Die Zahl der wegen Wohnungslosigkeit untergebrachten Menschen in Deutschland hat sich im Vergleich zu den Vorjahren weiter erhöht. Zum 31. Januar waren rund 439.500 wohnungslose Menschen in Unterkünften in den Kommunen oder in entsprechenden Hilfseinrichtungen untergebracht, wie das Statistische Bundesamt am Montag in Wiesbaden mitteilte. 2023 waren es 372.000 nach zuvor 178.100 Menschen gewesen. Der Anstieg sei jedoch vor allem auf Verbesserungen der Datenmeldungen zurückzuführen.
Die Bundesregierung erklärte, trotz der steigenden Zahlen an dem Ziel festzuhalten, bis zum Jahr 2030 die Wohnungslosigkeit zu überwinden. Ein Sprecher von Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD) verwies auf den im April vorgelegten sogenannten nationalen Aktionsplan gegen Wohnungslosigkeit. „Das ist ein bundesweiter Handlungsleitfaden, der zusammen mit der Zivilgesellschaft erarbeitet wurde.“ Dieser Prozess werde nun in einem nationalen Forum fortgeführt.
Rund 40 Prozent der untergebrachten wohnungslosen Menschen waren den Angaben des Statistischen Bundesamts zufolge jünger als 25 Jahre. Der Anteil der Menschen im Alter ab 65 Jahren blieb mit fünf Prozent unverändert gegenüber dem Vorjahr. Im Durchschnitt waren die Ende Januar untergebrachten Menschen 31 Jahre alt. 55 Prozent der untergebrachten Wohnungslosen waren Männer, 43 Prozent waren Frauen. Für zwei Prozent der Fälle wurde das Geschlecht mit „unbekannt“ angegeben.
Mit Blick auf die Staatsangehörigkeit bildeten Ukrainerinnen und Ukrainer mit knapp einem Drittel die größte Gruppe unter den untergebrachten Wohnunglosen. Ende Januar waren demnach 136.900 geflüchtete Ukrainerinnen und Ukrainer in der Statistik erfasst.
Insgesamt wurden 377.900 Menschen mit ausländischer Staatsangehörigkeit gemeldet – und damit deutlich mehr als im Vorjahr mit 311.900 Menschen. Ihr Anteil an allen untergebrachten Wohnungslosen erhöhte sich auf 86 Prozent nach zuvor 84 Prozent. Die Zahl der Menschen mit deutscher Staatsangehörigkeit nahm dagegen nur leicht zu – nämlich auf 61.500 Menschen von zuvor 60.200. Ihr Anteil an der Gesamtzahl der untergebrachten Wohnungslosen sank dadurch auf 14 Prozent.
Von den untergebrachten Wohnungslosen lebten 150.100 Menschen in Paarhaushalten mit Kindern. Sie bildeten mit 34 Prozent die größte Gruppe. 32 Prozent oder 139.000 Menschen waren alleinstehend. In Alleinerziehendenhaushalten lebten demnach 17 Prozent.
Im Bundesländervergleich lebten im bevölkerungsreichsten Land Nordrhein-Westfalen mit 105.100 Menschen die meisten untergebrachten Wohnungslosen. Dahinter folgten Baden-Württemberg und Berlin – mit jeweils 92.700 beziehungsweise 47.300 Menschen. Am wenigsten untergebrachte Wohnungslose wurden im Saarland, in Sachsen-Anhalt und in Mecklenburg-Vorpommern gemeldet – und zwar 2600, 1000 und 700 Menschen.
Die Statistik erfasst laut den Angaben wohnungslose Menschen, die in der Nacht zum 1. Februar beispielsweise in überlassenem Wohnraum, Sammelunterkünften oder Einrichtungen für Wohnungslose untergebracht waren. Obdachlose, die ohne jede Unterkunft auf der Straße lebten, wurden nicht in der Statistik berücksichtigt.
Die Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe nannte die Zahlen alarmierend. Geschäftsführerin Sabine Bösing erklärte: „Wir dürfen nicht vergessen, dass hinter jeder Zahl ein persönliches Schicksal steckt – Menschen, die ihr Zuhause verloren haben und in große Not geraten sind.“
Nach Einschätzung der Bundesarbeitsgemeinschaft liegt das Problem darin, dass am Wohnungsmarkt seit langem nicht genug bezahlbarer und bedarfsgerechter Wohnraum bereitgestellt werde. Die Organisation forderte, den verabschiedeten nationalen Aktionsplan gegen Wohnungslosigkeit nun schnell umzusetzen.