Etwas Geschick, ein bisschen Geduld, viel Wasser und ein Quäntchen Glück. Mehr braucht es nicht, um Tomaten in Eigenregie erfolgreich anzubauen. Der stern erklärt, warum man Tomaten pikieren sollte und wie das geht.
In der Natur klären Pflanzen und Tiere in der Regel untereinander, wem das Recht des Stärkeren zusteht. Bei den zarten Keimlingen verschiedener Gemüsepflanzen muss der Gärtner mit dem Grünen Daumen ein wenig nachhelfen. Und zwar zur rechten Zeit. Auch aus eigenem Interesse. Die schwachen oder geknickten Jungpflänzchen werden dann aussortiert, während die kräftigen Sämlinge aus der beengten Nachwuchs-WG in einen etwas größeren, eigenen Topf umziehen dürfen. In der Gärtnersprache bezeichnet man das Vereinzeln der jungen Pflanzen auch als „Pikieren“. Der Begriff geht auf das französische Wort „piquer“ (zu deutsch: stechen) zurück und bezog sich ursprünglich auf eine Militäreinheit zurück, die zwischen dem 15. und 17. Jahrhundert ihre Feinde mit der Pike, einem Spieß, im Nahkampf attackierte.
Heutzutage ist das Pikieren weit weniger blutrünstig. Und doch entscheidend dafür, wie ertragreich die Gemüseernte im eigenen Garten oder auf dem Balkon im Sommer ausfällt. Der stern erklärt deshalb, wann und wie kleine Tomatenpflanzen am besten vereinzelt werden und was nach dem Pikieren wichtig ist.
Tomaten pikieren: Wann ist der richtige Zeitpunkt?
Um herauszufinden, wann Tomatensämlinge vereinzelt werden müssen, braucht man weder einen Kalender noch detailliertes Fachwissen. Ein gutes Auge reicht locker. Sind die Tomatensamen (hier gibt’s ein Set mit 20 verschiedenen Sorten) in den Aussaatschalen gekeimt, bilden sich (bei Zweikeimblättrigen wie Tomaten und Paprika) zunächst zwei Keimblätter aus. Schon wenige Tage später folgen die ersten beiden echten Laubblätter. Genau dann kann langsam damit begonnen werden, die Keimlinge umzusiedeln bzw. zu pikieren. In der Regel ist das drei bis fünf Wochen nach der Aussaat. Bei der Anzucht auf der heimischen Fensterbank sollte zwischen Anfang und Mitte April pikiert werden (für alle, die doch ab und zu mal auf den Kalender schauen). Wer die Samen in sogenannten Multitopfpaletten ausgesät hat, muss nicht pikieren. Sie bleiben so lange in den Töpfchen bis man die Tomaten pflanzen kann.
Was man zum Pikieren braucht
Bevor die Sämlinge umgesetzt werden, sollte ein Sack nährstoffarme Aussaat- oder Kräutererde bereitstehen. Dazu einige Ton- oder Kunststofftöpfe mit einem Durchmesser von mindestens zehn Zentimetern und ein Pikierstab. Alternativ tut es hier auch ein angespitzes Holzstöckchen, ein Löffel oder etwas ähnliches. Mit der nährstoffarmen Erde sollen die Pflanzen dazu gezwungen werden, ihre Wurzeln für die Zeit im Freien zu stärken. Um sich trotz Nährstoffknappheit zu versorgen, müssen sie ihr Wurzelsystem in der Erde entsprechend verzweigen. Das hilft ihnen später, wenn sie erwachsen sind.
Wichtig: Die Gefäße für die pikierten Tomaten sollten unbedingt sauber sein. Mögliche Krankheitserreger stören die Entwicklung der in den ersten Wochen noch sehr empfindlichen Jungpflanzen.
Sind die neuen Pflanzgefäße entsprechend vorbereitet, können die Sämlinge umziehen. Damit das möglichst stressfrei passiert, empfehlen Experten, jede Pflanze einzeln aus der Aussaatschale zu nehmen und umzutopfen. Dazu wird das Substrat mit dem Pikierstab oder einem ähnlichen Gegenstand zunächst etwas gelockert. Danach kann die junge Pflanze vorsichtig aus der Erde gelöst werden. Ob der Sämling gesund und gut versorgt ist, erkennt man an den weißen und kräftigen Wurzeln. Braune, dünne Wurzeln deuten darauf hin, dass die Pflanze zu viel gewässert wurde. Ihre Überlebenschancen sind gering. Sie sollten zugunsten gesunder Jungpflanzen aussortiert werden.
Darauf sollte man beim Tomaten pikieren achten
Wurzeln und Stängel nicht abknickenÜberlange Wurzeln bis auf circa zwei Zentimeter kürzenSämling bis zum Ansatz der Keimblätter einsetzenVorsichtig mit den Fingern andrückenPflanze nach dem Pikieren sofort wässern (Sprühflasche)Pikierte Tomaten zunächst aus der direkten Sonne nehmen
Ab in die Freiheit! Das ist dabei wichtig
Nach dem Pikieren sind die jugendlichen Tomaten nur noch einen Schritt – in der Regel drei bis vier Wochen – vom Umzug an die frische Luft entfernt. Weil das eine extreme Umstellung ist, sollten die Pflanzen in den Tagen davor an die Freilandluft gewöhnt werden. Dazu stellt man die Töpfe mit den Pflanzen einige Tage an einen schattigen Platz im Garten oder auf dem Balkon. Danach sind sie abgehärtet und können endgültig in die Freiheit beziehungsweise das vorbereitete Beet ausgepflanzt werden. Je nachdem wie hoch die Pflanzen bis dahin schon gewachsen sind, ist dafür ein Rankstab oder ein Rankgitter hilfreich.
Quellen:gartenjournal.net; mein-schoener-garten.de, tomaten-welt.de; plantopedia.de
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