Luxus-Immobilien: Kaufpreis von 470 Millionen Euro, Interesse gleich null: Das Drama der Villa Aurora

Die Villa Aurora hätte das teuerste Haus in Rom sein können – hätte eine texanische Prinzessin einen Käufer gefunden. Argumente für das Haus gibt es besonders für Kunstliebhaber. Ein Einblick.

Die Geschichte der vermeintlich teuersten Villa von Rom beginnt Ende des 16. Jahrhunderts: Kardinal Francesco Maria Bourbon del Monte lässt an der höchsten Stelle der Stadt ein Landhaus errichten. Schon in den ersten Jahren des Hauses beginnt er eine beeindruckende Kunstsammlung aufzubauen. Ausgang ist ein Deckengemälde des berühmt-berüchtigten Michelangelo Merisi da Caravaggio.

1621 erwirbt der 26-jährige Neukardinal Ludovico Ludovisi das Haus von del Monte. Auch er betätigt sich als Kunst- und Kulturmäzen. Die Ausstellung der Villa wächst. Künstler, Dichter und Denker wie Goethe beginnen zur Villa Aurora zu pilgern und suchen in dem sagenumwobenen Anwesen nach Inspiration für ihre eigene Arbeit.

Die bösen Erben, erster Teil

Nach dem Tod des Kardinals nimmt die Geschichte der Villa eine erste Wendung. Seine Erben verkaufen Teile der Kunstsammlung, bauen aber die Ländereien aus, sodass sich das Grundstück der Villa Ludovisi zu ihrer Hochzeit über einen gewaltigen Raum erstreckt – vom heutigen Standort bis zum 1,2 Kilometer entfernten Piazza Fiume.

Ende des 19. Jahrhunderts kommt es aufgrund politischer und finanzieller Umstände zur Zerstörung der einstigen Villa. Heute ist nur noch das Casino dell’Aurora di Villa Ludovisi Boncompagni, auch bekannt als Villa Aurora, übrig. Die vergleichsweise kleine Villa, immerhin aber noch ein Bau in Bestlage mit etwas mehr als 2000 Quadratmetern Wohnfläche, schreibt indes ihr eigenes Drama.

Château d’Armainvilliers 19.16

2018 bricht ein Erbstreit innerhalb der Familie aus, der zur Zwangsversteigerung der Villa führt. Denn das Haus wird nach dem Tod des Eigentümers Nicolò Boncompagni Ludovisi zur Hälfte an seine Frau und zur Hälfte an seine drei Söhne vererbt. Das führt zum Zwist, denn das Anwesen war bereits gepfändet und niemand hatte genug Geld, um die Schuldenlast abzutragen.

Durch die vielen Kunstwerke wurde der Preis für einen Zwangsverkauf ursprünglich auf rund 470 Millionen Euro taxiert. Niemand griff zu, obwohl es insgesamt fünf Versuche mit teils mächtigen Rabatten gab, um das Anwesen endlich zu veräußern.

Die bösen Erben, zweiter Teil

Die texanische Prinzessin Rita Boncompagni Ludovisi, Frau des verstorbenen Prinzen, bewohnte die Villa noch bis 2023. Im April wurde das Anwesen von Polizisten geräumt und die Prinzessin zog in die Villa eines Freundes – immerhin nahe Rom.

Offiziell heißt es, dass die Söhne aus erster Ehe der Meinung seien, Rita habe das Haus nicht ordnungsgemäß gepflegt und mit Führungen durch das Haus unerlaubte Nebeneinkünfte erzielt. Tatsächlich war es eine Zeit lang möglich, für rund 20 Euro pro Person einen Blick in die Villa werfen zu dürfen. Ein Richter gab der Klage der Nachkommen statt.

Aus dem Rekordpreis wurde bisher jedoch nichts. Der letzte bekannte Angebotspreis bei Versteigerungen lag bei 145 Millionen Euro, auch hier fand sich niemand. Ignace Meuwissen, ein auf besonders teure Immobilien spezialisierter Experte, sollte das Haus später verkaufen. Er fand nach eigenen Angaben sogar einen Käufer, der 100 Millionen bot, damit aber von der Verkäuferseite abgelehnt wurde.

The One 20:10

Er bestätigte im Gespräch mit dem stern, dass das Haus noch immer einen neuen Besitzer suche. Was den Preis betrifft, geht er davon aus, dass die Erben und die Prinzessin inzwischen sogar mit 60 Millionen Euro einverstanden wären. „Das Haus steht nun leer und wartet auf ein Angebot. Das gibt es aber im Moment nicht, weil die Eigentümer von zu hohen Summen träumen“, erklärte er auf Anfrage.

In diversen Medienberichten heißt es, die Prinzessin habe sich sogar schon an die italienische Regierung gewandt. Offenbar arbeitet man daran, dass die Regierung das Haus übernimmt, damit die wertvolle Kunst erhalten bleibt. Schaut man sich den Zustand des Hauses an, wäre es wohl tatsächlich die einfachste Idee, daraus ein Museum zu machen.