Ein Unglück hat Fachleute der Herzogin Anna Amalia Bibliothek zu Experten für von Katastrophen beschädigte historische Bücher werden lassen. Davon profitieren nun auch andere – etwa im Ahrtal.
Fachleute der Herzogin Anna Amalia Bibliothek in Weimar haben eine von der Flut im Ahrtal stark beschädigte historische Bibel aufwendig restauriert und an die Besitzer übergeben. Die 1755 gedruckte Lutherbibel lag lange im Wasser, war durch Schlamm verunreinigt und stark von Schimmel befallen. „Eine besondere Herausforderung“, fasste Bibliotheksdirektor Reinhard Laube am Dienstag in Weimar die Arbeiten zusammen. In vielen einzelnen Schritten – Gammabestrahlung gegen den Pilzbefall inklusive – habe die Familienbibel in einen Zustand gebracht werden können, dass sie nun wieder genutzt werden könne.
„Ich könnte heulen“, sagte Caroline Tutas (Nachname geändert) aus Bad Neuenahr, als sie das Buch bei der Übergabe am Dienstag sah. Die Bibel habe sich in der Sammlung ihres Vaters befunden, sei schon lange in der Familie. Sie könne es kaum fassen, dass sie das Werk wieder zu ihrem betagten Vater bringen könne.
Über eine Hilfsinitiative für die von der Flut 2021 Betroffenen kam der Kontakt der Familie nach Weimar zustande. Die Bibliothek unter dem Dach der Klassik Stiftung Weimar habe sich des Buchs auch deshalb angenommen, um es als Lehrobjekt von Restaurierungsmethoden zu nutzen, so Laube.
Im Umgang mit von Katastrophen gezeichneten wertvollen Büchern hat die Anna Amalia Erfahrung: Vor 20 Jahren zerstörte ein Feuer dort Zehntausende Bücher. Viele Bände konnten zwar gerettet werden, die meisten waren aber von Feuer und Löschwasser beschädigt. Um möglichst viele dieser „Aschebücher“ zu restaurieren, wurde in der Werkstatt der Bibliothek ein eigenes Verfahren entwickelt. Das Fachleute im Haus gelten inzwischen als Experten für geschädigtes Schriftgut.