Auch neue Vergleichsarbeiten zeigen, was schon länger bekannt ist: Viele Grundschüler haben Probleme bei den Basiskompetenzen. Die Politik hat bereits reagiert.
Viele Drittklässlerinnen und Drittklässler in Baden-Württemberg haben noch Nachholbedarf beim Rechnen, Lesen und Zuhören. Wie aus den Ergebnissen der bundesweiten Vergleichsarbeiten (Vera) hervorgeht, erreichten 24 Prozent der rund 80.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Vergleichsarbeiten in Klasse 3 beim Lesen nicht die Mindeststandards, die für den Abschluss der Grundschule nach Klasse 4 vorgesehen sind. Beim Zuhören verfehlten 28 Prozent die Mindestanforderungen, beim Rechnen sogar 29 Prozent.
Besonders häufig verfehlen der Studie zufolge Kinder die Mindeststandards, die Zuhause überwiegend nicht Deutsch sprechen. Schülerinnen und Schüler mit deutscher Alltagssprache erreichten deutlich häufiger höhere Kompetenzstufen, heißt es in der Auswertung. Zudem gebe es einen positiven Zusammenhang zwischen dem kulturellen Kapital zu Hause – gemessen an der Zahl der Bücher im Haushalt – und den Ergebnissen der Vergleichsarbeiten.
Schopper setzt auf Frühförderung
Kultusministerin Theresa Schopper (Grüne) sieht sich durch die Ergebnisse der Vergleichstest in ihrem Kurs bestärkt. Diese bestätigten nochmals die Erkenntnisse des Landes. „Wir haben die richtigen Schwerpunkte bereits gesetzt. Jetzt ist es von großer Bedeutung, dass wir die Bildungsreform, vor allem bei der Frühförderung, konsequent umsetzen und einen langen Atem beweisen“, sagte Schopper.
Auch frühere Erhebungen hatten teils große Defizite ergeben. 2022 hatte eine Studie des Instituts zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen (IQB) gezeigt, dass Viertklässler im Südwesten zunehmend Probleme beim Lesen und Zuhören haben. Als Reaktion darauf gibt es seit diesem Schuljahr eine verbindliche Leseförderung an den Grundschulen. Schülerinnen und Schüler sollen zweimal in der Woche im Unterricht laut vorlesen.
Hilfe bei Sprachproblemen schon in der Kita
Ende April hatte sich Grün-Schwarz zudem auf Programm zur Sprachförderung an Kitas und Grundschulen geeinigt. Damit sollen Kinder mit Sprachproblemen frühzeitig gefördert werden. So sollen Kinder unter anderem bereits im Jahr vor der Einschulung eine verpflichtende Sprachförderung von vier Stunden pro Woche erhalten, sofern bei ihrer Einschulungsuntersuchung ein Förderbedarf festgestellt wurde.
Sprechen die Kinder danach noch immer nicht ausreichend Deutsch, um eine Grundschule besuchen zu können, sollen sie ab dem Schuljahr 2026/2027 in sogenannten Juniorklassen gefördert werden.
Für das Programm rechnet die Koalition im kommenden Doppelhaushalt mit Kosten in Höhe von 100 Millionen Euro pro Jahr. Es soll in den kommenden Jahren Schritt für Schritt umgesetzt werden. Erste Maßnahmen sollen dem Konzept zufolge im kommenden Schuljahr greifen. Der Endausbau ist demnach für das Jahr 2028/2029 vorgesehen.