Der in Rumänien wegen Vergewaltigung und Menschenhandel angeklagte Influencer Andrew Tate darf sich bis zu seinem Prozess frei in der Europäischen Union bewegen. Für seine neue Freiheit hat der Ex-Kickboxer schon große Pläne.
Mit dem Maserati nach Cannes oder dem Ferrari nach Italien? Diese Frage stellt sich jetzt der ehemalige Kickboxer und umstrittene Macho-Influencer Andrew Tate – oben ohne in einem Video auf der Plattform X. Kurz zuvor hatte ein Gericht in Bukarest entschieden, dass Tate, der in Rumänien auf seinen Prozess wegen Vergewaltigung und Menschenhandel wartet, ohne Einschränkungen innerhalb der EU reisen darf. Auch sein mitangeklagter Bruder darf das Land verlassen.
„Ich bin frei“, postete Tate in Großbuchstaben auf X, wo er rund 9,5 Millionen Follower hat. „Zum ersten Mal seit 3 Jahren kann ich Rumänien verlassen.“ Der „Scheinprozess“ zerfalle. Der 37-Jährige hat auf X weitere Videos geteilt, darunter eines, das ihn mit nacktem Oberkörper vor einem Computer zeigt – während ihm eine Frau die Glatze massiert und eine andere Dame im Bikini ihm eine Zigarre reicht. „Wohin fährt er? In die italienischen Alpen? Genf? London Paris?“ So scheint sich der als misogyn geächtete und bewunderte Brite seine neue Freiheit vorzustellen. Außerdem wirbt er für eine Plattform, die angeblich die Kunst des Geldverdienens lehren soll.
Andrew Tate kündigt „Krypto-Revolution“ an
Die X-Seite von Tate steht seit der Gerichtsentscheidung nicht still: In einem weiteren Post behauptet er, er erhalte bereits „Millionen Dollar für Bücher und Serien und Filme“. Mit dem Geld wolle er „den Krypto-Raum für immer säubern“; am Montag werde er in einem Podcast Details für eine angebliche „Krypto-Revolution“ preisgeben. „Das ist jetzt meine Welt.“ Andrew Tate Chats 13.35
Tate ist zusammen mit seinem Bruder Tristan und zwei rumänischen Frauen des Menschenhandels, der Vergewaltigung und der Bildung einer kriminellen Vereinigung zur sexuellen Ausbeutung von Frauen angeklagt. Alle bestreiten die Vorwürfe.
Die rumänische Staatsanwaltschaft wirft den Tate-Brüdern vor, ihre Opfer rekrutiert zu haben, indem sie sie verführten und fälschlicherweise vorgaben, eine Beziehung oder Ehe eingehen zu wollen. Die Opfer seien dann auf Grundstücken außerhalb Bukarests sexuell ausgebeutet worden.
Im April dieses Jahres entschied das Gericht in Bukarest, dass der Prozess beginnen kann.
Tate-Brüder und zwei Frauen in Rumänien wegen Menschenhandels vor Gericht
Bis zur Entscheidung über die Berufung war den vier Verdächtigen die Ausreise aus Rumänien untersagt, mit der Gerichtsentscheidung vom Freitag wurde dieses Verbot für die Europäische Union aufgehoben. Die Entscheidung ist nicht rechtskräftig und kann von der Staatsanwaltschaft angefochten werden. Die Tate-Brüder wurden während der strafrechtlichen Ermittlungen von Ende Dezember 2022 bis April 2023 in Polizeigewahrsam gehalten, um zu verhindern, dass sie das Land verlassen oder Beweise manipulieren. Anschließend wurden sie bis August letzten Jahres unter Hausarrest gestellt.
Die Brüder, beide ehemalige Kickboxer mit US-amerikanischer und britischer Staatsbürgerschaft, sind die prominentesten Verdächtigen, die in dem osteuropäischen Land wegen Menschenhandels vor Gericht stehen. Ihr Fall ist zu einer Bewährungsprobe für die dortige Strafverfolgungsbehörden gegen organisierte Kriminalität geworden.
„Andrew und Tristan sind nach wie vor entschlossen, ihren Namen und ihren Ruf reinzuwaschen. Sie sind den Gerichten dankbar für das ihnen entgegengebrachte Vertrauen“, sagte der Hauptverteidiger der Brüder, Eugen Vidineac, in einer Erklärung.
Selbsternannten Frauenhasser Tate drohen weitere Konsequenzen
Tate, der sich selbst als Frauenhasser bezeichnet, hat Millionen von Fans gewonnen, indem er einen ultra-maskulinen Lebensstil propagierte. Dieser verunglimpft laut Kritikern Frauen.
Der 37-jährige Influencer hat nicht nur in Rumänien juristischen Ärger am Hals: In einem anderen Fall wurde Tate eine Zivilklage von vier britischen Frauen zugestellt, berichtete der Sender Sky News.Andrew Tate Anklage in Rumänien 13.55
Die vier behaupten, Tate habe sie sexuell und körperlich angegriffen und zeigten ihn 2014 und 2015 bei den britischen Behörden an. Nach vierjährigen Ermittlungen entschied die Staatsanwaltschaft 2019, ihn nicht strafrechtlich zu verfolgen. Die mutmaßlichen Opfer organisierten daraufhin ein Crowdfunding, um einen Zivilprozess gegen ihn anzustrengen.
In einem dritten Fall erschienen die Tate-Brüder ebenfalls im März vor dem Berufungsgericht in Bukarest, nachdem die britischen Behörden Haftbefehle wegen mutmaßlicher sexueller Übergriffe in den Jahren 2012 bis 2015 in Großbritannien erlassen hatten. Das Berufungsgericht gab dem britischen Antrag auf Auslieferung der Tates an das Vereinigte Königreich statt, allerdings erst nach Abschluss des Gerichtsverfahrens in Rumänien.