Georg Zimmermann ist auf der 18. Etappe der Tour de France in der Ausreißer-Gruppe und prägt das Rennen. Dann kommt ein kurzer kraftloser Moment.
Georg Zimmermann war nach dem wiederholt verpassten Etappensieg vor allem sauer auf sich selbst. „Ich bin ein Ticken zu alt, um noch zu lernen. Langsam ist der Zeitpunkt gekommen, um Erfolge einzufahren und nicht noch Lehrgeld zu zahlen“, sagte der enttäuschte Augsburger in der ARD. Die 18. Etappe der Tour de France nach Barcelonnette hätte der große Tag des 26-Jährigen werden sollen. Doch beim Sieg des Belgiers Victor Campenaerts war Zimmermann bei der entscheidenden Attacke platt und landete am Ende auf Platz 23.
„Mit dem heutigen Rennen hadere ich ein bisschen. Ich war richtig gut drauf. Ein oder zwei Kilometer vor der Kuppe des letzten Berges habe ich ein wenig zu viel investiert. Das war der entscheidende Moment“, sagte Zimmermann. „Irgendwann ist man einfach platt. Das ist heute ein oder zwei Kilometer zu früh eingetreten.“
Ein kraftloser Moment
Vorwürfe könne er sich keine machen, betonte der Bayer. Allerdings platzte der Traum vom Etappensieg wie schon im Vorjahr, wo er noch knapper dran war. Auf dem zehnten Teilstück musste er sich nur dem Spanier Pello Bilbao geschlagen geben.
Die Anwärter auf den Gesamtsieg verzichteten auf gegenseitige Attacken. Tadej Pogacar verteidigte sein Gelbes Trikot erfolgreich, liegt 3:11 Minuten vor dem dänischen Titelverteidiger Jonas Vingegaard. Der belgische Zeitfahr-Weltmeister Remco Evenepoel hat als Dritter schon einen Rückstand von 5:09 Minuten.
Eine fast 40 Fahrer starke Gruppe hatte sich gut eine Stunde nach dem Start in Gap gebildet. Mit fünf kleineren Bergwertungen war die Etappe wie gemacht für eine große Flucht. Zimmermann war stets im Bilde und gehörte zu den aktivsten Fahrern. Rund 60 Kilometer vor dem Ziel lancierte der Bayer selbst eine Attacke, als die Gruppe aufgrund von starkem Seitenwind zerriss, war der 26-Jährige bestens positioniert. Doch dann kam dieser eine kraftlose Moment etwa 40 Kilometer vor dem Ziel.
Geschkes gute Erinnerungen
Dass es vor den beiden schweren Alpen-Tests ein Tag für Ausreißer werden würde, war schon vor dem Start klar. Allerdings dauerte es fast die gesamte erste Rennstunde, bis sich eine Gruppe gefunden hatte. Immer wieder gab es Attacken und Gegenattacken.
In einer der entstandenen Gruppen war auch Simon Geschke. Der Berliner hat ohnehin gute Erinnerungen an die Gegend um den Zielort Barcelonnette. Praktisch in Sichtweite – oben im Skigebiet Pra-Loup – gewann der Routinier 2015 als Solist eine Bergankunft der Tour. Bis heute ist es das Highlight des Kletterspezialisten, der am Ende des Jahres seine Karriere beendet.
Allerdings schaffte es die Geschke-Gruppe nicht, sich entscheidend abzusetzen. Als sich die Ausreißer des Tages bei der nächsten Attacke formierten, war Geschke nicht mehr dabei. Dafür der Augsburger Georg Zimmermann, dem von den noch sieben deutschen Fahrern die besten Chancen vorhergesagt wurden.
Das Dach der Tour wartet
Der Freitag dürfte vor allem für die Sprinter eine Herausforderung werden, am Ende im Zeitlimit zu bleiben. Die Strecke führt über die 2802 Meter hohe Cime de la Bonnette und damit über den höchsten Punkt, der bei der Tour jemals erreicht wurde. Es ist die zweithöchste asphaltierte Straße in den Alpen nach der Ötztaler Gletscherstraße in Österreich. Der fast 23 Kilometer lange Anstieg ist der zweite von drei schweren Bergen, die alle mehr als 2000 Meter hoch sind.
Wenn Vingegaard im Gesamtklassement tatsächlich noch Hoffnungen auf den Gesamtsieg hat, muss er Pogacar bereits an der Cime de la Bonnette attackieren. Allein am Schlussanstieg nach Isola 2000 wird der Däne die mehr als drei Minuten Rückstand nicht gutmachen können.