Deutschlands Handballer präsentieren sich beim Sieg gegen Europameister Frankreich in Olympia-Form. In Dortmund sagt ein Welthandballer Adieu. Die DHB-Frauen müssen sich steigern.
Mit einem Erfolg über Europameister Frankreich haben Deutschlands Handballer zwei Wochen vor ihrem Olympia-Auftakt ordentlich Selbstvertrauen getankt. Beim letzten Spiel des französischen Starspielers Nikola Karabatic auf deutschem Boden gewann das DHB-Team mit 35:30 (19:15) und schickte ein fettes Ausrufezeichen an die Olympia-Konkurrenz. Beste Werfer für die Auswahl von Bundestrainer Alfred Gislason waren in Dortmund Tim Hornke und Franz Semper mit je fünf Toren.
Zuvor hatten die DHB-Frauen vor 10.105 Zuschauern an gleicher Stelle gegen Brasilien mit 31:36 (17:20) verloren. Auf dem Weg nach Paris macht die deutsche Handball-Riege am kommenden Wochenende noch einen Zwischenstopp in Stuttgart. Dort steigt die Generalprobe. Die Männer bestreiten ihre letzten Testspiele gegen Ungarn und Japan, die Frauen treffen an gleicher Stelle auf Ungarn und erneut Brasilien.
Abschied für Karabatic
Für Gislason war das Kräftemessen mit dem derzeit wohl besten Team der Welt eine „Bestandsaufnahme“. Für Karabatic war es der letzte Auftritt in dem Land, in dem er mit dem THW Kiel zum dreimaligen Welthandballer reifte. Nach den Olympischen Spielen beendet der 40-Jährige seine mit Weltmeister- und EM-Titeln dekorierte Laufbahn. Im Spiel am Samstag fiel Karabatic kaum auf.
Nach den Niederlagen bei der WM 2023 und der Heim-EM in diesem Jahr wollten die deutschen Handballer den Franzosen zeigen, dass sie auf dem Weg nach Paris in ihrer Entwicklung einen weiteren Schritt nach vorn gemacht haben. Entsprechend eifrig und mit viel Tempo startete die deutsche Auswahl. Dank Tim Hornke, der auf Rechtsaußen den Vorzug vor Timo Kastening erhält, und Torwart Andi Wolff lag Deutschland schnell mit 11:6 in Führung.
Gislason freute sich an der Seitenlinie über wenige technische Fehler – und die Torgefahr, die sein Team vor allem über den Kreis und die Außenspieler entwickelte. Dass den Rückraumspielern um Julian Köster anfangs die Genauigkeit fehlte, fiel kaum ins Gewicht. Denn die Franzosen wirkten alles andere als eingespielt.
Nach der Pause ließ Deutschland vor allem im Angriff nach und der Olympia-Gastgeber kam auf ein Tor heran (24:23). Torhüter David Späth sorgte mit starken Paraden dafür, dass das Spiel nicht kippte und das DHB-Team mit einer nun konzentrierteren Leistung in der Offensive den Vorsprung wieder ausbaute.
DHB-Frauen fehlt Aggressivität
Eine Leistungssteigerung brauchen die deutschen Frauen, wenn sie bei ihrer ersten Olympia-Teilnahme seit 2008 die Gruppenphase überstehen wollen. Gegen Brasilien offenbarte die DHB-Auswahl große Schwachstellen in der Defensive. Es mangelte im Eins-gegen-Eins an Aggressivität. Die Angst, sich so kurz vor Olympia noch zu verletzten, schien groß.
„Wir sind mitten in der Vorbereitung. Wir hatten unseren Schwerpunkt auf dem Offensivspiel in den Trainingsphasen“, versuchte Bundestrainer Markus Gaugisch zu beschwichtigen und sagte mit Blick auf Olympia: „Kein Grund zur Sorge.“