Die MV-Linke kommt zu ihrem ersten Parteitag nach dem Kommunal- und Europawahl-Desaster vom 9. Juni zusammen. Der kleine Regierungspartner der SPD im Land ist auf der Suche nach Erneuerung.
Die Linke in Mecklenburg-Vorpommern will beim heutigen Landesparteitag (9.30 Uhr) in Waren an der Müritz eine neue Führungsspitze wählen. Eigentlich ist eine Doppelspitze aus Mann und Frau vorgesehen, allerdings haben vor dem Parteitag lediglich drei Männer ihre Kandidatur erklärt.
Dabei handelt es sich um die beiden bisherigen stellvertretenden Landesvorsitzenden Horst Krumpen und Hennis Herbst sowie um Felix Baumert, der bisher einfaches Mitglied des Landesvorstands ist. Sollte sich bis zum Wahlgang keine Kandidatin finden, ist laut Satzung auch ein einzelner Parteichef zulässig. Krumpen ist Jahrgang 1966, Baumert wurde 1989 geboren und Herbst 1996.
Frauenmangel an der Spitze
Der langjährige Landtagsabgeordnete Peter Ritter, der die Nordost-Linke von 2001 bis 2009 geführt hatte und 2022 noch einmal zum Vorsitzenden gewählt worden war, tritt nicht wieder an. Der 65-Jährige stand seit Oktober 2023 allein an der Spitze des 2300 Mitglieder zählenden Landesverbandes, nachdem seine heute 24 Jahre alte Co-Vorsitzende Vanessa Müller überraschend ihr Amt niedergelegt hatte.
Die Linke ist seit 2021 an der Landesregierung mit der SPD beteiligt. Dies war schon einmal von 1998 bis 2006 der Fall. Beim Landesparteitag in Waren werden Reden der beiden Ministerinnen der Linken, Bildungsministerin Simone Oldenburg und Justizministerin Jacqueline Bernhardt, erwartet.
Absturz bei Kommunal- und Europawahl
Bei der Europa- und Kommunalwahl am 9. Juni musste die Linke in Mecklenburg-Vorpommern herbe Verluste einstecken. Bei der Europawahl war die Partei auf 4,9 Prozent abgestürzt. Bei den Kommunalwahlen hatte sie mit 8,8 Prozent ebenfalls ihr bislang schlechtestes Ergebnis erzielt. Das Desaster soll bei dem Parteitag ausgewertet werden.
Der Rostocker Politikwissenschaftler Professor Wolfgang Muno erwartet als Reaktion auf den massiven Wählerschwund Auseinandersetzungen innerhalb der Linken. „Man ist inhaltlich und personell zerstritten und hat große Konkurrenz durch BSW“, konstatierte der Politikwissenschaftler. Zudem drohe eine Abwanderung von Mitgliedern. Noch habe die Wagenknecht-Partei in Mecklenburg-Vorpommern keinen Landesverband. „Wenn es denn aber gibt, vielleicht so Ende des Jahres, dann werden da bestimmt etliche Personen wechseln, insbesondere politisch aktive“, prophezeite Muno.