Hessens Bevölkerung wird vielfältiger. Das zeigt auch der Integrationsmonitor 2024. Ministerin Hofmann nennt Beispiele, wie die Teilhabe von Zugewanderten noch besser gelingen könnte.
Der Anteil von Menschen mit Zuwanderungsgeschichte in der hessischen Bevölkerung wächst – auf 38 Prozent im vergangenen Jahr. Aber wie klappt es mit der Teilhabe? Das soll der aktuelle Integrationsmonitor 2024 zeigen.
Integration gelinge an vielen Stellen schon, betonte Sozialministerin Heike Hofmann (SPD) bei der Vorstellung des rund 370 Seiten starken Papiers in Wiesbaden. Sie verwies darauf, dass sich 54 Prozent der Migrantinnen und Migranten hier zugehörig fühlten.
Der Bericht zeige aber auch, dass der Zugang zu Bildung und zum Arbeitsmarktes für Zugewanderte verbessert werden sollte. Unter anderem müssten Kita-Kinder frühestmöglich Deutsch lernen, sagte Hofmann. Hier setze beispielsweise das Förderprogramm der „Sprachkitas“ an.
Kinder mit Migrationshintergrund schneiden bei Bildung schlechter ab
Laut Bericht verfehlen Viertklässlerinnen und Viertklässler mit zwei zugewanderten Elternteilen häufiger schulische Mindeststandards: 31 Prozent erreichen diese Anforderungen beispielsweise im Bereich Deutsch/Lesen nicht. Bei Kindern ohne Migrationshintergrund liegt die Quote bei 9 Prozent.
Nur 19 Prozent der Jugendlichen mit Migrationshintergrund verlassen Statistiken zufolge die Schule mit Abitur, bei Schulabgängerinnen und Schulabgängern ohne Migrationshintergrund liegt der Anteil mit 37 Prozent fast doppelt so hoch. Ein Schlüssel für bessere Bildung ist nach Ansicht von Hofmann die individuelle Förderung, die verbessert werden müsse.
Monitor wird mit Statistiken und Studien gespeist
Der hessische Integrationsmonitor wird seit 2010 im zweijährigen Turnus zusammengestellt. In diesem Jahr flossen laut Ministerium Daten aus über 30 Quellen ein. Dazu zählen amtliche Statistiken und sozialwissenschaftliche Befragungen.
In Hessen leben etwa 2,4 Millionen Menschen mit einem Migrationshintergrund, das bedeutet, sie selbst oder mindestens eines ihrer Elternteile sind zugewandert. 2005 hatte ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung laut Statistik noch 24 Prozent betragen.
Flüchtlinge aus der Ukraine haben vergleichsweise hohe Bildungsabschlüsse
Der aktuelle Bericht enthält erstmals Daten zu Geflüchteten aus der Ukraine. Demnach ist seit Beginn des russischen Angriffskrieges 2022 ein deutlicher Anstieg ukrainischer Kinder und Jugendlicher an hessischen Schulen zu verzeichnen – auf mehr als 19.000 bis Mai dieses Jahres. In Hessen waren Ende 2023 rund 90.000 ukrainische Schutzsuchende registriert. Im Sommer 2023 hätten mehr als die Hälfte von ukrainischen Befragten die Absicht geäußert, für immer oder noch einige Jahre in Deutschland bleiben zu wollen.
Der Monitor zeige, dass Ukrainerinnen und Ukrainer oft höhere Bildungsabschlüsse hätten im Vergleich zu anderen Gruppen von Zuwanderern, sagte Hofmann. Allerdings seien 70 Prozent der Geflüchteten Frauen. Damit diese auch arbeiten gehen könnten, müsse für eine Kinderbetreuung gesorgt sein, erläuterte Hofmann.
Ministerin: Integrationspolitik bleibt gesamtgesellschaftliche Daueraufgabe
Laut Bericht bestehen nach wie vor in vielen Lebensbereichen deutliche Unterschiede zwischen der Bevölkerung mit und ohne Migrationshintergrund, etwa beim Einkommen und bei der Gesundheit. Dies sei auch auf die anhaltend starke Zuwanderung zurückzuführen, erläuterte die Ministerin. „Die Lücken zwischen den Ergebnissen für die Bevölkerung mit und ohne Migrationshintergrund verkleinern sich zwar in vielen Bereichen, schließen sich aber nicht.“ Das sei in einer Zuwanderungsgesellschaft nicht überraschend.
„Erfreulich ist, dass sich gesellschaftliche Teilhabe tendenziell verbessert, je länger Zugewanderte hier leben“, erklärte Hofmann. „Integrationspolitik bleibt aber nicht zuletzt aufgrund der anhaltenden Zuwanderung eine gesamtgesellschaftliche Daueraufgabe.“