Eine echte Rolex erkennt man. Es sei denn, man stößt auf eine sogenannte „Super Replica“, also eine täuschend echte Fälschung. Dann wird es knifflig.
Wenn man im Internet nach einer Rolex sucht, stößt man früher oder später auf Fälschungen. Leider sind diese wesentlich einfacher zu kaufen als die Originale. Auf eine neue Rolex wartet man mitunter viele Jahre. Qualitativ hochwertige „Replica-Uhren“ sind dabei ein echtes Problem – denn anders als es bei Uhren vom Strandverkäufer der Fall ist, fällt es auch dem geübten Auge verdammt schwer, Kopie von Original zu unterscheiden. Spätestens auf dem Gebrauchtmarkt rächt sich das. Denn woher soll man wissen, ob die Uhr, die man kaufen will, auch wirklich echt ist? Dieser Leitfaden soll zumindest bei aktuellen Modellen helfen – in vier Stufen.PAID STERN 2020_22 Interview Zurab Zazashvili 09.20
Der Weg zur echten Rolex: Der richtige Handelsplatz
Viel Leid kann man sich ersparen, wenn man für den Kauf einer gebrauchten Rolex den richtigen Marktplatz wählt. Die Schweizer Manufaktur empfiehlt selbstredend, eine Uhr ausschließlich beim Juwelier zu kaufen. Bei neuen Exemplaren können Sie das aber getrost vertagen, denn das Lager ist leer (hier erfahren Sie mehr). Seit einiger Zeit bietet Rolex allerdings – zunächst nur über Bucherer – zertifizierte Second-Hand-Uhren an. Mehr Sicherheit gibt es nicht. Allerdings sind die Preise bei Uhren aus dem „Rolex Certified Pre-Owned“-Programm (CPO) sehr hoch (hier erfahren Sie mehr).
Etwas günstiger können Handelsplattformen wie Chrono24 oder Chronext sein. Bei Chrono24 handelt es sich um eine Art Händlerverzeichnis für gewerbliche Verkäufer oder Privatpersonen. Ein wenig Recherche ist also beim Kauf einer Uhr nötig, denn nicht jeder Händler ist automatisch seriös. Achten Sie beim Kauf über Chrono24 auf Bewertungen, den Standort und das Label „Chrono24 Trusted Seller“, wenn Sie auf Nummer sicher gehen wollen.
Chronext wiederum handelt selbst mit den Uhren, prüft die allermeisten Exemplare selbst und gibt eine Garantie. Das ist sehr sicher, aber, mit einem Blick auf die Preise, teuer. Recht sicher können Sie auch im Fachforum „RLX“ eine Uhr kaufen, denn dort würden Fälschungen der fachkundigen Community sofort auffallen und von der Plattform fliegen.Gebrauchte Rolex Preise 18.35
Tatsächlich kommt auch das Auktionshaus Ebay in Frage für einen Kauf, denn die Plattform bietet nach dem Kauf eine Echtheitsprüfung an. Das gilt aber lange nicht für jedes Inserat, weshalb Sie genauestens darauf achten sollten, ob dieser Service Teil Ihrer Wunschuhr ist. Falls nicht, unterscheidet sich der Handel auf Ebay nur marginal von den Angeboten auf Ebay Kleinanzeigen, der wohl günstigsten, aber gefährlichsten Anlaufstelle für Luxus-Uhren.
Ein Kauf über Ebay Kleinanzeigen ist absolut möglich, aber die Menge an Fälschungen ist hier am höchsten. Achten Sie daher exakt auf den Anbieter, suchen Sie nach eventuellen Niederlassungen und speichern Sie das Inserat und dessen Bilder zur Sicherheit – sollte es Probleme geben. Grundsätzlich gilt: „Buy the Seller, not the Watch“, also „Kauf den Verkäufer, nicht die Uhr“. Das soll heißen, dass man sich nicht nur die Rolex genau anschauen sollte, sondern auch denjenigen, der sie anbietet.
Eine große Red Flag sind außerdem günstige Preise von Privatpersonen, die behaupten, den Wert der Uhr nicht zu kennen. Ganz ehrlich: Wer eine Rolex inserieren kann, ist auch in der Lage, nach deren Preis zu suchen. Schnäppchen gibt es nicht!
