Das Festival „Yiddish Summer Weimar“ lässt wieder jiddische und andere Klänge hochleben. Diesmal gestalten die Macher auch einen besonderen Tag in Erfurt mit. Ein anderer Tag bereitet dagegen Sorgen.
Ein Höhepunkt des „Yiddish Summer Weimar“ wird in diesem Jahr ein ganzer Tag in Erfurt sein. Am 11. August feiert die Landeshauptstadt ihren Welterbe-Titel, den sie vor einem Jahr für ihre jüdisch-mittelalterlichen Stätten von der Unesco zugesprochen bekommen hatte. Und für diesen Tag gestaltet das jüdisch geprägte Kulturfestival das Programm. „Das wird ein großes Mitmach-Programm für die ganze Familie, nicht trocken oder akademisch“, sagte Festival-Leiter Alan Bern. Unter anderem sei ein Open-Air-Konzert geplant.
Neuer Sprachkurs
Ein Open-Air-Konzert auf dem Herderplatz in Weimar wird erstmals auch das Festival eröffnen. Neu sei auch das Angebot eines Sprachkurses speziell zu chassidischem Jiddisch. „Rund eine Million Menschen sprechen diese zeitgenössische Variante des Jiddischen, die sich weit vom Standardjiddisch entwickelt hat und sehr lebendig ist“, sagte Bern der Deutschen Presse-Agentur.
Sprach- und Musik-Kurse – zur traditionellen jiddischen Klezmer-Musik etwa – sind Kernbestandteil der Festivals. 14 Workshops soll es dieses Mal geben. Jiddisch ist eine Umgangssprache mancher Juden, wird aber auch von anderen Menschen gelernt und gesprochen. Die Wurzeln der Sprache reichen lange zurück, in ihr haben sich etwa Hebräisch und Deutsch vermischt.
Festivalwoche mit kostenlosen Angeboten
In diesem Jahr beginnt der Yiddish Summer am 12. Juli und endet am 17. August. Neben Erfurt und dem Traditionsstandort Weimar sind in diesem Jahr auch wieder Veranstaltungen etwa in Jena und Eisenach, aber auch außerhalb Thüringens geplant. 100 Konzerte und andere Veranstaltungen stehen auf dem Programm.
„Wer einen guten Überblick und Eindruck davon erhalten möchte, was den Yiddish Summer ausmacht, kommt am besten in der Festivalwoche vom 7. bis 11. August zu uns. Dann gibt es kostenfreie Schnupperkurse und andere Mitmach-Veranstaltungen, für die keine Vorkenntnisse nötig sind“, betonte Bern.
Bern, selbst Musiker, betonte, wie wichtig Mitmach-Angebote für das Festival sind. „Die jiddische Kultur ist traditionell auf Teilhabe ausgerichtet. Sie nur auf der Bühne zu verfolgen wäre falsch, die Leute sollen eigentlich mitmachen. Und wer einen Kurs mitgemacht hat, versteht auch die Konzerte am Abend besser.“
Gemeinsame Wurzeln freilegen
Inhaltlich greift das Festival wieder das Thema „Ottoman Routes and Roots“ auf. Verbindungen zwischen osteuropäisch-jüdischen und osmanischen Musikkulturen sollen aufgezeigt werden. „Unsere Philosophie ist es nicht „Brücken zu bauen“, sondern die teils hunderte oder sogar tausend Jahre alten Wurzeln offenzulegen, die Kulturen verbinden“, so Bern.
Das Projekt YAM-Ensemble mit jungen Menschen aus Griechenland, der Türkei und Deutschland zeige etwa die gemeinsamen Traditionen von türkischer, griechischer und jiddischer Musik auf. Beim Caravan Orchestra kommen junge Menschen aus Israel – Juden, Muslime und andere Nicht-Juden – mit jungen Menschen aus Deutschland zusammen.
Unwohlsein beim Blick in Zukunft
Bei aller Vorfreude auf das Festival schwingt bei Bern Bedenken mit Blick auf den 1. September mit. „Wir machen uns mit Blick auf die Landtagswahl große Sorgen. Das Kulturverständnis und auch die Philosophie der AfD ist ziemlich genau das Gegenteil von unseren Vorstellungen. Eine Zusammenarbeit mit einer AfD-Regierung ist kaum denkbar für uns.“
Der Yiddish Summer zählt neben den Jüdisch-Israelischen Kulturtagen und den Achava-Festspielen zu den drei jüdisch geprägten Festivals in Thüringen.
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