In einigen anderen Bundesländern hat die Getreideernte bereits begonnen. In Thüringen stehen die Mähdrescher in vielen Agrarbetrieben bereit.
Der Beginn der Getreideernte in Thüringen steht unmittelbar bevor. Bei weiterhin sommerlichem Wetter könnten die Mähdrescher Mitte bis Ende kommender Woche starten, sagte André Rathgeber vom Thüringer Bauernverband auf dpa-Anfrage in Erfurt. Zuerst werde Wintergerste von den Feldern geholt, die in diesem Jahr auf 75 900 Hektar herangewachsen sei. Die Anbaufläche für diese Getreideart ist relativ stabil, geht aus Zahlen des Statistischen Landesamtes hervor.
Derzeit seien bereits Mähdrescher auf den Straßen unterwegs – sie würden nach der Wartung jedoch zunächst in die Landwirtschaftsbetriebe zurückgebracht.
Ernteprognose noch schwierig
Traditionell seien die Bauern im Thüringer Becken, aber auch im Altenburger Land und im Norden Thüringens die ersten, die mit dem Einbringen der Getreideernte beginnen, sagte Rathgeber. In einigen anderen Bundesländern, beispielsweise in Sachsen, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern laufe die Ernte in einigen Regionen bereits. Wie sie 2024 ausfällt, dazu seien noch keine Prognosen möglich. „Die Hoffnung ist groß, dass die Erträge, die Qualität, aber auch die Preise gut sind“, so der Fachreferent des Bauernverbandes. „Doch das zeigt sich erst, wenn die ersten Mähdrescher zurück in den Betrieben sind.“
Insgesamt wächst nach den Angaben der Erfurter Statistiker auf Thüringens Feldern in diesem Jahr weniger Wintergetreide heran. Im Herbst seien rund 370.000 Hektar mit Wintergetreide bestellt worden – ein Rückgang von 19.900 Hektar oder fünf Prozent. Winterweizen, der einen großen Anteil ausmacht, wurde auf 170.300 Hektar gesät. Der Rückgang fiel mit zehn Prozent überdurchschnittlich aus. Der Anbau von Winterroggen verringerte sich um sieben Prozent auf etwa 9000 Hektar.
„Die Natur ist regelrecht explodiert.“
Triticale, eine Kreuzung aus Weizen und Roggen, wurde auf rund 10.300 Hektar bestellt – ein Plus von fünf Prozent. Einen großen Anteil an der Anbaufläche hat erneut Winterraps mit rund 100.200 Hektar. Der Anbau der Ölfrucht ging damit leicht um zwei Prozent zurück.
Derzeit sei schwer einschätzbar, ob vergleichsweise viel Regen in den vergangenen Wochen die Erntemenge positiv beeinflusst. Wichtig sei vor allem, dass die Böden nach den trockenen Jahren wieder besser befeuchtete seien, sagte Rathgeber. „Wir sind froh über das Wasser. Auch wenn es hier und da Überflutungen von Agrarflächen gab. Die Natur ist regelrecht explodiert.“
Auf den Feldern und an den Feldrändern seien massenhaft roter Mohn, Disteln und Brennnesseln gewachsen – ein Zeichen, dass es wieder mehr Feuchtigkeit gibt. Diese Pflanzen kämen auch den Insekten zugute. Allerdings sorge die Feuchtigkeit auch für Krankheiten. Das könnten auch Hobbygärtner beispielsweise an ihren Rosen verfolgen, die derzeit ebenso wie Getreidepflanzen anfällig für Pilzkrankheiten seien.
Zudem hatte Hagel in den vergangenen Wochen örtlich für Schäden gesorgt. Nach Angaben der Vereinigten Hagelversicherung war in Thüringen unter anderem eine Region vom südthüringischen Grabfeld über Gera und Greiz bis ins Vogtland von einem Hagelschauer betroffen.