Bidens verpatztes TV-Duell zieht weitere Kreise. Auf Berichte von „New York Times“ und CNN über angebliche Rückzugsgedanken des US-Präsidenten folgt prompt ein klares Dementi aus dem Weißen Haus.
US-Präsident Joe Biden hat sich einem Zeitungsbericht zufolge im Gespräch mit einem „wichtigen“ Verbündeten besorgt gezeigt über die Aussichten für seinen Wahlkampf. Der Demokrat sei sich dessen bewusst, dass er in den kommenden Tagen die Öffentlichkeit davon überzeugen müsse, dass er dem Job gewachsen sei, zitierte die „New York Times“ am Mittwoch einen namentlich nicht genannten Verbündeten. Dem Verbündeten zufolge habe der 81-Jährige gesagt, dass er wisse, seine Kandidatur möglicherweise nicht mehr retten zu können, wenn er die Öffentlichkeit in den kommenden Tagen nicht von seiner Eignung als Präsidentschaftskandidat überzeugen könne.
Unter Verweis auf seinen schwachen Auftritt gegen Donald Trump vergangene Woche hieß es, Biden wisse, dass bei zwei weiteren derartigen Ereignissen bis zum Ende des Wochenendes „wir in einer anderen Lage“ sein würden (engl: „we’re in a different place“). STERN PAID 28_24 Biden Titel 6.05
Weißes Haus dementiert Bericht der „New York Times“
In der Überschrift des Berichts hieß es, Biden habe dem Verbündeten gesagt, dass er die Fortsetzung seines Wahlkampfs prüfe. Der Bericht selbst enthielt keinen Verweis auf entsprechende Aussagen des Präsidenten.
Auch der US-Sender CNN berichtet unter Berufung auf einen namentlich nicht genannten Verbündeten Bidens, dieser habe eingeräumt, dass die nächsten Tage entscheidend seien, um seine Wiederwahl zu retten. „Er sieht den Moment. Er hat einen klaren Blick“, sagte die Person laut CNN. „Die Umfragewerte sinken, die Spendensammlung versiegt, und die Interviews laufen schlecht. Er ist nicht unaufmerksam.“ Dabei war unklar, ob es sich bei der Person um die gleiche Quelle handelte.PAID IV Bidens Mammutaufgabe 9.05
Das Weiße Haus hat den Bericht der „New York Times“ zurückgewiesen. „Diese Behauptung ist absolut falsch“, teilte ein Sprecher der Regierungszentrale auf Anfrage mit. „Wenn uns die ‚New York Times‘ mehr als sieben Minuten Zeit gegeben hätte, das zu kommentieren, hätten wir ihnen das auch so gesagt.“ Die Frage, welche Stellungnahme das Weiße Haus zum CNN-Bericht abgeben wolle, beantwortete der Sprecher kurz angebunden: „Dieselbe.“
Rufe nach Rückzug von Joe Biden werden lauter
In der vergangenen Woche hatte der Demokrat Biden bei einer TV-Debatte gegen seinen Herausforderer Donald Trump einen desaströsen Auftritt hingelegt. Mittlerweile wächst der Druck auf den Demokraten auch in den eigenen Reihen. Die bekanntesten Gesichter der Partei halten sich bislang mit harscher Kritik zurück und stehen öffentlich hinter Biden.
Das Weiße Haus bemüht sich, Zweifel an seiner Eignung für das Amt zu zerstreuen und seinen verpatzten Auftritt im Fernsehen so gut es geht vergessen zu machen.
Biden will sich heute mit demokratischen Gouverneuren treffen, um sich deren Unterstützung zu sichern. Am Freitag will er ein Fernsehinterview geben. Zudem sind in den kommenden Tagen Wahlkampfauftritte in Wisconsin und Pennsylvania geplant. In der kommenden Woche will er eine Pressekonferenz beim Nato-Gipfel in Washington geben.