Bücher können berühren, bewegen, belehren und bestenfalls bedeutend im weiteren Verlauf des Lebens werden, wenn sie etwa in Bereichen wie Er- oder Beziehung den Blickwinkel verändern. Wir haben genau solche Bücher in dieser Serie zusammengetragen. Dieses Mal liegt der Fokus auf dem Buch „Der weiße Fleck“ von Mohamed Amjahid.
Viele Menschen haben ein Problem mit Kritik. Weil sie meist bedeutet, dass man sich etwas Problematisches, das das eigene Verhalten betrifft, anhören und darauf reagieren muss. Bestenfalls nimmt man die Kritik an und erkennt, wo das Problem liegt. Das setzt eine gewisse Selbstreflexion und die Fähigkeit, sich weiterentwickeln zu können, voraus. Nicht selten kommt es aber dazu, dass Kritik abgewiesen wird: Dass man sich lieber rechtfertigt oder gar den Kritiker oder die Kritikerin angeht, selbst Kritik äußert, um den Fokus von der eigenen Person zu nehmen. Dass das kein hilfreiches und gesundes Verhalten ist, sollte klar sein. Trotzdem fällt es oft schwer, vernünftig und angemessen auf Kritik zu reagieren.
Noch schlimmer als auf alltägliche Kritik zu reagieren, fällt es einigen weißen Menschen, auf Kritik zu reagieren, die mit rassistischen Verhaltensweisen zu tun hat. Wird eine weiße Person von einer (meist) nicht-weißen Person darauf hingewiesen, dass sie sich problematisch verhalten hat, fehlt oft die oben genannte Selbstreflexion, weil sie voraussetzt, dass man sich mit äußerst unangenehmen Dingen auseinandersetzen muss, die tiefer liegen als Probleme im eigenen Elternhaus oder andere Gründe für problematisches Verhalten. Viel tiefer. Wie tief sie liegen, versucht Autor Mohamed Amjahid in seinem Buch „Der weiße Fleck“ zusammenzufassen. Und das macht er sehr einleuchtend, respektvoll, aber auch deutlich.
Bedeutende Bücher: Darum zählt „Der weiße Fleck“ dazu
Wer sich als Ally sieht („Unterstützer“ oder „Unterstützerin“, wird meist im Zusammenhang mit Chancengleichheit für Minderheitsgruppen gebraucht) oder eine beziehungsweise einer sein möchte, wird das nicht einfach so oder weil man sich dazu entscheidet. Es setzt Selbstreflexion voraus, die Fähigkeit, zuzuhören und unangenehme Gefühle aushalten zu können, zu lernen und sich darüber zu informieren, woher antirassistisches Verhalten kommt. Dazu gehört, sich aktiv für Minderheiten einzusetzen, ihnen beizustehen, wenn es gewünscht ist und sich und seine eigenen Befindlichkeiten auch mal zurückstellen zu können.
Was es noch bedeutet, was es aus der deutschen Geschichte in dieser Thematik zu wissen gibt, wie schädlich das Verhalten mancher weißer Menschen gegenüber nicht-weißen Menschen ist, mit welchem Alltagsrassismus sie zu kämpfen haben und welche Hürden es zu beseitigen gilt, schreibt Amjahid sehr verständlich, teils auch humorvoll und locker auf. Dabei hebt er nicht den Zeigefinger, sondern macht deutlich, wie wichtig und richtig es ist, sich über das eigene Verhalten bewusst zu werden. Es gibt sicherlich keine weiße Person, die aus seinen Zeilen nichts mitnehmen kann. Sie sich durchzulesen und nicht aufzuhören, gegen rassistische Strukturen zu arbeiten, ist ein wichtiger Schritt. Einer, der bedeutend für unsere Gesellschaft ist, um Offenheit, Toleranz und Diversität – Dinge, von denen manche glauben, sie seien schon vorhanden – weiter auszubauen und vielleicht irgendwann authentisch zu etablieren.
Dieses Buch ist bedeutend für alle, die Rassismus aktiv bekämpfen wollen. Also ein Buch, das bedeutend für uns alle sein sollte. Denn es beginnt immer bei uns selbst.
Tipp: Weitere Buchempfehlungen aus der Redaktion finden Sie übrigens auf unserer Themenseite.
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