Der FC Bayern München hat sein neues Auswärtstrikot vorgestellt. Wie zur Hölle kann man auf die Idee kommen, eine Hommage an Bundeswehr-Flecktarn, Altmetall und Erbrochenes zu designen?
Eines Tages hatte ein Designteam zum Meeting Sushi bestellt. Leider war der Fisch ein wenig verdorben, und allen wurde furchtbar übel. Bald war in der ganzen Abteilung ein schreckliches Magengrummeln und Wehklagen zu hören, in den Sanitärräumen gaben sich die Kreativen die Klinke in die Hand. Der Abgabeschluss rückte näher, noch immer hatten die Leute keine Ahnung, wie sie die neuen Auswärtstrikots des FC Bayern München gestalten sollten. „Nehmen wir einfach, was wir haben“, stöhnte ein Gestalter matt. Und so geschah es.
So jedenfalls stelle ich mir die Entstehung des Designs des neuen Outfits vor. Man sagt über diese Gestaltung, sie polarisiere. Finde ich nicht. Ich würde klarer formulieren: Ich halte das Ergebnis für eine fußballmodische Geschmacklosigkeit.
Hätte es nicht anders gehen können? Klar! Stellen wir uns kurz die drei bestimmenden Farben des Vereinswappens des FC Bayern vor: Blau, Rot, Weiß. Ein herrliches Trio der Klarheit, Schlichtheit und Eleganz. Blau wie der Himmel über Bayern. Rot wie das Gesicht von Uli Hoeneß bei einem Wutanfall. Weiß wie die Weißwurst oder wie „I woaß a ned, warum mia heia koan Titel ned ghoit hobn.“
Steht der FC Bayern München auswärts jetzt für Altmetall?
Und was machen die Designer aus diesem präzisen farblichen Steilpass? Eine traurige Scheußlichkeit. Bundeswehr-Flecktarn – ja, die Zeiten sind alles andere als friedlich – trifft auf Altmetall. Denn das fahle Türkis, das sich durch all das Dunkle kämpft, soll tatsächlich an die Patina der Bavaria erinnern. Bavaria? Gemeint ist die weibliche Symbolgestalt des Freistaates, die als ziemlich dunkle Bronzestatue vor der Ruhmeshalle oberhalb der Theresienwiese in München zu bewundern ist.
Die grünlich-türkise Farbe im Trikot will offensichtlich auf Kupferpatina anspielen, im Volksmund häufig „Grünspan“ genannt. Ernsthaft? Gehören die Bayern zum alten Eisen? Will ein sich modern gebender Verein tatsächlich mit dem unermüdlich nagenden Zahn der Zeit in Verbindung bringen lassen? Mit Altersflecken sozusagen?
Offenbar. Der FC Bayern findet das Trikot jedenfalls absolut super. Lässt er zumindest so verlauten.
DFB Nationalmannschaft Trikots 14.35
„Wie der FC Bayern ist die Statue ein bayerischer Gigant mit globaler Symbolkraft. Im neuen Auswärtstrikot zur Saison 2024/25 setzen der FC Bayern und Adidas die Verbundenheit des Clubs mit seiner Heimat in Anlehnung an die Bavaria durch ein besonderes Farbenspiel in Szene.“
„Besonderes Farbenspiel“? Ja. Das trifft es. Aber auch verdorbenes Sushi und seine Folgen führen zu jenem besonderen Farbenspiel, das sich im Trikot wiederfinden lässt. Und die „globale Symbolkraft?“ Die hatten auch Moonwashed Jeans. Und mitunter ein ähnliches Muster wie der Auswärtsdress und standen für global schlechten Geschmack. Die Bavaria mag als 87 Tonnen schwere und mehr als 170 Jahre alte Gigantin zur Seele aller Bayern gehören, aber die weltweite positive Kraft der Statue dürften vermutlich nur größte Lokalpatrioten so wahrnehmen. Funktioniert das als Botschaft? Nee, nicht so richtig. Oder nur ungefähr so gut wie Hassan Salihamidžić als Sportvorstand.