Die Schäden durch das Juni-Hochwasser an der historischen Burgruine Falkenstein sind groß. Doch die Fluten brachten auch Erstaunliches zutage.
Die massiven Regenfälle Anfang Juni haben an der Burg Falkenstein in Flintsbach am Inn archäologisch bedeutsame Funde zutage gebracht. Gefunden wurden etwa Ofen-Kacheln, wie der Flintsbacher Bürgermeister Stefan Lederwascher (CSU) am Dienstag berichtete. „Die Burg hatte ungewöhnlich viele Kachelöfen. Es wurden Kacheln gefunden aus verschiedenen Epochen.“ Die verzierten Stücke ließen ahnen, „dass derjenige, der die Burg bewohnt hat, Geld hatte.“ Die „Süddeutsche Zeitung“ hatte zuerst über die Funde berichtet.
Auch Teile einer alten Treppe, die auf einem früheren Stich zu sehen ist und die bisher unter der Grasnarbe verborgen war, seien durch die Fluten freigelegt worden. Zudem seien bisher unbekannten Mauerteile frei gespült worden, sagte Martina Pauli, Gebietsreferentin Bodendenkmalpflege beim Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege. Auch Tierknochen wurden entdeckt – von früheren Mahlzeiten. „Sie geben uns Einblicke in frühere Ernährungsgewohnheiten.“
Knochenreste entdeckt – von früheren Mahlzeiten
Die Funde seien rasch gesichert worden. Das Gelände sei für die Allgemeinheit gesperrt. Das Betreten sei noch immer gefährlich, das Mitnehmen möglicher historischer Fundstücke nicht erlaubt.
Die Fundstücke lagen im Burghof unter diversen Bodenschichten versteckt. Sie hätten sich über die Jahrhunderte angesammelt, teils war es Müll oder Bauschutt von abgebrochenen Kachelöfen, der damals einfach an der Burg entsorgt wurde, sagte Pauli.
Die vorwiegend grünen Kacheln und Teile von Geschirr spiegelten den hohen Lebensstandard der Bewohner wider. Sie zeigten auch die Modeströmungen der Epochen. „Das Geschirr hatte unterschiedlich farbige Glasur und unterschiedliche Formen“, sagte Pauli. Das Material werde nun gewaschen, gesichtet und weiter wissenschaftlich ausgewertet. „Es ist eine weitere Facette zur Geschichte der Burg.“
Burg schon einmal zerstört
Die mindestens 700 Jahre alte Burg war erst 2016 bis 2019 für rund eine Million Euro aufwendig saniert worden. Die Ruine unweit der Autobahn an der Grenze zu Österreich, die einer Stiftung des Landkreises Rosenheim gehört, gilt als Wanderziel. Sie ist eine der besterhaltenen Burgruinen in Oberbayern.
Ende des 18. Jahrhunderts war die Burg durch Feuer zerstört worden. Der Besitzer habe zu der Zeit bereits in Schloss Brannenburg gewohnt, erläuterte Bürgermeister Lederwascher. In der Folge habe in der Burgruine zeitweise ein Bauernhof existiert. „Es gibt ein Gemälde, auf dem der Bauernhof zu sehen ist – und tatsächlich hat man dann Reste von dem Bauernhof gefunden.“ Teils sei die Ruine auch als Steinbruch verwendet worden, Anwohner hätten sich dort Baumaterial geholt.
Renovierung vor dem Winter nötig
Es gehe nun vordringlich darum, die Überreste der Burg zu sichern. „Es muss etwas passieren, denn die Mauern liegen frei“, sagte Lederwascher. Vor allem vor dem Winter müsse etwas geschehen. „Sobald Wasser in die Mauern eindringt und gefriert, bricht das Mauerwerk noch weiter auf.“
Die Fluten Anfang Juni hatten die Ruine stark geschädigt, Teile der Burgmauer waren von herabstürzende Wassermassen hangabwärts geschwemmt worden. Experten des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege, Statiker, Geologen, Archäologen und Architekten hatten die Ruine danach in Augenschein genommen.
Die Hauptburg Falkenstein wurde nach Angaben der Tourismusgesellschaft Chiemsee-Alpenland etwa um 1300 erbaut. Im 15. und 16. Jahrhundert entstand die Vorburg. Sie ist Teil des Denkmalkomplexes Petersberg mit der romanischen Peterskirche und dem dazugehörigen Mesnerhaus.