Nach seinem Durchzug durch die Karibik hat der Hurrikan „Beryl“ am Montag sein Zerstörungswerk im US-Bundesstaat Texas fortgesetzt. Der Wirbelsturm traf am frühen Morgen (Ortszeit) mit Windgeschwindigkeiten von 130 Stundenkilometern auf die texanische Südostküste. Wenige Stunden später wurden bereits zwei Todesopfer in Texas gemeldet. In der Karibik und in Venezuela waren zuvor mindestens sieben Menschen in dem Wirbelsturm ums Leben gekommen.
Im Gebiet der Millionenstadt Houston starb nach Polizeiangaben ein 53-jähriger Mann in den Trümmern eines Hauses, das von einem umgestürzten Baum getroffen worden war. Zudem wurde im selben Gebiet eine 74-jährige Frau von einem umstürzenden Baum erschlagen, wie der dortige Polizeichef Ed Gonzalez im Onlinedienst X mitteilte.
Der Hurrikan führte bis zum Mittag (Ortszeit) laut der Website poweroutage.us zu Stromausfällen in rund 2,6 Millionen texanischen Haushalten. Am internationalen Flughafen Houston-George Bush wurden mehr als 500 Flüge gestrichen, wie Daten der auf Flugbewegungen spezialisierten Website „FlightAware“ zeigten.
In den Stunden nach seiner Ankunft in Texas verlor „Beryl“ allerdings allmählich an Kraft und wurde vom Nationalen Hurrikan-Zentrum der USA (NHC) von einem Hurrikan zu einem tropischen Sturm herabgestuft.
Begleitet von eindringlichen Warnungen der Behörden war „Beryl“ vor dem Sonnenaufgang als Hurrikan der niedrigsten Kategorie eins nahe des texanischen Badeorts Matagorda auf das Festland getroffen. „Es kommt zu lebensbedrohlichen Sturmfluten und starken Winden, wobei mit erheblichen Sturzfluten und Überschwemmungen in Wohngebieten zu rechnen ist“, warnte das NHC.
Für Teile von Texas hatten die Behörden schon am Wochenende Hurrikan- und andere Sturmwarnungen herausgegeben. In der 2,3-Millionen-Einwohner-Stadt Houston warnte Bürgermeister John Whitmire am Sonntag: „Wir müssen ‚Beryl‘ sehr, sehr ernst nehmen. Unser schlimmster Feind ist Selbstgefälligkeit.“
Im texanischen Landkreis Refugio galt eine verpflichtende Evakuierungsaufforderung für die Bevölkerung. Die Stadt Galveston südöstlich von Houston rief die Bewohner auf, sich freiwillig in Sicherheit zu bringen. Online verbreitete Videos zeigten lange Autoschlangen beim Verlassen der Stadt.
Der Wirbelsturm hatte in den vergangenen Tagen im nördlichen Venezuela, auf verschiedenen Karibikinseln sowie der mexikanischen Halbinsel Yucatán schwere Zerstörungen angerichtet. „Beryl“ war der erste Hurrikan seit Beginn der Aufzeichnungen, der bereits zu Beginn der atlantischen Hurrikan-Saison im Juni die Stärke 4 erreichte. Später steigerte er sich sogar auf die höchste Hurrikan-Kategorie 5, bevor er sich wieder abschwächte.
Laut Wissenschaftlern trägt der Klimawandel mit der Erwärmung des Ozeans wahrscheinlich dazu bei, dass Stürme wie „Beryl“ rasch an Kraft gewinnen. Die Oberflächentemperatur des Meeres ist entscheidend für die Entstehung von Hurrikanen.
Derzeit ist das Wasser im Nordatlantik nach Angaben des US-Instituts für Ozean- und Atmosphärenforschung (NOAA) zwischen einem und drei Grad Celsius wärmer als normal. Das NOAA erwartet in diesem Jahr eine „außergewöhnliche“ Hurrikan-Saison mit bis zu sieben Stürmen der Kategorie 3 oder höher.
dja/ck