Aperol Spritz sei wegen seiner Farbstoffe giftig und krebserregend – diese Behauptung geistert durch die Sozialen Medien. Was an dem Gerücht dran ist
Für viele gehört der Drink zum Sommer dazu: Aperol Spritz. Nun aber hört man immer wieder, Aperol Spritz sollte wegen seinen angeblich stark krebserregenden Farbstoffen gar nicht getrunken werden. Das wichtigste vorweg: Es handelt sich dabei um ein Gerücht, das in dieser Form irreführend ist. Um zu verstehen, was dahinter steckt, muss man sich den Farbstoff des Getränks näher ansehen.
Wie wird der Aperol Spritz orangefarben?
Seine auffällige orange-rote Farbe verdankt Aperol den beiden zugesetzten künstlichen Farbstoffen E 110 (Gelborange S) und E 124 (Cochenillerot A), deren Grundstoff Erdöl ist. Die sogenannten Azofarbstoffe gelten als „sehr umstritten“, wie es von der Verbraucherzentrale Berlin heißt. Sie können demnach bei Menschen, die allergisch auf Aspirin reagieren oder generell anfällig für Allergien sind, zu sogenannten pseudoallergischen Reaktionen wie Hautrötungen und Asthma führen.
5 Drinks, die den Sommer verlängern_18.26
Aber erhöhen sie auch das Krebsrisiko? Die in Lebensmitteln verwendeten geringen Mengen gelten als unbedenklich. Beide Farbstoffe sind zugelassene Lebensmittelzusatzstoffe. Laut dem Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) werden Zusatzstoffe nur zugelassen, wenn bestimmte Kriterien erfüllt werden. Dazu gehöre unter anderem der Nachweis, dass der Stoff gesundheitlich unbedenklich ist.
Bis zu acht Gläser unbedenklich – zumindest, was die Farbstoffe angeht
Eine Zulassung gilt vielfach nur für bestimmte Lebensmittelkategorien und begrenzte Höchstmengen. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) hat auch für die Farbstoffe, die den Aperol orange machen, Grenzwerte für die tägliche Aufnahme festgelegt: Bei E 110 liegt diese maximale Menge bei vier Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht, bei E 124 bei 0,7 Milligramm. In Spirituosen dürfen beide Farbstoffe und andere derselben Kategorie in einer Gesamtkonzentration von bis zu 200 Milligramm pro Liter verwendet werden.
So könne eine Person mit einem Körpergewicht von 70 Kilogramm täglich bis zu 490 Milliliter Aperol konsumieren, ohne die empfohlenen Grenzwerte zu überschreiten, erklärt die Verbraucherzentrale. Maßgeblich für diese Rechnung ist der Farbstoff E 124 bei der Annahme, dass bis zu 100 Milligramm pro Liter im Aperol sein können. Das Ergebnis mit knapp einem halben Liter Aperol entspricht etwa acht Gläsern des Getränks. Die wären also für eine Person, die etwa 70 Kilo wiegt, unbedenklich – wenn man sich allein an den Werten für Farbstoffe orientiert.
Die Studienlage ist dünn
Dazu, ob und wie stark E 110 und E 124 krebserregend wirken, lieferten Studien unterschiedliche Ergebnisse. Festgestellt wurde nach Angaben der Verbraucherzentrale unter anderem, dass sich das Krebsrisiko bei Mäusen erhöhte – allerdings bei langer Gabe in hoher Konzentration. Trotzdem gehen andere Länder bereits wesentlich restriktiver mit E 124 um. In den USA etwa ist die Verwendung des Farbstoffs in Lebensmitteln gänzlich verboten. Hinsichtlich E 110 verweisen Experten des Hamburger Umweltinstituts auf mögliche Nierentumore bei Tieren, schränken aber ein: Für den Menschen sei in Studien bisher kein solcher Zusammenhang nachgewiesen worden.
Definitiv krebserregend: Alkohol
Zu bedenken ist bei der Bewertung aber auch noch ein anderer Inhaltsstoff: der Alkohol. Dass es einen direkten Zusammenhang zwischen Alkoholkonsum und Krebsrisiko gibt, sehen Experten schon lange als gesichert an. Dies gilt unter anderem für Speiseröhrenkrebs und Leberkrebs, wie es beim Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) heißt. Rund vier Prozent der jährlichen Krebsfälle in Deutschland lassen sich demnach direkt auf Alkohol zurückzuführen. Hinzu kämen weitere potenzielle gesundheitliche Folgen wie Schlaganfall, Herzversagen, Alkoholabhängigkeit und psychische Störungen.