Stunden nach dem Attentat auf Donald Trump hatten die Ermittler den mutmaßlichen Schützen identifiziert. Trotzdem bleiben noch einige Fragen offen. Ein Überblick über die Details.
Der jüngste Wahlkampfauftritt von Donald Trump wurde zum tödlichen Spektakel: Zwei Menschen sind schwer verletzt, einer stirbt, Trump selbst kommt mit einem blutenden Ohr davon. Stunden nach dem Angriff bei der Kundgebung in der Stadt Butler im Bundesstaat Pennsylvania laufen die Ermittlungen auf Hochtouren. Details zum mutmaßlichen Schützen befördert der Sicherheitsdienst nach und nach hervor. Das ist über den Mann bekannt:
Wer hat auf Donald Trump geschossen?
Der mutmaßliche Schütze heißt Matthew Crooks und stammt nach Angaben der Ermittler aus Bethel Park, einer Stadt rund 70 Kilometer südlich von Butler, wo die Wahlkampfveranstaltung stattfand. Er machte 2022 seinen Abschluss an der Bethel Park High School, wie die Zeitung „Pittsburgh Tribune-Review“ berichtete. Demnach erhielt er auch einen mit 500 Dollar dotierten Preis für mathematisch-technische Leistungen von der National Math and Science Initiative. Nach dem Angriff auf Donald Trump wurde er von den Sicherheitskräften getötet. Crooks war 20 Jahre alt.Meinung Donald Trump Faust Attentat 10:50
Wie reagiert Crooks‘ Familie?
Der Vater des mutmaßlichen Schützen sagte im Sender CNN, er versuche herauszufinden, was passiert sei. Er wolle erst über seinen Sohn reden, nachdem er mit Ermittlern gesprochen habe.
Wie stand der mutmaßliche Schütze zu den Republikanern und Trump?
Im Wählerverzeichnis war Crooks als Mitglied der oppositionellen Republikaner eingetragen – der Partei von Trump. Wie allerdings aus Unterlagen der Wahlkommission hervorgeht, spendete er im Alter von 17 Jahren 15 Dollar an die politische Gruppierung ActBlue. Die Organisation sammelt Geld für linksgerichtete Politiker und Vertreter der Demokratischen Partei von Präsident Joe Biden. Die Spende war für das „Progressive Turnout Project“ bestimmt, mit der zur Wahl demokratischer Politiker mobilisiert werden sollte. Die Gruppen antworteten zunächst nicht auf Reuters-Anfragen. Crooks hätte am 5. November erstmals bei einer Präsidentenwahl seine Stimme abgeben können.
Gab es im Vorfeld Hinweise auf das Attentat?
Reuters konnte zunächst keine Konten in sozialen Medien oder Online-Postings von Crooks identifizieren. Meta, die Muttergesellschaft von Facebook und Instagram, antwortete vorerst nicht auf Fragen, ob von Crooks veröffentlichte Botschaften oder Stellungnahmen wegen deren Inhalten gelöscht worden seien.Warum konnte der Angreifer auf Trump schießen? 13:01
Woher hatte Matthew Crooks die Waffe?
Das ist bisher noch nicht klar. Ermittler haben übereinstimmenden US-Medienberichten zufolge ein halbautomatisches Gewehr vom Typ AR-15 sichergestellt. Es ist äußerlich fast identisch mit dem Sturmgewehr M16, das der Hersteller Colt an das Militär verkauft. Das AR-15 ist die Ausführung für Zivilisten. Anders als bei der militärischen Version ist mit dieser Waffe technisch gesehen kein Dauerfeuer möglich. Geübte Schützen können dennoch sehr viele Schüsse in sehr kurzer Zeit abgeben. Auf der Webseite eines Herstellers kostet es aktuell – je nach Ausführung – um die 1000 US-Dollar (920 Euro).
Die AR-15-Gewehre waren einige Jahre verboten, sind aber seit 2004 wieder frei erhältlich. Befürworter argumentieren, Millionen Amerikaner schätzten das AR-15 als Jagdgewehr, zur Selbstverteidigung oder für die hobbymäßige Nutzung auf Schießständen. Die Ermittler dürften schnell herausfinden, ob der mutmaßliche Schütze seine Waffe legal erworben hatte und besitzen durfte.
Wie kam der Attentäter so nah an Donald Trump heran?
Diese Frage versuchen die Ermittler noch zu beantworten. Das könnte allerdings Tage bis Wochen dauern, hieß es. Der republikanische Präsidentschaftsbewerber und Ex-Präsident Trump wird vom Secret Service beschützt – die Sicherheitsmaßnahmen sind allerdings nicht so umfangreich wie bei einem amtierenden Präsidenten. Dass ein Schütze sich bei einem amtierenden Präsidenten so nahe in Stellung bringen könnte, scheint angesichts der massiven Sicherheitsmaßnahmen und der Kontrollen eines weiten Gebiets rund um Veranstaltungsorte unwahrscheinlich.
Wie geht es nun bei den Ermittlungen weiter?
Im Heimatort von Crooks liefen die Untersuchungen wenige Stunden nach den Schüssen auf Hochtouren. Dutzende von Polizeifahrzeugen seien vor dem Haus, das im Wählerverzeichnis als Crooks Wohnort angegeben ist, berichtete das Blatt „USA Today“. Auch Spezialisten zur Entschärfung von Sprengsätzen seien im Einsatz. Die Umgebung des Wohnsitzes sei mit einem gelbem Polizeiband abgesperrt worden. Die Flugaufsicht FAA sperrte den Luftraum über Bethel Park aus „besonderen Sicherheitsgründen“.
„Sie werden im Prinzip seine Biografie schreiben, sie werden rausfinden, wie in den letzten fünf bis zehn Jahren seine psychische Verfassung war, was er gemacht hat, was er vorhatte, ob er zur Schule ging“, sagte Ermittlungsexperte Steve Moore im US-Sender CNN. Sie würden auch seine Religion, seine Finanzen und seine gesamten Online-Aktivitäten und alle weiteren relevanten Aspekte seines Lebens genau unter die Lupe nehmen, erklärte er weiter.