Überkapazitäten und Billigimporte machen dem Reifenhersteller Goodyear zu schaffen. Geplante Einschnitte sollen mit Sozialplänen abgefedert werden – jetzt gibt es auch für Fulda eine Vereinbarung.
Im Zusammenhang mit den geplanten Einschnitten beim Reifenhersteller Goodyear ist nun auch für das Fuldaer Werk ein Sozialplan vereinbart worden. Demnach sollen die rund 1050 betroffenen Beschäftigten für zwölf Monate in eine Transfergesellschaft wechseln können, wie Anne Weinschenk, Bezirksleiterin Mittelhessen der Gewerkschaft IG BCE, am Freitag in Gießen mitteilte. Ähnliche Vereinbarungen habe es zuvor für den Goodyear-Standort Fürstenwalde in Brandenburg sowie für die Verwaltung gegeben.
Ein Goodyear-Sprecher bestätigte dies. „Wir haben faire Lösungen für unsere Mitarbeiter gefunden und sind voll und ganz darauf eingestellt, diejenigen, die betroffen sind, bei der Suche nach neuen Arbeitsplätzen oder beim Übergang in den Vorruhestand zu unterstützen“, teilte der Sprecher auf Anfrage mit. Trotz der schwierigen Entscheidungen sei man davon überzeugt, dass die Vereinbarungen die Klarheit böten, die die Belegschaft erwartet habe.
In der Transfergesellschaft sollen die Beschäftigten nach Angaben von Weinschenk einen Großteil ihrer bisherigen Bezüge erhalten und sich weiterqualifizieren können. Es sei eine sehr gute Lösung für die Beschäftigten gefunden worden. Bereits im Februar hätten sich die Gewerkschaft, die Betriebsräte und der Arbeitgeber auf die Höhe des Budgets geeinigt, das für die von Schließungen beziehungsweise Einschnitten betroffenen Goodyear-Standorte zur Verfügung steht.
Nach Gewerkschaftsangaben dürften deutschlandweit rund 2200 bis 2300 Arbeitsplätze bei Goodyear wegfallen. Das Fuldaer Werk solle im dritten Quartal nächsten Jahres schließen und die Reifenproduktion in Fürstenwalde Ende 2027 auslaufen. Hinzu kämen Einschnitte in Verwaltung, Forschung und Entwicklung, Einkauf und Kundenbetreuung, die vor allem den Standort in Hanau und in geringerem Ausmaß auch den in Köln treffen.
Bei den Verhandlungen über den Sozialplan habe sich die Gewerkschaft bereiterklärt, auf einen Arbeitskampf zu verzichten, erklärte Weinschenk. Durch diese Vorgehensweise habe man nun „eine extrem hohe Summe zur Verfügung, mit der wir die Beschäftigten auffangen können“. Zahlen nannte die Gewerkschafterin nicht.
Goodyear ist nach eigenen Angaben eines der größten Reifenunternehmen der Welt mit rund 71 000 Beschäftigten. Die Produkte werden in 55 Werken in 22 Ländern hergestellt. Die Einschnitte hatte das Unternehmen mit Überkapazitäten, Billigimporten aus Asien und dem Inflationsdruck begründet.