Erschwerte Ernte-Bedingungen in Südhessen: Wegen der Schweinepest dürfen die Mähdrescher in der Schutzzone nicht auf das Feld, wenn dort Wildschweine gesichtet werden. Dabei drängt die Zeit.
Die Afrikanische Schweinepest (ASP) dürfte nach Einschätzung des Landesjagdverbandes in der betroffenen Region in Südhessen für Probleme bei der derzeit anlaufenden Ernte sorgen. In der Schutzzone müssten nicht nur Genehmigungen für die Ernte eingeholt, sondern auch jedes Feld unmittelbar vor Beginn mit Drohnen überflogen werden, sagte ein Sprecher des Landesjagdverbandes Hessen der Deutschen Presse-Agentur.
Würden dabei Wildschweine entdeckt, könnten solche Felder zunächst nicht abgeerntet werden. Problematisch sei das vor allem beim Raps, weil das Schwarzwild in der Regel wegen des dichten Bewuchses besonders lange an Ort und Stelle bleibe. Würde in solchen Fällen trotzdem mit der Ernte begonnen, bestünde die Gefahr, dass die Tiere flüchteten, weite Strecken zurücklegten und so gegebenenfalls auch den ASP-Erreger weitertrügen.
Jäger fürchten: Höhepunkt der Ausbreitung kommt erst noch
Generell stehe zu befürchten, dass die Hochphase der Ausbreitung der Tierseuche erst noch bevorstehe, so der Landesjagdverband. „Wir finden immer mehr Kadaver. Es werden noch ganz andere Stückzahlen auf uns zukommen“, sagte der Sprecher. Zuletzt listete das hessische Landwirtschaftsministerium 20 nachgewiesene Fälle der ASP auf.
Problematisch ist die Situation auch wegen des seit Wochen wechselhaften Wetters mit häufigen Regenfällen, wie eine Sprecherin des Hessischen Bauernverbandes bestätigte. „Es ist eh schon schwierig, ein Zeitfenster abzupassen für die Ernte. Dann muss das Ganze noch koordiniert werden mit den Drohnen-Teams.“ Man habe inzwischen auch eine eigene E-Mail-Adresse eingerichtet, über die sich Drohnenpiloten melden könnten, um die Landwirte bei der Absuche nach Schwarzwild zu unterstützen.
Schwierige Koordination von Ernte- und Drohneneinsätzen
Derzeit stünden die Wintergerste und bald auch der Winterweizen zur Ernte an, sagte die Sprecherin. Während einige Landwirte die Ernte selbst oder im Verbund mit Kollegen aus ihrer jeweiligen Region bestreiten, setzen andere auf Lohnunternehmen, die Ernteeinsätze oft eng getaktet einplanen. Verschiebungen seien in solchen Fällen nicht immer gut zu koordinieren. Falls es dadurch zu finanziellem Mehraufwand für die Bauern komme, müsse dieser zudem von den Landwirten selbst bestritten werden. „Wir sind dran zu versuchen, dass sich das ändert“, sagte die Sprecherin.
Der Sprecher des Landesjagdverbandes appellierte an die Bauern, sich möglichst Zeitpuffer für die Ernte einzuplanen und mit den Behörden, der Jägerschaft sowie mit den Drohnen- und Kadaver-Suchhunde-Teams gut zusammenzuarbeiten. Wie viele Wildschweine in Hessen lebten, lasse sich schwer beziffern, sagte der Sprecher. Es habe schon Jahre gegeben, in denen rund 96.000 Tiere im Bundesland geschossen worden seien, das hänge aber auch immer vom Nahrungsangebot ab, etwa ob es viele Eicheln gebe, die zu den Leibspeisen der Tiere gehörten.
An der für den Menschen ungefährlichen Afrikanischen Schweinepest erkranken Wild- und Hausschweine, sie verläuft fast immer tödlich. Es gibt keine Möglichkeit, die Schweine durch eine Impfung zu schützen. Die Erkrankung kann direkt von Tier zu Tier oder indirekt über kontaminierte Gegenstände wie Kleidung und Schuhe sowie Futter übertragen werden. Am Montag war bekanntgeworden, dass die Tierseuche erstmals bei einem Hausschwein in Hessen nachgewiesen wurde. Betroffen war ein Betrieb mit neun Schweinen bei Biebesheim am Rhein (Kreis Groß-Gerau). Der Bestand wurde daraufhin gekeult und eine Schutz- sowie eine Überwachungszone um den Betrieb eingerichtet.