In Pennsylvania verletzt ein Schütze den Präsidentschaftsanwärter Trump – vier Monate vor der Wahl. Der Anschlag beeinflusse zwar den Wahlkampf, meint ein Experte, aber das Rennen sei noch offen.
Der Politologe David Sirakov hat die Schüsse auf den früheren US-Präsidenten Donald Trump als „weiteren Tiefpunkt der politischen Auseinandersetzung in den USA“ bezeichnet. „Das Attentat ist das wohl Schlimmste, was der US-Gesellschaft in ihrem momentanen Zustand passieren kann. Die ohnehin schon sehr tiefen Gräben werden noch tiefer und breiter“, sagte er der Deutschen Presse-Agentur. Fatalerweise sei in den USA in den vergangenen Jahren Gewalt zunehmend zu einem Instrument im politischen Raum geworden. „Der Sturm aufs Kapitol am 6. Januar 2021 ist da nur ein Beispiel.“
Die Auswirkungen auf die Wahl sehe er zunächst in zweierlei Hinsicht, sagte der Leiter der Atlantischen Akademie Rheinland-Pfalz. „Zum einen kann dies eine Wählermobilisierung für Trump zur Folge haben. Zum anderen wird es aller Voraussicht nach zu einer weiteren Fokussierung bei den Wahlkampfthemen auf die innere Sicherheit kommen.“ Es werde um die Waffengesetzgebung gehen, aber auch um die Zuverlässigkeit der Sicherheitsbehörden. „Es ist allerdings noch zu früh, zu sagen, dass der Anschlag wahlentscheidend ist.“
Verzicht von Biden?
Sirakov zufolge werden das Attentat und die „mitunter ikonisch anmutenden“ Bilder den weiteren Verlauf des Wahlkampfs prägen. „Donald Trump wird sich als unzerstörbar darstellen und versuchen, so viel Kapital, wie nur möglich, daraus zu schlagen. Die Demokraten hingegen werden noch weiter in die Defensive gedrängt.“
Zwar werde die Diskussion um Alter und Regierungsfähigkeit von US-Präsident Joe Biden vermutlich etwas in den Hintergrund treten. „Doch zum Preis, dass Trump die Berichterstattung zu seinen Gunsten dominiert.“ Die Demokraten müssten sich etwas einfallen lassen, um im Wahlkampf wieder zu agieren und nicht nur zu reagieren. „Vielleicht wird das sogar noch mehr Bewegung in einen möglichen Verzicht Bidens auf die Kandidatur bringen“, sagte Sirakov. „Das könnte Trumps Kampagne etwas das Momentum nehmen.“