Unzählige kleinste Chemie-Schadstoffe landen täglich im Wasser: Putzmittel, Kosmetika und über das Abwasser auch viele Arzneien und Hormone. NRW will seine Kläranlagen fit machen, um das auszufiltern.
Etwa jede sechste Kläranlage in Nordrhein-Westfalen soll bis spätestens 2039 auch Mikroschadstoffe aus Haushalt, Industrie und Gewerbe herausfiltern können, die derzeit noch die Gewässer belasten. Bislang verfügen erst 22 der insgesamt rund 600 kommunalen Kläranlagen in NRW über eine solche Reinigungsstufe. Das berichtete das Landesamt für Natur Umwelt Klima und Verbraucherschutz (LANUV) am Mittwoch in Duisburg.
Tausende Chemikalien, die alltäglich genutzt würden, könnten schon in geringen Mengen das Wasser schädigen, erklärte die Präsidentin des Landesamts Elke Reichert. Dazu gehörten viele Arzneien, Hormone, Putzmittel, Kosmetika, Pestizide und unzählige andere Stoffe. Gesetzliche Grenzwerte gebe es für die Mikroschadstoffe nicht. Mit der alternden Gesellschaft, einem zunehmenden Bedarf an Medikamenten und neuen Substanzen werde die Problematik weiter zunehmen. Derzeit messe das LANUV bereits mehr als 600 Stoffe.
Neben der Aufrüstung der Kläranlagen sei es besonders wichtig, solche Belastungen der Gewässer, wo immer möglich, zu vermeiden. „Der richtige Entsorgungsweg für Arzneimittel ist nicht die Toilette, sondern es ist der Hausmüll“, betonte die Abwasser-Expertin des Landesamts, Kerstin Menn.
Die derzeit noch freiwillige Vorsorge-Maßnahme zur Aufrüstung der Kläranlagen in NRW werde durch eine EU-Kommunalabwasser-Richtlinie weiteren Schub erhalten, erläuterte sie. Die Richtlinie, die das Europäische Parlament bereits beschlossen habe, die allerdings noch in nationales Recht umzusetzen sei, verpflichte zum Ausbau der großen Kläranlagen im Einzugsbereich von mehr als 150.000 Einwohnern. In NRW seien das 43 Anlagen.
Das Land NRW fördere den Ausbau mit 50 Prozent der zuwendungsfähigen Ausgaben, erklärte Menn. „Mit der Kommunalabwasserrichtlinie werden aber auch die Hersteller von Arzneimitteln und von Kosmetikprodukten an den Ausbau- und Betriebskosten der Kläranlage beteiligt.“ Ziel sei es, mit der neuen Filtertechnik mehr als 80 Prozent der organischen Mikroschadstoffe aus dem Abwasser zu entfernen.
Modernisiert werden zuerst Klärwerke an besonders belasteten Gewässern sowie in Trinkwassereinzugs- und Naturschutzgebieten. Neben den 22 bereits aufgerüsteten Anlagen seien derzeit 10 weitere im Bau und 17 in der konkreten Planung. „Wir haben auch den Klimawandel im Blick, denn Dürre-Perioden erhöhen die Anreicherung von Schadstoffen in unseren Gewässern“, sagte Reichert.
Pressemitteilung Fachinformationssystem zu Mikroschadstoffen in NRW