Die Wirtschaft in Nordrhein-Westfalen wird sich 2024 wohl etwas mehr erholen als noch vor vier Monaten angenommen. Das Wachstum könnte sogar stärker ausfallen als bundesweit, sagen Forscher.
Die Wirtschaft in Nordrhein-Westfalen wird sich nach Einschätzung von Konjunkturforschern in diesem Jahr etwas stärker erholen als noch im Frühjahr angenommen. Erwartet wird jetzt ein Zuwachs des Bruttoinlandsprodukts um 0,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, berichtete das RWI – Leibniz Institut für Wirtschaftsforschung am Donnerstag in Düsseldorf. Für ganz Deutschland rechnen die Forscher mit einem Wachstum von 0,4 Prozent. Ende Februar hatte das RWI noch mit nur 0,3 Prozent Wachstum für NRW gerechnet.
„Unter den hohen Energiepreisen infolge des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine hat vor allem die energieintensive Industrie in Nordrhein-Westfalen gelitten“, teilte das Wirtschaftsministerium in Düsseldorf mit. Entsprechend falle jetzt die Erholung stärker aus als in Deutschland insgesamt. Für das kommende Jahr 2025 nimmt das RWI in Bund und Land ein Wachstum von 1,5 Prozent an.
„Im produzierenden Gewerbe wurde die Produktion im ersten Quartal kräftig ausgeweitet“, sagte RWI-Konjunkturexperte Torsten Schmidt. Dies lasse erwarten, dass sich nun auch dieser Bereich von den meisten Belastungen der vergangenen Jahre erhole. „Dass die alten Produktionsniveaus schnell wieder erreicht werden, ist allerdings nicht zu erwarten.“
Ministerin: Politik muss „enkelfähig“ werden
Wirtschaftsministerin Mona Neubaur (Grüne) äußerte sich erfreut über die neue Prognose: „Mit einer besseren Konjunktur lassen sich auch die strukturellen Probleme leichter angehen. Unsere Politik muss endlich „enkelfähig“ werden – damit der Planet auch für kommende Generationen lebenswert bleibt“, sagte sie. Wirtschaft und Infrastruktur müssten dafür modernisiert werden. „Dies erfordert gewaltige Investitionen – vor allem von privaten Unternehmen, aber auch von staatlichen Institutionen.
Der Präsident der Industrie- und Handelskammer NRW, Ralf Stoffels, äußerte sich zurückhaltend: „Unsere aktuelle Konjunkturumfrage zeigt, dass die Verunsicherung in der NRW-Wirtschaft weiter groß ist.“ Immerhin scheine sich der Abschwung nicht weiter fortzusetzen und die Konjunktur zunächst auf eine Seitwärtsbewegung einzuschwenken. „Um richtig Schwung aufzunehmen, brauchen wir klare Rahmenbedingungen mit einer langfristigen Perspektive. Noch werden vielfach notwendige Investitionen und Innovationen verschoben.“
Das in Essen ansässige RWI veröffentlicht im Auftrag des Wirtschaftsministeriums jährlich drei Konjunkturberichte.
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