Satzung ist klar, und es gibt keine Notwendigkeit für eine Änderung. Bayern würde da nicht zustimmen. Wagner ist der Stoff, von dem Bayreuth lebt.“
Roth hatte dafür plädiert, auf dem Grünen Hügel neben Richard Wagner auch andere Komponisten aufzuführen. „Mir schwebt da etwa Engelbert Humperdincks Hänsel und Gretel vor. Das ist eine Oper, die aus der Wagner-Tradition kommt. Von solchen Werken gibt es ja etliche“, sagte Roth ebenfalls den Zeitungen der Mediengruppe Bayern. Es sei wichtig, dass sich Einrichtungen wie die Festspiele einem jüngeren Publikum stärker öffneten. Bayreuth sollte insgesamt vielfältiger, bunter und jünger werden.
Blume betonte, er sehe ein Potenzial zur Modernisierung der Festspiele in neuen Formaten, spannenden Inszenierungen und musikalischer Exzellenz – aber nicht in einer Erweiterung des Repertoires: „Man kommt doch nach Bayreuth, weil man Wagner dort in einer Brillanz hören kann, die es nirgends sonst gibt.“ Er sagte: „Ich habe das Gefühl, Frau Roth hat den Mythos Bayreuth nicht verstanden. Bayreuth lebt von Wagner.“
Roths Forderung, das Bayreuther Publikum müsse bunter werden, sieht Blume kritisch: „Bei aller Wertschätzung für Frau Roth, hier trägt sie einfach die Berliner Kulturbrille. Mit Berliner Wokeness bringt man Bayreuths Wagner nicht weiter“, sagte er. „Wir sollten weiterhin auf Vielfalt setzen, aber doch bitte nicht die vielen treuen Wagnerfans als nicht bunt genug abstempeln.“
Roth hatte bei ihrer Forderung direkt eingeräumt: „Allerdings darf man dabei nicht vergessen, dass ja bislang vorgegeben ist, dass das Festspielhaus nur für die Aufführung der Werke von Richard Wagner genutzt werden dürfe.“ Auf diese Vorgabe verweisen auch die Festspiele auf Anfrage.
„Das Festival läuft auch nicht mehr von alleine wie in früheren Zeiten, wo man teilweise viele Jahre darauf warten musste, eine Karte zu bekommen“, sagte Roth in ihrem schlagzeilenträchtigen Interview auch noch.
„Die diesjährigen Bayreuther Festspiele sind, bis auf wenige verbliebene Restkarten für die „Parsifal“-Vorstellung am 14. August, ausverkauft“, sagte Festspiel-Sprecher Hubertus Herrmann der Deutschen Presse-Agentur. Karten für diese Vorstellung waren noch im Online-Sofortkauf erhältlich.
Vorerst plant Katharina Wagner zumindest im großen Jubiläumsjahr 2026, wenn 150 Jahre Festspielgeschichte gefeiert werden, eine kleine Abweichung vom strengen Kanon: Wagners Werk „Rienzi“ soll im Festspielhaus aufgeführt werden.