Es sind wenige Sekunden, die den Wahlkampf von Donald Trump – und den von Joe Biden – auf den Kopf stellen. Das Attentat und die Reaktionen könnten die Wahl entscheiden. Eine kleine Chronologie.
Samstagnachmittag, Butler Farm Show Grounds in Pennsylvania. Donald-Trump-Fans schwenken Fahnen, trinken Bier und warten auf ihr Idol. Der Ex-Präsident und erneute Präsidentschaftskandidat kommt zu spät. Erwartet wurde er für 17 Uhr Ortszeit, doch er kommt mehr als eine Stunde zu spät – unwissend, welche Bilder kurz danach um die Welt gehen werden.
18.03 Uhr – „God Bless the USA“ dröhnt aus den Boxen. Donald Trump klatscht in die Hände und betritt die Bühne.
18.05 Uhr – Trump beginnt seine Rede, schimpft über Joe Biden, den „schlechtesten Präsidenten aller Zeiten“.
18.11 Uhr – Er deutet mit dem Arm nach rechts auf ein Schild mit Statistiken zu illegalen Grenzübertritten in die USA. Sekunden später sehen Besucherinnen und Besucher den mutmaßlichen Attentäter. „Er ist auf dem Dach, er hat eine Waffe!“ rufen sie, das zeigt ein Video von Associated Press.
Dieses Schild soll Donald Trump das Leben gerettet haben, sagt er nach den Schüssen. Darauf abgebildet: Zahlen die die illegale Migration ins Land verdeutlichen sollen
© Evan Vucci / AP
18.12 Uhr – Ein Schuss ist zu hören. Trump fasst sich ans rechte Ohr, hört auf zu sprechen. Zwei weitere Schüsse. Trump duckt sich hinter das Pult. Ein Secret- Service-Agent schreit: „Geh runter! Geh runter!“ Fünf weitere Schüsse sind zu hören. Mehrere Personenschützer stürmen auf die Bühne und werfen sich auf den Ex-Präsidenten. Im Publikum ist es erst still, dann schreien einige. Ein Teilnehmer ist tot, zwei weitere schwer verletzt. Dann sagt einer der Agenten auf der Bühne: „Schütze neutralisiert“.
Der Schütze wird Sekunden nach dem Attentat getötet
18.13 Uhr – Die Personenschützer richten Trump auf. „Ich muss meine Schuhe mitnehmen“, sagt er noch. Dann wollen sie ihn von der Bühne führen, doch Trump interveniert: „Halt, wartet“. Er streckt sich, zeigt sein blutverschmiertes Gesicht der Menge und reckt seine Faust in die Höhe. „Kämpft! Kämpft!“, ruft er in die Menge. Die antwortet enthusiastisch: „USA, USA, USA!“ Dann führen ihn die Agenten in einen SUV und fahren davon.
Die Presseabteilung des Weißen Hauses veröffentlicht kurz danach ein Statement, Joe Biden sei über die Situation unterrichtet worden, Biden „bete für ihn und seine Familie“.
18.45 Uhr – Erste Menschen melden sich öffentlich zu Wort. Unternehmer Elon Musk verkündet via X öffentlich seine Unterstützung für Trump.
18.51 Uhr – Ein Pressesprecher Trumps erklärt, dem Republikaner gehe es „gut“, er werde in einer medizinischen Einrichtung behandelt.
20.42 Uhr – Nur zweieinhalb Stunden nach dem Attentat meldet sich der Ex-Präsident selbst zu Wort, auf seiner Plattform Truth Social. Eine Kugel habe ihn am Ohr getroffen. Er bedankt sich beim Secret Service für dessen schnelle Reaktion und spricht den Familien des Getöteten und der Verletzten sein Beileid aus. „Gott segne Amerika“.
20.49 Uhr – Der Secret Service äußert sich offiziell und gibt an, der Vorfall werde untersucht, die Ermittlungen wurden an die Sicherheitsbehörde FBI übergeben.
Analyse: Anschlag Donald Trump
„Mordversuch auf Donald Trump“
Circa 22.05 Uhr – Das FBI stuft die Schüsse auf Donald Trump offiziell als „Mordversuch“ ein.
Circa 22.15 Uhr – Biden äußert sich in einer kurzfristig anberaumten Pressekonferenz. Er sei erleichtert, dass es Trump gut gehe. Er wolle noch persönlich mit Trump sprechen und verurteile die Gewalt gegen einen Politiker.
22.18 Uhr – Die Republikanische Partei teilt in einem gemeinsamen Statement mit Trump mit, der Nominierungsparteitag finde wie geplant statt.
22.45 Uhr – Biden und Trump haben telefoniert, gibt ein Sprecher des Weißen Hauses bekannt. Er nennt keine Details, doch das Gespräch sei respektvoll gewesen.
14. Juli, 0.37 Uhr – Das Trump-Team veröffentlicht auf X ein Video, wie der Ex-Präsident aus dem Flieger in New York steigt. Er geht selbstständig und allein die Stufen der Treppe hinunter.Was über den Attentäter von Pennsylvania bekannt ist 14:39
Sonntagnacht – Das FBI hat den Schützen identifiziert. Es handele sich um einen 20-Jährigen aus dem US-Bundesstaat Pennsylvania namens Thomas Matthew Crooks – laut Wählerverzeichnis offenbar ein registrierter Republikaner. Zu seinem Motiv gibt es bis heute keine Informationen. Die Polizei geht nicht mehr von einer Bedrohungslage aus.
Staats- und Regierungschefs aus aller Welt reagieren. Der Kreml teilte unter anderem mit, die jetzige US-Regierung sei zwar nicht für den Anschlag auf Trump verantwortlich. Sie habe allerdings eine Stimmung geschaffen, die zu dem Anschlag geführt habe.
7.36 Uhr – Trump ruft auf seinem eigenen Netzwerk Truth Social zur Einigkeit auf. In diesem Moment sei es wichtiger denn je, „dass wir vereint bleiben und unseren wahren Charakter als Amerikaner zeigen“.
10.22 Uhr – Die ehemalige First Lady Melania Trump, die sich bisher aus dem Wahlkampf herausgehalten hatte, äußert sich bei X. Der Attentäter sei ein „Monster“, doch das amerikanische Volk solle zusammenstehen. Liebe und Gemeinschaft seien wichtiger als unterschiedliche politische Überzeugungen und Machtspiele.
PAID Republikaner-Parteitag nach Trump-Attentat 6.45
13.30 Uhr – In einer Pressekonferenz äußert sich Joe Biden erneut. Er kündigt eine umfassende Untersuchung der Ereignisse an. Eine eigene geplante Reise nach Texas wird kurzfristig abgesagt. Er kündigt eine Rede zur Lage der Nation an und fordert die Amerikanerinnen und Amerikaner auf, zusammenzustehen. Den Secret Service habe er angewiesen, die Sicherheitsmaßnahmen für den Parteitag der Republikaner zu überprüfen und wenn nötig zu erhöhen.
15.30 Uhr – Noch am Sonntag bricht Donald Trump nach Milwaukee auf. Auf dem Nominierungsparteitag in den folgenden Tagen soll seine erneute Kandidatur offiziell bestätigt werden. Seine Rede habe er kurzfristig geändert, er wolle – wie Biden – zur Einigkeit aufrufen. Rund 24 Stunden nach dem ersten Schuss trifft der ehemalige Präsident wie geplant ein.
Quellen: „Washington Post„, Secret Service, „New York Times„, CNN, CNN, Informationen der Nachrichtenagentur DPA.