Neu im Kino: „Crossing The Bridge“: Fatih Akins Kult-Musikfilm ist zurück

Der Star-Regisseur Fatih Akin hat mit seiner Doku „Crossing The Bridge – The Sound Of Istanbul“ 2005 Furore gemacht. Jetzt glänzt der Film in einer restaurierten Fassung.

Fatih Akin ist einer der wenigen deutschen Filmemacher, die auch international Kultstatus haben. Kurz nach seinem erfolgreichen und viel gelobten Film „Gegen die Wand“, der ihm 2004 den Durchbruch brachte, veröffentlichte er ein besonderes Projekt, das jetzt zurück ins Kino kommt. „Crossing The Bridge – The Sound Of Istanbul“ lief 2005 in Cannes, erhielt international Preise. Es geht um das vielfältige Musikleben der türkischen Metropole. 

Akins Mutter stammt aus Istanbul. Seit Jahrtausenden ist die heutige Millionenstadt ein Schmelztiegel der Kulturen. Samt vielfältigem Musikleben aus türkischen, armenischen, kurdischen oder auch türkisch-griechischen Traditionen. Längst kommen Jazz, Rock, Pop, Hip-Hop, Elektronik hinzu. Der Film zeigt die Fülle der Szene in Bars, Clubs und auf der Straße.

Nach fast 20 Jahren ist der hautnah und vital wirkende musikalische Trip – mit Bassist Alexander Hacke von der Berliner Industrial-Band Einstürzende Neubauten als Reiseführer – wieder zu erleben. Ab Freitag (5. Juli) in ausgewählten Kinos sowie beim Arthouse-Streamingdienst Mubi. 

Eine Restaurierung des alten Materials ermöglicht, dass er in aktueller 4K-Auflösung erstrahlt. „Der Film liefert mehr Bildinformationen, weil er viel höher aufgelöst ist“, beschreibt Akin das Ergebnis im Gespräch der Deutschen Presse-Agentur. 

 

Fatih Akin über die Veränderungen in Istanbul

Was hat sich in den vergangenen 20 Jahren in der Kultur Istanbuls verändert? „Es gibt eine sehr interessante Acid-Anatolia-Szene und die türkische Hip-Hop-Szene hat sich immens weiterentwickelt“, meint der 50-Jährige. „Sehr faszinierend finde ich, dass es wegen des Kriegs in Syrien einen Zustrom von syrischen Musikern gibt. Auch von DJs und DJanes, von denen ich höre, dass sie die Club-Szene aufmischen.“ 

Er ergänzt: „Istanbul ist für mich nach wie vor eine sehr spannende Stadt, an einem sehr interessanten Punkt auf der Welt mit vielen faszinierenden und unglaublichen Geschichten.“ 

Der dpa berichtet Akin, dass einige seiner Musikrechte am Film nach zehn Jahren 2015 abgelaufen waren. Er durfte nicht mehr aufgeführt werden. „Und dann hat es noch einmal neun Jahre gedauert, überhaupt die Rechte am Film zurückzubekommen.“ 2004 habe man den auf Mini DV (Video) gedrehten Film auf 35mm gestanzt. „Das waren die Mittel der Zeit und das bleibt auch weiterhin erkennbar“, ergänzt der deutsche Regisseur.

 

Türkische Top-Stars sind mit von der Partie

In „Crossing The Bridge – The Sound Of Istanbul“ können Fans nun noch einmal mit Alexander Hacke modernem Rock vom Feinsten und dem Hochzeitstanz einer Braut in traditionellem Schwarz, sanfteren Tönen aus einem Hamam des 18. Jahrhunderts oder auch temperamentvoller Gitarrenmusik der Roma zusehen und zuhören. Und den Kommentaren der Interpreten zu ihrer Arbeit und zur Szene lauschen. 

Zeitlose türkische Top-Stars wie der Sänger und Saz-Virtuose Orhan Gencebay und die 2015 gestorbene Sängerin Müzeyyen Senar sind mit von der Partie. Bei alledem belegt der Film, dass Unterschiede hier keine Gegensätze bedeuten. Dass die Musik – wie der Titel besagt – Brücken überschreitet, dass die Kulturen und Subkulturen einander im Crossover befruchten.

„Mit einigen Musikern halte ich seitdem Kontakt“, erzählt Akin. „Sezen Aksu hat mit ihrer Musik meine Kindheit und Jugend begleitet. Durch den Dreh habe ich sie kennengelernt, seither sind wir befreundet. Auch mit der neo-psychedelischen Band Baba Zula, die Rock mit orientalischen Elementen mischt, bin ich noch in Verbindung. Vor allem aber mit dem Rapper Ceza – Hip Hop hat sehr viel mit meiner Sozialisation in Hamburg zu tun. Später habe ich auch den Film „Rheingold“ über den Rapper Xatar gemacht. Ceza bewerte ich als einen der besten MCs der Welt.“