In diesem Münchner „Tatort“ geht es alles andere als besinnlich zu. „Wir kriegen euch alle“ steht mit Blut an der Wand geschmiert. Das Thema – Kindesmissbrauch – wiegt schwer, die Umsetzung ist umso brutaler.
Worum geht’s?
Die sechsjährige Lena freut sich auf den Weihnachtsmann und lässt ihn des nachts in die elterliche Villa. Doch statt Geschenke gibt der kostümierte Eindringling dem Mädchen ein Plätzchen, das es betäubt. Lenas Mutter und Vater werden brutal getötet und verstümmelt. Als die Kommissare Franz Leitmayr (Udo Wachtveitl) und Ivo Batic (Miroslav Nemec) am nächsten Tag eintreffen, finden sie das Kind schlafend im Garten. In ihren Armen hat Lena ihre Puppe Senta. Die ist kein normales Spielzeug, sondern eine sogenannte Smartpuppe mit eingebautem Mikrofon und unheimlich leuchtenden Augen. Über Bluetooth kann die Puppe kommunizieren – und Lena ist nicht das einzige Kind, das dieses in Deutschland verbotene Spielzeug besitzt. Geschenkt hat es ihr Frida Braubacher. Die ältere Frau engagierte sich im Verein anonymer Überlebender von Kindesmissbrauch und wird ebenfalls tot in ihrer Wohnung gefunden.PAID Warum ich seit 50 Jahren „Tatort“ gucke – und es auch weiter tun werde_15.30
Warum lohnt sich der „Tatort: Wir kriegen euch alle“?
Gerade zu Beginn erinnert der „Tatort“ mehr an einen Mystery-Thriller als an einen gewöhnlichen Kriminalfall. Vor allem die sprechende Puppe Senta hat etwas Unheimliches – auch wenn sie für die Kinder zur Vertrauten wird. Die eigens für den Film komponierte Musik von Jessica de Rooij unterstützt die schaurige Stimmung. Stark ist auch die Szene in einer Gefängniszelle, die zeigt, wie sehr ein Missbrauchsopfer von den Taten traumatisiert ist.
Was stört?
Der Fall „Wir kriegen euch alle“ ist bisweilen sehr düster und brutal geraten. Neben dem psychischen Leid der Kinder zeigt der Krimi auch viel Blut. Es wird mit einer Machete gemetzelt und mit einer Armbrust geschossen. Kein schöner Anblick. Dass der Weihnachtsmann im Film im Sommer kommt, und sich kein Kind darüber wundert, ist zudem etwas komisch.Tatort Ausstiege 16:40
Die Kommissare?
Für Batic und Leitmayr ist die Episode „Wir kriegen euch alle“ der 80. „Tatort“. Insofern treten etwas Ermüdungserscheinungen ein – auch bei den Kommissaren, die in der Folge wiederholt Schere, Stein Papier spielen, um festzulegen, wer die Arbeit macht. Dass sie bei ihren Ermittlungen mehrfach gegen Vorschriften verstoßen, scheint auch niemanden recht zu stören.
Ein- oder ausschalten?
Dieser „Tatort“ ist nichts für schwache Nerven. Wer sich auf einen entspannten Abend eingestellt hat, sollte den Fernseher lieber aus lassen.
Der „Tatort: Wir kriegen euch alle“ wurde erstmals am 2. Dezember 2018 ausgestrahlt. Die ARD wiederholt den Fall am 5. Juli 2024 um 22.30 Uhr.