Fünf Tage vor der entscheidenden Runde der Parlamentswahl in Frankreich haben sich mindestens 214 Kandidaten aus der Stichwahl zurückgezogen – in fast allen Fällen, um die Wahl eines Rechtspopulisten in ihrem Wahlkreis zu verhindern. Die Frist für die Anmeldung zur entscheidenden Stichwahl am kommenden Sonntag ist am Dienstag um 18.00 abgelaufen.
Zu denen, die bei der zweiten Runde nicht antreten, zählen auch drei Kandidaten der rechtspopulistischen Partei Rassemblement National (RN). Diese könnten sich von den Kandidaten, denen sie dadurch möglicherweise zum Sieg verhelfen, später Unterstützung in der Nationalversammlung erwarten.
Ex-Parteichefin Marine Le Pen hatte zuvor angekündigt, dass ihre Partei auch dann die Regierungsverantwortung anstrebe, wenn sie nicht die absolute Mehrheit bekomme. Dazu werde sie Unterstützer unter anderem bei den konservativen Republikanern suchen.
Nach einer ersten Prognose könnte der Rückzug der Kandidaten dazu führen, dass der RN in der zweiten Runde nicht die absolute Mehrheit erreicht. Tatsächlich ist dies aber sehr schwer einzuschätzen, weil Wähler sich nicht unbedingt an Wahlempfehlungen halten. Außerdem kommt es sehr auf die Höhe der Wahlbeteiligung an.
In der Stichwahl am kommenden Sonntag entscheidet sich die Sitzverteilung in der Nationalversammlung. Für eine absolute Mehrheit sind 289 von 577 Sitzen nötig.