Gespannt blicken die USA auf das anstehende TV-Duell zwischen Joe Biden und Donald Trump. Es wäre nicht das erste Mal, dass eine Präsidentschaftsdebatte den Ausschlag in einem knappen Rennen gibt.
Der Countdown zum Duell läuft. in der Nacht auf Freitag deutscher Zeit treffen US-Präsident Joe Biden und sein Herausforderer Donald Trump in Atlanta zur ersten von zwei Präsidentschaftsdebatten aufeinander. Es ist das erste Mal seit vier Jahren, dass beide Männer wieder in ein und demselben Raum sein werden. Zuletzt gesehen haben sich die beiden bei ihrer hitzigen TV-Debatte im Oktober 2020.
Seither hat sich viel verändert. Die Vereinigten Staaten haben eine Pandemie, den Sturm aufs Kapitol, ein umstrittenes Abtreibungsurteil, hohe Inflation und mit der Ukraine und Gaza die Verwicklung in zwei globale Konflikte erlebt. Trump ist nun ein verurteilter Straftäter, der von einem New Yorker Gericht in 34 Anklagepunkten schuldig gesprochen wurde. Und Biden reiht sich ein in die Liste der unbeliebtesten Präsidenten. In den meisten Umfragen liegt er knapp hinter Trump.
Für beide Kandidaten steht am Donnerstag entsprechend viel auf dem Spiel. Ein Blick in die Geschichte zeigt: Es wäre nicht das erste Mal, dass ein Fernsehduell den Ausschlag in einem engen Rennen gibt.
Interview Alan Schroeder zur US-TV-Debatte
Millionen Zuschauer wollen das TV-Duell verfolgen
Seit Jahrzehnten sind Präsidentschaftsdebatten ein fester Bestandteil im amerikanischen Wahlkampf. Den Kandidaten bieten sie eine Chance, ihre öffentliche Wahrnehmung zu stärken und noch unentschlossene Wähler mit ihren politischen Visionen für das Land zu überzeugen. Oftmals ist es das größte Publikum ihrer Kampagnen. So schauten rund 73 Millionen Menschen das erste Biden-Trump-Duell im Vorfeld der Wahl 2020. Eine Zahl, die am Donnerstag noch übertroffen werden könnte.
Denn das Interesse in dem hochpolarisierten Wahlkampf ist groß. Rund 60 Prozent haben in Umfragen angegeben, das TV-Duell verfolgen zu wollen. Die von CNN-Journalisten moderierte Debatte wird auf mehr als fünf Sendern gleichzeitig übertragen. In New York, Houston und Los Angeles sind Watch-Partys im großen Stil geplant.
Für unentschlossene Wähler ist die Debatte wichtig
Historikern zufolge sind Präsidentschaftsdebatten dann am wichtigsten, wenn es in den Umfragen keinen klaren Spitzenkandidaten gibt und die unentschlossenen Wähler noch einen großen Teil der Wählerschaft ausmachen. Beides könnte in diesem Jahr zutreffen.
In den meisten nationalen Umfragen liegt Trump einen Prozentpunkt vor Biden. Rund zehn Prozent der Wählerinnen und Wähler geben an, noch unentschlossen zu sein. Die Situation erinnert an das knappe Rennen zwischen George W. Bush und Al Gore im Jahr 2000. Damals machten am Ende wenige hundert Wählerstimmen in Florida den Unterschied.
Hillary Clinton zu TV-Duell Biden Trump
Biden und Trump gehören zu den unbeliebtesten Präsidenten
Für Biden bietet das TV-Duell eine Gelegenheit, die Wählerinnen und Wähler an das Chaos der Trump-Jahre zu erinnern und einen starken Kontrast zwischen dem „verurteilten Straftäter“ und sich selbst zu zeichnen. Trump wird versuchen, ein Publikum abseits seiner MAGA-Blase zu umgarnen und die Zuschauer zu überzeugen, warum die USA unter seinem Nachfolger teurer, schwächer und gefährlicher geworden sind.
Doch das frühe Aufeinandertreffen birgt auch erhebliche Risiken. Biden und Trump sind nicht nur die ältesten Kandidaten, die jemals an einem Präsidentschaftswahlkampf teilgenommen haben. Sie sind auch mit Abstand die unbeliebtesten. Mehr als die Hälfte der Amerikaner (53 Prozent) haben eine negative Meinung von Trump, bei Biden sind es sogar noch zwei Prozentpunkte mehr. Hinzukommt, dass der frühe Debattentermin den Fokus auf Kleinigkeiten noch erhöht. Momente wie ein auffälliger Fehltritt, ein körperliches Straucheln oder ein geistiger Aussetzer könnten noch monatelang nachhallen. Zumal der Zeitraum bis zur zweiten Debatte im September ungewöhnlich lang ist.
Und es sind jene Szenen, die in die Geschichtsbücher eingehen könnten.
Beim ersten TV-Duell im Jahr 1960 dominierte ein selbstbewusster Senator John F. Kennedy den verschwitzt und erschöpft wirkenden Vizepräsidenten Richard Nixon. 1992 verspielte sich Präsident George H.W. Bush seine Chancen, als er vor laufenden Kameras ungeduldig auf die Uhr blickte. Und 2008 verwandelte der damalige Senator Barack Obama einen abschätzigen Kommentar John McCains in einen erfolgreichen Wahlkampfslogan.
Es sind die kleinen Momente, die am Ende den Ausschlag geben können.
Ein Rückblick auf die bedeutsamsten TV-Duelle der amerikanischen Wahlkampfgeschichte.