In dem Verfahren um die Abstürze von zwei Boeing-Maschinen mit insgesamt 346 Toten vor mehr als fünf Jahren hat der Flugzeugbauer nach eigenen Angaben eine Einigung mit dem US-Justizministerium erzielt. Es sei eine „Grundsatzeinigung“ erreicht worden, erklärte Boeing am Montag. Laut den im US-Bundesstaat Texas eingereichten Gerichtsunterlagen hat sich der US-Konzern bereit erklärt, sich der „Verschwörung zum Betrug an den Vereinigten Staaten“ bei der Zertifizierung von Flugzeugen des Typs 737 MAX schuldig zu bekennen.
Bei den Abstürzen der zwei 737-MAX-Maschinen im Oktober 2018 in Indonesien und im März 2019 in Äthiopien waren insgesamt 346 Menschen ums Leben gekommen. Das Justizministerium hatte im Mai erklärt, dass Boeing deswegen erneut strafrechtlich verfolgt werden könne. Eine Vereinbarung mit den US-Behörden von Anfang 2021 zur Einstellung der Ermittlungen sei nicht mehr gültig, da Boeing gegen darin eingegangene Verpflichtungen verstoßen habe, hieß es damals.
Die jetzt erreichte Einigung sieht vor, dass Boeing eine Strafe zahlen und zudem mindestens 455 Millionen Dollar (rund 420 Millionen Euro) in „Compliance- und Sicherheitsprogramme“ investieren muss.
Angehörige der Absturzopfer zeigten sich „sehr enttäuscht“ von der Einigung, wie ihr Anwalt Robert Clifford mitteilte. Die vergangenen fünf Jahre hätten gezeigt, dass Boeing nach wie vor „Profite über Sicherheit“ stelle, erklärte Clifford. Die jetzige Vereinbarung trage dazu bei, dass dies weiterhin so sein werde. Die Familien werden das Gericht bei der nächsten Anhörung auffordern, den Deal abzulehnen, wie aus einer Einreichung der Anwälte hervorgeht.
Zuletzt sorgten mehrere technische Pannen bei Boeing-Maschinen für Verunsicherung. So brach Anfang des Jahres bei einer Boeing 737 MAX 9 der Alaska Airlines während des Fluges ein Teil der Kabinenwand heraus. Das Flugzeug musste notlanden. Die Flugaufsichtsbehörde FAA ordnete in der Folge im Januar ein vorübergehendes Flugverbot für Maschinen der Bauart 737 MAX an.