Die Rolex in der Hand: Offensichtliche Fakes
Die gute Nachricht: Auch Laien ist es möglich, eine schlechte Fälschung sofort zu erkennen. Wenn der Sekundenzeiger nicht über das Zifferblatt gleitet, sondern eindeutig von Sekunde zu Sekunde springt, halten Sie unbedingt Abstand. Einzige Ausnahme: Sie möchten eine Oysterquartz kaufen – das sind die einzigen Rolex-Uhren, deren Werk tatsächlich batteriebetrieben ist und bei denen sich der Zeiger nicht fließend bewegt.Rolex 2022 Neue Modelle 13.19
Weiter geht es bei der Uhr: Prüfen Sie, ob der Rehaut, also der erhöhte Rand um das Zifferblatt, eine Gravur enthält und wie präzise diese gearbeitet ist. Nur bei älteren Baujahren ist der Ring blank, neuere Modelle zeigen einen recht aufdringlichen „ROLEXROLEXROLEX“-Schriftzug, auf 12 Uhr von einer Krone unterbrochen, auf 6 Uhr von der Seriennummer getrennt. Diese Seriennummer ist ebenfalls wichtig und sollte exakt so auch in den Papieren der Uhr stehen. Von Uhren ohne Papiere sollten Sie Abstand nehmen, wenn Sie nicht absolut sicher sind. Achtung: Die Papiere einer Rolex ändern sich unregelmäßig. Achten Sie darauf, dass die Garantiekarte zum Baujahr passt. „Gelochte Papiere“ gibt es seit Mitte der 2000er nicht mehr. Mehr dazu im Blog „100percentpassion„.
Prüfen sollten Sie außerdem die Schriftqualität auf dem Zifferblatt und die Haptik der Lünette, sollte diese drehbar sein. Die Schrift einer Rolex ist ausnahmslos absolut präzise, Tippfehler sind so selten wie Einhörner. Das Klicken einer Lünette, beispielsweise bei dem Modell Submariner, ist satt und klar definiert, trotzdem lässt sich der Ring leicht drehen.
Dann ein Blick auf den Gehäuseboden: Sollten Sie hier eine Gravur finden, halten Sie entweder ein Modell der Sea-Dweller-Reihe in den Händen, oder sehr wahrscheinlich eine Fälschung. Äußerst beliebt ist die Gravur „Winner 24 Daytona“. Ist diese zu sehen, liegen lassen! Gleiches gilt für Glasböden, durch die man das Werk sehen kann. Es gibt einen deutschen Uhrmacher, der diese Böden tatsächlich herstellt, original sind sie aber nur in Ausnahmefällen, etwa bei der 2023er Ausgabe der Platin-Daytona.An der Schließe einer Rolex erkennt man ebenfalls, ob sie echt ist. Rasten die Bügel nicht sauber ein oder bilden sich ungleichmäßige Spaltmaße, ist das kein gutes Zeichen. Ebenfalls interessant: die Politur auf der Innenseite. Je nach Modell ist sie matt oder hochglanzpoliert – ein Detail, dass viele Fälscher übersehen.
© Rolex
Schauen Sie nun auf das Band. Gibt es scharfe Kanten? Spaltmaße, wo keine sein sollten? Alles schlechte Zeichen. Ein Rolex-Armband klappert nicht und die Endstücke, die direkt an der Uhr liegen, sollten keinerlei Spiel aufweisen.
Bis hierher alles gut – die Geheimnisse einer Rolex
Beginnen Sie nun, nach Details zu suchen, an denen mancher Fälscher häufiger scheitert. Auf 6 Uhr sollte im Glas der Uhr – wir sprechen noch immer von aktuellen Modellen – eine Krone zu sehen sein. Drehen Sie die Uhr ins Licht, um das kleine Krönchen erkennen zu können. Die „Laserkrone“ ist sehr fein, oftmals nicht sichtbar, aber immer da. Bei Fälschungen fehlt sie entweder ganz – oder ist gröber eingearbeitet. In sehr seltenen Fällen findet man die Krone nicht auf 6 Uhr, sondern an anderer Stelle. Das kann passieren, wenn eine Uhr in der Werkstatt war – ist aber, wie gesagt, äußerst selten.
