Bayer Leverkusen kommt im Europa-League-Finale überhaupt nicht ins Spiel. Die Werkself liegt früh zurück – und schafft es diesmal nicht, zurückzukommen. Der überragende Mann spielt beim Gegner.
Das Triple ist weg, die historische Serie ausgerechnet im Endspiel auf der großen europäischen Bühne gerissen: Bayer Leverkusen hat das Finale der Europa League verloren und im 52. Pflichtspiel der Saison die erste Niederlage hinnehmen müssen. Zum Spielverderber für den deutschen Meister wurde beim 0:3 (0:2) gegen Atalanta Bergamo in Dublin der überragende frühere Leipziger Ademola Lookman, der gegen eine ungewohnt nervöse und fahrige Bayer-Mannschaft drei Tore erzielte (12., 26. und 75. Minute). Im DFB-Pokal-Finale am Samstag gegen den 1. FC Kaiserslautern spielt Bayer um das Double.
In ihrem dritten europäischen Endspiel nach dem gewonnenen im UEFA-Cup 1988 und dem verlorenen in der Champions League 2002 kassierten die Leverkusener ihre zweite Niederlage. Bergamo holte dagegen im ersten Finale gleich den ersten internationalen Titel und ist der erste italienische Sieger überhaupt in der 2011 eingeführten Europa League.
Die nach der Meisterschalen-Party mitgereisten Bayer-Fans hatten ihren Spielern bei bestem Fußball-Wetter einen stimmungsvollen Empfang bereitet. In Leverkusen verfolgten zudem knapp 10 000 Menschen die Partie beim Public Viewing. Nach einem weiteren Titelabend sah es aber schon zu Beginn überhaupt nicht aus. Bereits vor dem ersten Gegentor leistete sich Bayer ungewohnt viele einfache Fehler im Spielaufbau, wirkte überrascht vom offensiv eingestellten Gegner.
Lookman profitierte im Anschluss an eine Ecke von einem Fehler von Exequiel Palacios. Trainer Xabi Alonso nahm den Treffer ohne große Regung hin – Rückstände hatte sein Team schließlich schon so oft in dieser Saison gedreht. Es folgten aber nur zaghafte Offensivversuche. Einen harmlosen Schuss von Josip Stanisic fing Bergamo-Torwart Juan Musso mühelos (18.). Nur ein paar Minuten später machte es Lookman auf der anderen Seite viel besser: Der 26-Jährige ließ Leverkusens Pokal-Torwart Matej Kovar mit seinem platzierten Schuss keine Chance.
Und jetzt? Auch ein zwischenzeitliches 0:2 hieß in den vergangenen Monaten längst nicht, dass Leverkusen auch verliert. Allein in der Europa League hatte Bayer dreimal zwei Tore kassiert und war dann doch zurückgekommen. Aber Atalanta, das in der vergangenen Woche das italienische Pokalfinale knapp verloren hatte, erwies sich als der erwartet harte Gegner. Vor der Partie hatte selbst Startrainer Pep Guardiola vor dem italienischen Club gewarnt.
Leverkusen kam vor der Halbzeit nicht mehr zu aussichtsreichen Chancen und musste hellwach sein, um nicht noch den dritten Gegentreffer zu kassieren. Als einzige Spitze hatte Alonso den 24-jährigen Amine Adli in die Partie geschickt, der aber wie die gesamte Mannschaft große Probleme hatte, zur gewohnten Form zu finden. In der Pause reagierte der Trainer, brachte aber zunächst nur Stürmer Victor Boniface für Stanisic.
Sturm und Drang spielte Bayer aber zu Beginn der zweiten Halbzeit trotzdem nicht. Atalanta hatte es weiterhin immer wieder einfach, den Leverkusenern den Ball abzunehmen und selbst schnell ich Richtung Tor zu kommen. Zu den Problemen des deutschen Meisters gehörte auch, dass der rechtzeitig fit gewordene Nationalspieler Florian Wirtz keine Impulse setzen konnte.
Nach gut einer Stunde änderte sich immerhin ein wenig Dynamik, das Finale spielte sich jetzt öfter und länger um den Strafraum von Atalanta ab. Doch die Zeit lief Leverkusen davon, Alonso brachte Mittelfeldchef Robert Andrich und Stürmer Adam Hlozek (68./69.). Bergamo zog sich mit der Führung im Rücken zunehmend zurück, blieb aber gefährlich: Lookman erzielte sein drittes Tor mit einem satten Linksschuss. Das Finale war entschieden.
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