Die landeseigene Wohnungsbaugesellschaft Nassauische Heimstätte sieht sich als sozialer Vermieter und möchte dies nach den Worten des Chefs auch bleiben. Aber sie braucht auch Geld für Investitionen.
Im Bestand der landeseigenen Wohnungsbaugesellschaft Nassauische Heimstätte sollen nach eigenen Angaben in diesem Jahr rund 700 neue Wohnungen hinzukommen. Auch für die nächsten Jahre sei der „Köcher noch gut gefüllt“, sagte die technische Geschäftsführerin Monika Fontaine-Kretschmer in Wiesbaden unter anderem mit Blick auf Bauprojekte in Frankfurt und Darmstadt. Bis 2027 gebe es voraussichtlich Stückzahlen jenseits der 500, teilweise bis zu 1.000 Fertigstellungen pro Jahr. Danach seien die Mittel aus einem bestimmten staatlichen Fördertopf aufgebraucht, daher müsse man für die Zeit ab 2028 schauen, „was sich abzeichnet“.
Im vergangenen Jahr sei zum ersten Mal die Zahl von 60.000 Wohnungen im Bestand überschritten worden, davon wurden 550 fertiggestellt, erläuterte Fontaine-Kretschmer zur Jahresbilanz 2023. Derzeit befindet sich die Unternehmensgruppe Nassauische Heimstätte/Wohnstadt (NHW) im Neubau – entgegen dem Branchentrend – noch in einer Wachstumsphase, weil sie bis 2022 viele Projekte in die Planung und in die Umsetzung gebracht hat. Den Angaben zufolge sind 3.100 Wohnungen aktuell in Bau und Planung.
Mieten unterhalb der marktüblichen Durchschnittswerte
Mit einer durchschnittlichen Bruttokaltmiete von 6,66 Euro pro Quadratmeter gehöre die NHW landesweit zu den preisgünstigsten Anbietern von Wohnraum, sagte der Aufsichtsratsvorsitzende, Hessens Wirtschaftsminister Kaweh Mansoori (SPD). Selbst in Regionen mit hoher Nachfrage und angespannten Märkten liege man deutlich unter der marktüblichen Durchschnittsmiete. Nach Zahlen des Statistischen Landesamtes habe die Bruttokaltmiete 2022 in Hessen durchschnittlich bei 8,21 Euro gelegen, sagte Mansoori. Die NHW bietet nach eigenen Angaben Mietwohnungen an 113 Standorten in Hessen an. Rund 30 Prozent davon sind geförderter Wohnraum.
Mit Blick auf die angespannte finanzielle Lage in vielen Haushalten habe er die NHW-Geschäftsführung im Februar gebeten, Mieterhöhungen zunächst auszusetzen, sagte der Wirtschaftsminister. Derzeit liefen Gespräche für eine neue Mietenstrategie. Ziel sei, dass die NHW weiter vorbildlicher Anbieter von Wohnraum bleibe, aber auch Spielraum für weitere Investitionen habe, erläuterte Mansoori. Beides unter einen Hut zu bringen, sei nicht ganz einfach. „Am Ende ist die Nassauische Heimstätte ein soziales Wohnbauunternehmen, aber sie ist ein Wohnbauunternehmen.“ Der leitende Geschäftsführer der NHW, Thomas Hain, sagte, das Unternehmen verstehe sich als sozialer Vermieter und wolle dies auch bleiben.
Eigener Handwerkerservice gegründet
Das Vermietungsgeschäft laufe aufgrund der hohen Nachfrage „wie geschnitten Brot“, sagte NHW-Geschäftsführer Constantin Westphal. Mehr als 400 Wohnungen seien in Frankfurt, Hanau und Wiesbaden in kürzester Zeit vermietet worden. Der Vertrieb von Eigentumswohnungen komme dagegen erst langsam und auf niedrigem Niveau wieder in Schwung, ergänzte er. „Wir haben mit Preisabschlägen bis zu acht Prozent auf die verhaltene Nachfrage reagiert.“
Die schwierige Suche nach Handwerkern habe dazu geführt, dass derzeit ein eigener Handwerkerservice aufgebaut werde, erläuterte Westphal. Es gebe inzwischen 76 Mitarbeiter, unter anderem Maler, Schreiner, Elektriker und Fliesenleger. Man erhoffe sich eine Effizienzsteigerung durch den Einsatz von Disponenten. „Wir werden erlauben, dass unsere Handwerker ihre Transporter bei sich zu Hause stehen haben“, sagte Westphal. Zudem werde selbst ausgebildet, um ein „gesundes Wachstum“ herzustellen. Die NHW habe in den zurückliegenden drei Jahren die Erfahrung gemacht, dass es vor allem zum Jahresende hin immer schwieriger wurde, bei Auszügen die leerstehenden Wohnungen rasch instand zu setzen, um sie neu vermieten zu können.