Lara Trump, Schwiegertochter von Donald Trump, ist die Karriereleiter zuletzt hochgefallen. Was verspricht sich der Partei- und Familienpatriarch von ihr?
An Lara Trump ist alles groß: großer Körper, große Worte, jetzt auch große Ambitionen? Während ihr Schwiegervater, der Partei- und Familienpatriarch Donald Trump, dieser Tage quasi vom Menschen zum Messias wird, mimt sie den loyalen Apostel.
Doch Lara ist weit mehr. Als Chefin der Republikaner trägt die 41-Jährige entscheidend dazu bei, die Grand Old Party in einen Trump-Hofstaat zu verwandeln und den Familienclan dauerhaft an die Spitze der amerikanischen Politikelite zu schweißen. Infobox US-Wahl-NL
Lara Trump: aus dem Schatten auf die Überholspur
„Ihr mögt Lara, oder?“, fragte Trump vergangene Woche Fans in seinem Golfressort in Miami. Die Maga-Meute jubelte. Seine Schwiegertochter sei „eine Aufsteigerin“, so der Ex- und mit zunehmender Wahrscheinlichkeit Bald-Wieder-Präsident. Er untertrieb.
Die in einem beschaulichen Küstenstädtchen in North Carolina geborene Lara Lea Yunaska zog es einst ins ferne New York, wo sie eine Kochschule besuchte. Sechs Monate nach ihrem Umzug traf die frühere Kellnerin und Barkeeperin in einem Nachtclub auf einen schlaksigen Kerl – die beiden sahen sich „quer durch den Raum“ an. 2014 heiratete sie Eric Trump nach sechs Jahren Beziehung – und wurde Teil der vermutlich mächtigsten Dynastie des Landes.
Vier Jahre arbeitete sie als TV-Produzentin – bis 2016. Vor diesem schicksalsträchtigen Jahr war sie unpolitisch, berichten US-Medien. Doch, als sie ihren Schwiegervater im Wahlkampf sah, sei das ihr „Erwachen“ gewesen. Sie trug dazu dabei, ihren Heimatstaat gefügig zu machen. Trump gewann, auch in North Carolina. Ihr Machthunger war entfacht – und ist offenbar bis heute nicht gestillt. Während andere Frauen in der Familie, wie Gattin Melania oder Tochter Ivanka, an der sengenden Hitze des Patriarchen verbrannten und sich Schritt für Schritt der Öffentlichkeit entzogen, blieb sie standhaft. Es sollte sich auszahlen.
Im Januar bat Trump seine Schwiegertochter, für den Vorsitz des Republican National Committees, des Organisationsgremiums der Republikaner, zu kandieren. Seine direkten Nachkommen schieden aus unterschiedlichen Gründe aus. Doch ein Trump sollte es schon sein, jemand, dem das Familienoberhaupt vertrauen konnte. Schließlich war das RNC, das wesentlich für die Parteifinanzen verantwortlich ist, dem Maga-Mann schon lange ein Dorn im Auge.
Sie sei „schockiert“ ob der „großen Aufgabe“ gewesen, sagte Lara Trump im Interview der „New York Times“. Wenn sie zögerte, dann nicht lange. Im März übernahm sie ohne Gegenkandidat und –stimme den Parteivorsitz – Vorgängerin Ronna McDaniel hatte vorab das Handtuch geworfen. Seitdem haben die Trumps ihre Finger immer im republikanischen Portemonnaie. Michael Whatley, mit dem sie sich den Posten teilt, zieht als loyaler Trumpist mit weniger stark ausgeprägtem Gestaltungswillen brav mit. Analyse JD Vance Rede Parteitag 9.20
Der Prototyp Frau in Donald Trumps Amerika
Als die ohne Absätze schon 1,80 Meter große Lara Trump am Dienstag in Milwaukee auf die Bühne des republikanischen Parteitags schwebte, kreischte die Menschen. Ihr Schwiegervater Donald, weißes Pflaster auf oranger Haut, lächelte gönnerhaft über das eine, heile Ohr. Sein Sohn Eric, Laras Gatte, stand hinter ihm, in der zweiten Reihe.
