Der Internationale Strafgerichtshof (IStGH) hat einen dschihadistischen Polizeichef wegen Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit in der Stadt Timbuktu im westafrikanischen Mali verurteilt. Wie das Gericht am Mittwoch mitteilte, wurde Al Hassan Ag Abdoul Aziz Ag Mohamed Ag Mahmoud unter anderem wegen Folter und Verstößen gegen die Menschenwürde in den Jahren 2012 und 2013 für schuldig befunden.
Der 46-jährige Al Hassan habe während einer kurzzeitigen Machtübernahme von Islamisten der Gruppen Ansar Dine und Al-Kaida in Timbuktu eine „Schlüsselrolle“ gespielt und als Polizeichef Amputationen und Auspeitschungen beaufsichtigt, sagte der Vorsitzende Richter Antoine Kesia-Mbe Mindua. Der Angeklagte habe „zu den von anderen Mitgliedern“ der Dschihadistengruppen begangenen Verbrechen beigetragen, darunter Verstümmelung und Verfolgung.
Bekleidet mit einer gelben Tunika und einer weißen Kopfbedeckung verfolgte Al Hassan die Urteilsverkündung regungslos und mit verschränkten Armen. Das Strafmaß wird laut dem Gericht in Kürze bekannt gegeben.
Die zum Unesco-Weltkulturerbe zählende Oasenstadt Timbuktu wurde zwischen dem fünften und dem 12. Jahrhundert von Tuareg-Stämmen gegründet und ist als „Perle der Wüste“ bekannt. Im Jahr 2012 nutzten Kämpfer der islamistischen Gruppen Al-Kaida und Ansar Dine einen Aufstand der ethnischen Tuareg aus, um Timbuktu zu besetzen.
Eine ganze Reihe der berühmten Mausoleen muslimischer Heiliger wurden damals zerstört. Die Zivilbevölkerung litt unter einer Schreckensherrschaft. Diese wurde 2013 durch ein Eingreifen des französischen und malischen Militärs beendet.