Wer einen Igel beobachtet, der einen anderen Igel in seltsamen Bewegungen umkreist, ist womöglich mitten in ein Paarungs-Ritual geraten. Jetzt im Sommer lässt sich sich dieses Liebesspiel abends manchmal in Gärten oder Parks beobachten.
Haben Sie schonmal Igel gesehen, die kreisförmige Bahnen ablaufen? In den aktuell warmen Sommernächten lässt sich dieses seltsame Ritual manchmal in unseren Gärten oder Parks bewundern.
So wie bei uns zu Hause vor ein paar Jahren: Dort tauchten an einem späten Abend zwei Igel auf der Terrasse auf, die sich überhaupt nicht an der Anwesenheit von Menschen störten. In teils etwas schwankenden Bewegungen kreiste das eine Stacheltier um das andere herum. Mein Mann fragte besorgt, ob der Igel mit den anscheinenden Gleichgewichtsstörungen vielleicht ein Fall für die Tierärztin sei. Wir beschlossen, zu warten und die Tiere nicht zu stören.
Das war eine gute Entscheidung – denn wir waren zufällig mitten in eine Lovestory geraten: Das Paarungsritual wird ganz passend „Igel-Karussell“ genannt. Das Männchen umkreist dabei die Igelin immer und immer wieder. Stundenlang kann das dauern, denn zu Beginn ist das Weibchen meist wenig begeistert, stellt die Stacheln auf und faucht. Es kommt auch vor, dass er so vertieft ist in seine Kreisläufe, dass sie die Gelegenheit zur Flucht nutzt.
Der Igel muss sich lange anstrengen, um das Weibchen zu überzeugen
Igel-Männchen müssen sich also viel Mühe geben, damit das Weibchen irgendwann die Stacheln flachlegt und sich die beiden paaren können. Den eigentlich dämmerungs- und nachtaktiven Tieren scheint in der Paarungs-Saison auch zuweilen das Zeitgefühl abhanden zu kommen. Denn es ist bei uns im Garten schon passiert, dass zwei Igel noch morgens – vermutlich schwer verliebt – im Beet saßen, als es schon längst taghell war.
Doch mit der Romantik ist es rasch vorbei: Nach der Paarung macht sich der männliche Igel aus dem Staub. Sie bringt die Jungen auf sich allein gestellt zur Welt und ist dann auch alleinerziehend.
In diesen Tagen werden in ganz Deutschland die ersten kleinen Igel geboren. Darauf macht die Deutsche Wildtier Stiftung aufmerksam. Gärtner sollten vorsichtig sein, denn dort, wo Laubhaufen und Totholz liegen, könnten sich Igel-Wurfnester befinden.PAID Rote Liste 14.51
In solchen Fällen sollte man vorsichtig gärtnern oder es eine Zeit lang ganz sein lassen. Igelmütter, die sich durch Unruhe gestört fühlen, könnten das Nest verlassen, warnen die Tierschützer. Dann verhungere der Nachwuchs, der in den ersten sechs Lebenswochen gesäugt wird.
Ein genauer Blick hilft – ist der Igel verliebt oder braucht er Hilfe?
Auch sollte man genau hinsehen, wenn Igel sich seltsam benehmen. Nicht jedes „Torkeln“ ist im Liebesrausch. Darauf weisen Tierschützer hin. Die Tiere sind in unseren Gärten vielen Gefahren ausgesetzt, die von Mährobotern bis hin zu Giftstoffen reichen.
Kleine Igel, die allein im Gras sitzen, sind allerdings oftmals keine Waisen, sondern werden von ihrer Mutter abgeholt, wie die Deutsche Wildtier Stiftung schreibt. Das kann sogar tagsüber passieren. In der Regel sollte man sie also in Ruhe lassen und warten, was geschieht.
Fünf bis sechs Wochen dauert es, bis die Igel groß genug sind, dass sie allein ihrer Wege ziehen können. Geschlechtsreif werden die Tiere nach dem ersten Winter. Dann sind sie auch bereit für die nächste Runde mit dem „Igel-Karussell“.
Quellen: Pressemitteilung und Infos für igelfreundliche Gärten der Deutschen Wildtier Stiftung, „Pro-Igel.de„, Hier bei Youtube sehen Sie ein Igel-Karussell im Video
Sehen Sie im Video: Der Verein Wildtiere OWL macht mit einem aktuellen Fall auf ein leider nicht seltenes, aber fatales Problem aufmerksam: Gartentiere werden durch Mähroboter oft schwer verletzt oder getötet.