„Ich weiß, was Sie da draußen über Donald Trump hören“, sagte Lara an die TV-Zuschauer (vor allem an Zuschauerinnen) gewandt. „Aber wenn ich mir Donald Trump anschaue, sehe ich einen wunderbaren Vater, Schwiegervater und natürlich Großvater für meine beiden kleinen Kinder Luke und Carolina.“ Sie wickelte die Menge um den Finger, drückte mit der Geschichte, wie ihre Kinder den versuchten Mord an ihren liebevollen Grandpa im Fernsehen verfolgt hatten, gekonnt auf abertausende Tränendrüsen. Dankbares Publikum hin oder her: Lara ist eine geborene Entertainerin – als wäre sie selbst von trumpschem Blut.
Wer einen vielleicht nicht tieferen, aber perfekt zensierten Eindruck von ihr bekommen will, schaut auf ihrem Truth-Social-Kanal vorbei. Auf den Twitter-Klon ihres Schwiegervaters serviert sie eine fein abgeschmeckte Mischung aus stolzer Mom und ultrarechter Patriotin – der Prototyp Frau im Trump-Amerika. Auch äußerlich setzt sie auf den typisch amerikanischen „Hausfrauenlook“ – aus gutem Grund. So kann sie die Wählerinnen in den traditionell geprägten Vorstädten und Kleinstädten ansprechen. Jene womöglich ausschlaggebenden Gruppe, der Trump eigentlich zu machohaft ist.
Doch Lara Trump versteht es meisterhaft, die Doppelrolle zu spielen – liebevoller Familienmensch auf der einen, knallharte Machtpolitikerin auf der anderen Seite. Genau das macht sie für Donald Trump so wertvoll.
Eine Partei, sie zu knechten
Lara soll nicht nur den Trumpismus nach außen verkaufen, sondern vor allem die Macht der Familie innerhalb der Partei sichern. Als eine Art Kassenwärtin der Macht soll sie das letzte bisschen Widerstand in den eigenen Reihen brechen. FS Trump-Fans auf Republikaner-Parteitag 15:57
Der demokratische Präsident Joe Biden mag seine Zweifler „Bettnässer“ schimpfen. Für die Trumps sind Kritiker nur eines: Feinde. Als Lara im März den RNC-Vorsitz übernahm, fackelte sie nicht lange. Sie entließ Dutzende Mitarbeiter und trug entschieden dazu bei, aus der altehrwürdigen Partei der unterschiedlichen konservativen Ausprägungen einen Entweder-oder-Club zu formen. Im ganzen Land ließ sie Trainings abhalten, um bis zu 100.000 Trump-Anhänger als freiwillige Wahlbeobachter zu rekrutieren – damit „2020 nie wieder passieren kann“. Mit seiner nepotistischen Wahl lag Trump wider Erwarten bislang also goldrichtig. Buchstäblich. Lara verschmolz die bis dato weitestgehend unabhängige Parteiorganisation de facto mit Trumps Wahlkampagne. Laut dem Magazin „Time“ sammelte sie seit Amtsantritt rund 280 Millionen Dollar für die Parteikasse.
Zwar wäre ihre Kernaufgabe mit einem Sieg Trumps im November erfüllt. RNC-Chefs sind vor allem im Wahlkampf von Bedeutung. Ob sich Lara dann in die zweite Reihe zurückzieht? Das wird sich zeigen.
Mit ihrem raschen Aufstieg hat sie sich bereits in eine prekäre Lage gebracht. Ob Familie oder nicht – ihr Schwiegervater ist dafür bekannt, jene abzustrafen, die versagen. Oder ihm die Show stehlen. Wie es die „New York Times“ passend formuliert: „Mit viel Sendezeit geht ein großes Risiko einher“. Würde sie sich für den Großvater ihrer Kinder in die Schusslinie werfen, wenn es darauf ankäme?
Quellen: „New York Times„; „Time„; „Washington Post„