Am Ende des Kalten Krieges plante das Pentagon einen Ekranoplan, der eine ganze Kampfgruppe mit 750 km/h über die Meere hätte transportieren können. Wäre er gebaut worden, hätte er auch die zivile Luftfahrt revolutioniert.
Am Ende des Kalten Krieges wollte das Pentagon einen gewaltigen Ekranoplan bauen, größer noch als das „Kaspische Seemonster“ der UdSSR. Die sowjetischen Ekranoplane waren als „Fleet Destroyer“ konzipiert. Sie flogen mit fast 500 km/h über den Wellen und transportierten eine Batterie von Anti-Schiffsraketen. (Die „Ente“ und das „Monster“ sollten die Flotten der Nato zerschmettern)
Die DARPA (Defense Advanced Research Projects) hingegen wollte eine Art fliegendes Transportschiff bauen. Groß wie ein Hotel wäre es mit 750 km/h über die Meere gejagt. Seine Aufgabe war die eines Landungsschiffes. Mit dem Aerocon Wingship wollte man Truppen, Panzer und Hubschrauber transportieren. Die Kapazität des Fahrzeugs sollte 32 Hubschrauber, 20 Panzer, vier Landungsboote und etwa 2000 Soldaten umfassen.
Da Ekranoplane sehr viel weniger Sprit als Flugzeuge benötigen, hätte das Aerocon Wingship wohl auch die zivile Luftfahrt auf den Kopf gestellt, wenn es denn gebaut worden wäre. Das Monster wäre 400 Tonnen schwer geworden, 172 Meter lang und hätte eine Nutzlast von 1500 Tonnen transportieren können. Das ist etwa 30-mal so viel wie eine Boeing 747. Die Reichweite hätte fast 20.000 Kilometer betragen, was man mit „weltweit“ übersetzen kann.FS US Ekranoplan
Reiten auf einer Luftwalze
Was bewirkt der Bodeneffekt: Ein Ekranoplan funktioniert ähnlich wie ein Luftkissenfahrzeug, nur viel eleganter. Seine breiten Stummelflügel sind so geformt, dass sich eine Art von Luftwalze zwischen ihnen und der Oberfläche bildet. Der Ekranoplan „reitet“ dann auf dem Auftrieb seiner eigenen Welle. Das funktioniert aber nur über dem Meer und unbebauten Gebiet, über besiedelten Gegenden kann so ein Jet nicht fliegen. Eine kritische Phase ist auch die Landung, der Moment in der die Welle zusammenbricht. Nur einen klaren Nachteil hatte das Konzept für das Militär, das Aerocon Wingship hätte man nur über Wasser, über Meere und großen Flussläufen einsetzen können. Es war kein Gerät, das vom Gleiten des Bodeneffekts aus in echten Flug hätte übergehen können.
Steven Hooker, der Chefkonstrukteur des Flugzeugs, war von der Idee besessen. Im Wesen des Bodeneffekts liegt es, dass so ein Ekranoplan immer verlockender wird, je größer er wird (Russland will das größte Frachtflugzeug der Welt bauen). Mit der Größe wächst die Nutzlast überproportional. Das US-Militär überlegte den Kauf von 13 Geräten für sagenhafte 15 Milliarden Dollar. Doch mit dem Ende des Kalten Krieges wurden die Pläne fallengelassen.WISSEN Möwe 2_17.50
Renaissance der kleinen Gleiter
Immer wieder gibt es in Russland Anstalten, einen großen Ekranoplan als Transporter zu bauen, in Serie wurden sie nie hergestellt. Auch die USA entwickeln derzeit so ein Modell für das Militär. Ob es gebaut wird, ist fraglich. Doch im zivilen Bereich erleben die Ekranoplane eine Renaissance. Als Wassertaxi oder als Superfähre. Weil er im eigentlichen Sinn nicht fliegt, unterliegt so ein Gefährt nicht den Regularien der Luftfahrt. Außerdem benötigt es nur einen Steg und keinen Flugplatz. Im Vergleich zu Schiffen kann es sich sensationell schnell bewegen. Außerdem verbraucht ein Ekranoplan sehr viel weniger Energie als ein fliegendes Flugzeug, sodass hier auch ein Betrieb mit Akkus möglich ist.
Diese kleinen Ekranoplane basieren allesamt auf den grundlegenden Entwürfen von Dr. Alexander Lippisch. Er entwickelte in den 1960er-Jahren das umgekehrt gepfeilte Flügeldesign. Lippisch gilt als genialer Konstrukteur. Auf seinen Entwürfen basierte unter anderem Hitlers Raketen-Abfangjäger Messerschmitt Me 163 „Komet“.
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