In einem Motorblock wollte ein 51-Jähriger 596 PC-Prozessoren nach China schmuggeln. Obwohl sie offenbar aus dem Jahr 2017 stammen, sind sie dort erstaunlich viel wert. Das liegt an einer Entscheidung Donald Trumps.
Wenn man in Deutschland an Schmuggel denkt, kommen einem in der Regel Drogen, Zigaretten oder Produktfälschungen in den Sinn. An der chinesischen Grenze wurde nun ein 51-Jähriger mit heißer Ware ganz anderer Art erwischt: Er versuchte, Computerprozessoren aus Hong Kong zu schmuggeln.
Das meldet die Zollbehörde von Hong Kong. Die Sonderverwaltungszone ist zwar offiziell Teil des Staatsgebiets, hat aber immer noch eine Grenze zu China. Der nun verhaftete Geschäftsmann wollte die Zone in Richtung der nahegelegenen chinesischen Metropole Shenzhen verlassen. Aus nicht näher genannten Gründen entschieden sich die Zollbeamten allerdings, den Mercedes Benz des Mannes zu röntgen. Und entdeckten so die in Zwischenräumen versteckten Computerchips.
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Alte Chips zum Wucherpreis
Verteilt auf 149 Plastikpakete hatte der Mann insgesamt 596 Intel-Prozessoren der Xeon-Serie in den Zwischenräumen der Karosserie versteckt. Ingesamt hatte die Schmuggelware nach Angaben des Zolls einen Wert von knapp 12 Millionen Hong-Kong-Dollar, was etwa 1,4 Millionen Euro entspricht. Ein einzelner Prozessor wird damit auf einen Preis von knapp 2350 Euro bewertet.
Das ist vor allem deshalb bemerkenswert, weil es sich offenbar um ziemlich alte Prozessoren handelt: Nach Erkenntnissen von „Heise“ müsste es sich um Xeon-Chips der Skylake-Generation handeln – und die erschien 2017. Diese Chips sind nach heutigen Maßstäben langsame Stromfresser, ihr Einsatz damit nicht sehr effizient. Vor allem sind sie in Deutschland teilweise zu Preisen zwischen 100 und 200 Euro zu bekommen – einem Bruchteil des vom Zoll angegebenen Wertes.
Trumps Chip-Sperre ist immer noch in Kraft
Warum sollte man diese Chips also kaufen, geschweige denn schmuggeln? Die Antwort liegt in einer folgenreichen Entscheidung der US-Regierung unter Donald Trump. Die hatte 2020 entschieden, den chinesischen Zugriff auf US-Chips erheblich einzuschränken. Nur noch mit Sondergenehmigung durften chinesische Firmen Chips von US-Herstellern wie Intel einführen und verbauen.
Prominentestes Opfer dieser Politik war Huawei. Der Hersteller nahm zum Zeitpunkt des Verbots gerade Anlauf, um Samsung als größten Smartphone-Hersteller der Welt abzulösen. Trotz gigantischer Hamsterkäufe vor dem Eintreten des Verbots konnte sich Huawei letztlich nie von dem schweren Schlag erholen. Obwohl der Konzern in China immer noch zu den größten gehört, spielen seine Smartphones in Europa quasi keine Rolle mehr.
Das wichtigere Ziel der USA ist aber ein anderes: China soll in seinen Bemühungen ausgebremst werden, gigantische Server- und Rechenzentren aufzubauen. Diese könnten für das Training von Künstlicher Intelligenz oder die Berechnung von militärischen Simulationen genutzt werden, so die Furcht der USA. Die Sperre wurde auch von Trumps Nachfolger Joe Biden aufrechterhalten. In China gibt es entsprechend einen großen Markt für die geschmuggelten Chips, immer wieder werden einzelne Schmuggler mit größeren Mengen erwischt.
Ermittlungen zum Prozessor-Schmuggel noch nicht abgeschlossen
Ob die entdeckten Intel-Prozessoren tatsächlich dafür bestimmt waren, ist nun Gegenstand der Ermittlungen. Der Zoll versucht nach eigenen Angaben, den Bestimmungsort der Chips und mögliche Partner des Schmugglers zu ermitteln. Dem könnten durchaus empfindliche Strafen drohen: Für die Ausführung nicht deklarierter Waren sieht Hong Kong auch Haftstrafen vor.
Quellen: Zollbehörde Hong Kong, South China Morning Post, Heise