Einen Rekord hat „Beryl“ auf seinem Weg über das warme Atlantikwasser schon verbucht. Für mehrere Inseln in der Karibik wird es nun gefährlich.
Der erste Hurrikan der Saison im Atlantik rückt weiter auf mehrere kleine Karibikinseln vor. Mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 195 Kilometern pro Stunde wird er heute voraussichtlich Teile der Windward-Inseln erreichen. Er ist von Kategorie 4 wieder auf Kategorie 3 heruntergestuft worden, gilt aber weiter als extrem gefährlich.
Am Morgen Ortszeit (11.00 MESZ) lag das Auge des Wirbelsturms nach Angaben der US-Wetterbehörde NOAA 200 Kilometer ostsüdöstlich der Insel Grenada und 225 Kilometer südöstlich von St. Vincent. Die Meteorologen im US-Hurrikan-Center in Miami (Florida) warnen vor lebensgefährlichen Winden und schweren Sturmfluten.
Hurrikanwarnung besteht derzeit für die Inseln Barbados, St. Lucia, St. Vincent und die Grenadinen, Grenada und Tobago. Eine Tropensturmwarnung ist darüber hinaus für Martinique und Trinidad in Kraft.
„Wenn dieser Hurrikan wie vorhergesagt auf uns trifft (…), werden wir viele Verluste und Schäden erleiden, sowohl für einzelne Familien als auch als für das ganze Land“, sagte der Premierminister von St. Vincent und die Grenadinen, Ralph Gonsalves, in einer Ansprache an die Nation. „Möge Gott uns alle leiten und beschützen“, teilte der Premierminister von St. Lucia, Philip Pierre, auf Facebook mit und rief einen nationalen Stillstand aus.
Historischer Hurrikan
In weniger als 24 Stunden hatte sich „Beryl“ am Sonntag von einem Tropensturm zu einem Hurrikan der Kategorie 4 mit Windgeschwindigkeiten von 215 Kilometern pro Stunde entwickelt. „Beryl ist nun der früheste atlantische Hurrikan der Kategorie 4 in den Aufzeichnungen und übertrifft damit Hurrikan Dennis, der am 8. Juli 2005 zu einem Hurrikan der Kategorie 4 wurde“, schrieb der Hurrikan- und Sturmflutexperte Michael Lowry auf der Plattform X.
Hurrikane und Tropenstürme im Atlantik und östlichen Pazifik werden jedes Jahr nach alphabetischen Listen benannt. Der schon extrem starke „Beryl“ ist also erst der zweite Sturm der Saison, die im Atlantik am 1. Juni und im Pazifik am 15. Mai beginnt. Von einem Hurrikan spricht man ab Windgeschwindigkeiten von 119 Stundenkilometern, die höchste Kategorie – 5 – beginnt bei 251 Kilometern pro Stunde.
Hurrikan-Saison kann dieses Jahr stärker als sonst sein
Die Hurrikan-Saison über dem Atlantik könnte daher nach Einschätzung der US-Wetterbehörde in diesem Jahr ungewöhnlich stark ausfallen. Ursachen seien unter anderem überdurchschnittlich hohe Wassertemperaturen im Atlantik und das erwartete Einsetzen von „La Niña“, einer Phase kühleren Wassers im Pazifik.
Tropische Wirbelstürme entstehen über warmem Ozeanwasser. Die Erderwärmung erhöht die Wahrscheinlichkeit starker Stürme. Oft legen Wirbelstürme bei ihrem Zug über das Meer an Stärke zu. Über Land verlieren sie schnell ihre Kraft, da der Nachschub feuchtwarmer Luftmassen fehlt.
Nach den aktuellen Prognosen dürfte sich „Beryl“, nachdem er die Kleinen Antillen hinter sich gelassen hat – weiter westwärts durchs karibische Meer bewegen. Mexikanische Prognosen besagen, dass er sich am Donnerstag der Ostküste der Halbinsel Yucatán mit den viel besuchten Badeorten Cancún und Playa del Carmen nähern dürfte.