Hören Sie anschließend mal genauer hin – besonders bei Uhrwerken der 3130-Serie sollten Sie, absolute Stille vorausgesetzt, ein leises Klingeln hören. Das ist einzigartig und bei Fälschungen nicht zu hören. Aber: Leider trifft dieses charmante Merkmal nicht auf alle Uhren zu – und hilft daher nur, wenn bestimmte Werke in der Uhr zu erwarten sind. Ein gleichmäßiges Ticken sollte allerdings immer zu hören sein. Für Kenner: Zumeist sind es 28.800 Halbschwingungen pro Stunde, also acht Ticks pro Sekunde.Eine moderne Rolex leuchtet – sofern sie das tut – in blau. Rolex nennt das „Chromalight“ – viele andere Hersteller setzen auf „Superluminova“ und erzielen damit einen Grünton.
© Rolex
Die Farbe der Zahlen im Lünetteninlay kann ebenfalls ein Indikator für eine gefälschte Uhr sein. Rolex bedampft die Keramik-Einlagen entweder mit Platin oder es handelt sich um Gold. Das Platin schimmert bei einer echten Uhr leicht silbrig, wirkt ohne viel Licht eher grau. Eine Uhr mit hellen, fast weißen Zahlen stammt eher nicht aus der Schweiz.
Ein Blick auf die Zeiger lohnt sich auch – besonders, wenn Leuchtmasse im Spiel ist. Achten Sie auf einen Tiefeneffekt an Stellen, wo die Leuchtmasse eingebracht ist. Allzu glatte Zeiger sind kein gutes Zeichen. Bei Dunkelheit sollte eine moderne Rolex blau leuchten, nicht grün. Am einfachsten ist das mit einer Taschenlampe zu testen. Kurz auf die Uhr halten, dann mit der Hand abdecken und Farbe begutachten.
Sollte die Uhr ein Datum haben, schauen Sie, dass es exakt in der Mitte des Fensters sitzt. Wenn die Rolex eine Lupe hat, und das haben fast alle, sollte die Vergrößerung etwa Faktor 2,5 betragen. Außerdem entspiegelt Rolex die Unterseite der Lupe, was sich bei Fälschungen oft durch einen Blaustich äußert.
Im Innern einer Rolex gibt es viel zu sehen
Auch wenn Rolex – wie erwähnt – kaum Glasböden einsetzt, so sind die Werke schön anzuschauen. 90 Prozent aller Fälschungen sind beim Öffnen der Uhr enttarnt. Das Problem: Dafür brauchen Sie entweder das richtige Werkzeug oder einen freundlichen Uhrmacher mit entsprechender Ausstattung. Sollte es sich um eine „Super Replica“ handeln, werden die Fälscher aber auch hier versuchen, das Original so gut wie möglich nachzubauen. Hier hilft nur ein Blick auf die Rolex-Homepage. Vergleichen Sie Fotos des Werks, das in der jeweiligen Uhr arbeitet, mit dem Werk in der Uhr vor Ihnen. Achten Sie dabei besonders auf die eloxierten Zahnräder, die Unruhbrücke, die Schrauben an der Unruh (dafür die Uhr anhalten) und die Farbe der Spiralfeder, sie sollte blau sein.Auch das Uhrwerk wird inzwischen häufig gefälscht – hier erkennen oft nur Profis, wenn etwas nicht stimmt. Die Farbe der Spiralfeder, die Unruhbrücke, die Schrauben der Unruh und die Farbe der Zahnräder können einen Hinweis geben.
© Rolex
Minenfeld Rolex Vintage
Alle Tipps in diesem Artikel sind erstens keine Garantie, dass eine Uhr mit den genannten Merkmalen wirklich echt ist und beziehen sich zweitens auf neuere Modelle. Die Echtheit sogenannter „Vintage“-Uhren lässt sich, je älter sie sind, oft noch schwerer feststellen. Sollten Sie kein Experte auf dem Gebiet sein, suchen Sie sich in Foren wie „RLX“ Hilfe oder wenden Sie sich an einen Kenner alter Rolex-Uhren. Als Laie ist der Kauf begehrter Modelle aus der Zeit vor der Jahrtausendwende das reinste Minenfeld. Hier ist ausgiebige Recherche und fachkundige Hilfe absolut notwendig.